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  • Thorsten Emberger

Fuchsjagd wegen fehlender natürlicher Feinde?

Hören - Das seit April 2015 in Luxemburg geltende Verbot der Fuchsjagd hat seinerzeit auch in Deutschland viele Diskussionen ausgelöst. Immer wieder taucht dabei von verschiedenen Seiten die Behauptung auf, die Jagd auf den Fuchs wäre unumgänglich, denn er habe keine natürlichen Feinde und würde sich deshalb ungebremst vermehren.



Die seit über einhundert Jahren in jagdfreien Gebieten gewonnenen Erkenntnisse sprechen eine andere Sprache. Obwohl hier jagdlich nicht in die Fuchsbestände eingegriffen wird, nehmen diese dort nicht zu. Beispiel Nationalpark Bayerischer Wald: hier wurden Füchse im jagdfreien Teil über einen mehrjährigen Zeitraum beobachtet (man spricht vom sogenannten Monitoring). In der entsprechenden wissenschaftlichen Publikation des Nationalparks erfährt man, dass die durchschnittlichen Reviergrößen eines Fuchsrüden hier bei 4,3 Quadratkilometern liegen und nur 1,7 Welpen pro Wurf zur Welt kommen. Die Ursache für die geringe Geburtenrate liege in der stabilen Sozialstruktur der Füchse. In intensiv bejagten Arealen bringen Füchse drei- bis viermal so viele Jungtiere zur Welt.

Als natürliche Feinde von Füchsen gelten Wolf, Luchs, Uhu und Steinadler. Einen entscheidenden Anteil in deren Beuteschema stellen Füchse aber nicht dar. Beim Luchs beispielsweise macht Fuchsfleisch gerade mal vier Prozent seiner Nahrung aus. Unter Berücksichtigung der relativ großen Reviere von Luchsen (von 80 qkm bis über 300 qkm) kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass deren Wirkung auf den Fuchsbestand viel zu gering ist, als dass sie eine regulierende Wirkung annehmen könnten.

Gerne übersehen wird auch, dass an die Stelle von natürlichen Feinden der Straßenverkehr getreten ist. Dieser fordert mitunter mehr Opfer unter den Wildtieren, als das auf selber Fläche durch das Vorhandensein natürlicher Feinde der Fall wäre. Ein interessanter Aspekt in diesem Zusammenhang ist übrigens auch das Verbot der Greifvogeljagd. Als dieses 1970 in Deutschland eingeführt wurde, prognostizierten große Teile der Jägerschaft ein regelrechtes Schreckensszenario. Der Bestand der Greifvögel würde bedrohlich ansteigen, sie würden Singvögel und Kleinsäuger in Deutschland binnen weniger Jahre gänzlich ausrotten. Sogar eine Bedrohung für den Menschen wurde allen Ernstes propagiert. Und man müsse die Greifvögel weiterhin unbedingt bejagen um deren Bestand zu regulieren, da sie keine natürlichen Feinde hätten, so die Jagdbefürworter. Seit über 50 Jahren nun dürfen Greifvögel in Deutschland nicht mehr bejagt werden, bis heute hat sich nichts von den furchterregenden Weissagungen bewahrheitet. Die Natur braucht den Menschen nicht als Regulator, sie regelt sich selbst durch Nahrungsangebot, Sozialstrukturen, Krankheiten und durch klimatische Einflüsse.

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