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  • Lovis Kauertz

Paarungszeit der Füchse - High Noon für Jäger

Hören - Noch bis Ende Februar hat der Fuchs besonders unter Nachstellung zu leiden: Jäger nutzen die Paarungszeit der Füchse, um die ansonsten sehr vorsichtigen Beutegreifer vor die Flinte zu bekommen. Vielerorts finden dazu so genannte „Fuchswochen“ statt.

Ziel ist es innerhalb eines Zeitraums von ein bis zwei Wochen unter Beteiligung zahlreicher Jäger möglichst viele Füchse in einer Region zu erschießen. Um diese ökologisch sinnlose und durchaus tierschutzrelevante Verfolgung des Rotfuchses zu rechtfertigen behauptet man kurzerhand, die Fuchsjagd sei „notwendig", weil die Fuchsbestände ansonsten überhandnähmen.

Wie wir aus jagdfreien Gebieten aber wissen, sorgt die Sozialstruktur unter den Füchsen dafür, dass sie sich nicht über Gebühr vermehren. Lässt man Füchse in Ruhe, so leben sie in stabilen Familiengemeinschaften, in denen nur die ranghöchste Füchsin Nachwuchs bekommt. Die Geburtenrate ist relativ gering und die Populationsdichte bleibt konstant.

In Luxemburg trotz Jagdverbot nicht mehr Füchse

Keine Panik in Luxemburg - Trotz Jagdverbot bleiben Füchse unauffällig. Bild: Michael Hamann

Das zeigt zuletzt auch das seit 15. März 2015 bestehende Fuchsjagdverbot in Luxemburg, der seit 1974 fast jagdfreie Kanton Genf in der Schweiz oder deutsche Nationalparks. Auch ohne die Hobbyjagd ist nirgendwo eine merkliche Veränderung der Zahl der Füchse festzustellen.

Sobald dieses stabile System jedoch durch die Jagd gestört wird, bricht es auseinander. Nahezu jede Füchsin trägt zur Vermehrung bei und die Anzahl der Welpen pro Wurf nimmt zu. Das ist ein von der Natur vorgesehener, ganz normaler Prozess. Die Tiere erhöhen ihre Reproduktion, um Bestandsverluste zu kompensieren und damit die Art zu erhalten.

Erst im Sommer 2017 hat eine weitere wissenschaftliche Studie belegt, dass selbst bei extrem intensiver Jagd in einem Areal von 693 Quadratkilometern (69300 ha) über einen Zeitraum von vier Jahren die Fuchspopulation nicht reduziert werden konnte. Je stärker Füchse bejagt werden, desto mehr Nachwuchs gibt es - den Rest macht die Zuwanderung aus weniger bejagten Arealen. Ein wie auch immer gearteter Versuch der „Regulierung" von Fuchsbeständen ist also weder nötig, noch ist sie mit jagdlichen Mitteln überhaupt möglich. 1)

Diese Erfahrung ist geradezu symptomatisch für unseren Umgang mit Wildtieren: Manche Jäger wollen uns glauben machen, man müsse die Natur mit der Flinte „zurecht schießen", um selten gewordene Arten wie das Rebhuhn oder den Fasan zu schützen. Dass „Artenschutz“ mit der Flinte nicht funktioniert, zeigen zahlreiche Forschungsergebnisse und last but not least der trotz intensiver Fuchsjagd starke Rückgang der Arten, die man eigentlich vorgibt schützen zu wollen.

1) Elsevier B.V., Preventive Veterinary Medicine: Studie zur Verbreitung von Wildtierkrankheiten durch die Fuchsjagd, Sebastien Comte et. al.: Im Rahmen der Studie wurde vier Jahre lang wissenschaftlich untersucht, ob die Jagd als Maßnahme gegen den Fuchsbandwurm sinnvoll ist. Dafür wurde in einem knapp 700 Quadratkilometer großen Gebiet bei der Stadt Nancy (F) die Jagd auf Füchse deutlich intensiviert. 1.700 Stunden wurden in der Nacht auch von Autos heraus Füchse beschossen, was zu einem Anstieg der Jagdstrecke um 35 % geführt hat. Dieses Gebiet wurde anschließend mit einem anderen Gebiet ohne intensivierte Jagd verglichen. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Fuchspopulation wurde durch die drastisch intensivierte Bejagung im Testgebiet nicht verringert. Der Fuchsbandwurm breitete sich im intensiv bejagten Testgebiet aus, anstatt reduziert zu werden.

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