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  • Claudia Ward

Artenschutz - die Lizenz zum Töten

Jahr für Jahr werden im Rahmen der Jagd in Deutschland hunderttausende von Füchsen, Dachsen, Mardern, Waschbären und anderen Beutegreifern getötet. Ein Vorwand dafür lautet Artenschutz.


Die Jagdverbände diffamieren diese von ihnen als „Raubwild“ bezeichneten Tierarten als Hauptverursacher am Rückgang des Niederwilds und anderer gefährdeter Arten und propagieren ein intensives Prädatorenmanagement, als wolle man die Beutegreifer wie Fuchs und Waschbär ausrotten. Nicht wenige Jagdausübungsberechtigte verstehen die Parolen der Jagdverbände als Auftrag, Füchse, Marder und Katzen so zu bekämpfen, als wären sie Feinde der Erde. Abgeschossen, in Fallen gefangen, den Hunden zum Fraß vorgeworfen. Brutal und tierquälerisch.


Fuchs in Drahtgitterfalle Foto: Claudia Ward

Verachtend und abfällig werden Beutegreifer als „Raubzeug“ oder fälschlicherweise als „Raubwild“ von manchen dieser angeblichen Naturschützer betitelt. Katzen werden zudem als „Kurzschnabelfüchse“ und „Pest in der Natur“ bezeichnet.


Tatsächlich stehen Feldhasen und Rebhühner auf den Roten Listen der gefährdeten Arten. Auch bei den Sing- und den Feldvögeln ist ein kontinuierlicher Rückgang leider traurige Wahrheit. Doch das liegt nicht an Fuchs, Waschbär oder Katze, sondern an der fortschreitenden Zerstörung von Lebensraum und Lebensgrundlagen, vor allen Dingen durch die Landwirtschaft aber auch durch die Jagd!


Füchse sind für das gesamte Ökosystem überaus wichtig. Ein Gesundheitspolizist auf vier Beinen, welcher kranke und schwache Tiere erlöst. Effektiv verhindert dieser damit, dass Wildtierkrankheiten ausbrechen können, wovon wiederum auch das Niederwild profitiert.


Trotzdem wird vor allem der Fuchs auf eine teilweise unvorstellbar grausame Art und Weise gehetzt, gejagt, erschossen, erschlagen, in Fallen gefangen, aus seinem Bau herausgezerrt und zum „Abwürgen“ – was oft einem Zerfetzen gleichkommt -, den Jagdhunden vorgeworfen, als wäre er der Leibhaftige in der Natur. Das gleiche Schicksal erwartet im Rahmen der Baujagd auch seine Welpen.


Betonrohrfalle Bild: Claudia Ward

Zweifellos fangen Katzen Vögel und töten diese, jedoch sind sie nicht die Ursache für das Vogelsterben. Von den eigentlichen Hauptgründen wird nicht gesprochen, diese werden eher totgeschwiegen. Kein Wunder, denn verglaste Fensterfronten und Windkrafträder kann man nicht abschießen und auch der legale und illegale Vogelmord im In- und Ausland wird nach Möglichkeit verschwiegen. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.


Dachse ernähren sich hauptsächlich von vegetarischer Kost und von Schnecken, Mäusen und Insekten. Ungeachtet dessen werden Dachse in Deutschland bejagt, in den 1970er Jahren wurden diese beinahe durch die Jagd ausgerottet.


Der Waschbär ist ein Allesfresser. Vom Menschen Weggeworfenes zählt zu seiner Nahrung, genauso wie offen stehendes Katzen- oder Hundefutter. Er ist kein Nahrungsspezialist und frisst, was ihm gelegen kommt. Das ist auch mal ein Vogelküken oder ein Vogelei. Trotzdem wird dieser als Räuber abgestempelt und - zudem laut EU-Verordnung als invasiv eingestuft - mit aller Macht bekämpft.

Selbstverständlich fangen alle Beutegreifer Tiere zum Fressen, es sind nun mal Fleischfresser. Aber deshalb sind sie weder „Bösewichter“ noch die Ursache des Artensterbens.



Bild: privat

Tatsächlich geht es den Beständen von Feldhasen, Rebhuhn und Feldvögel immer schlechter durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Monokulturen wie Mais und Raps, Flächenversiegelung, Pestiziden auf den Feldern tun ihr übriges. Keine Lebensräume, keine Nahrung. Kein Niederwild. Punkt.


Rebhühner und Fasane werden gezüchtet oder aus dem In- und Ausland eingekauft und letztlich zu Jagdzwecken ausgesetzt. Diese Tiere haben kaum eine Überlebenschance. Jäger versuchen die Bestände vor allen Dingen durch Fütterung und jagdliche Einwirkung auf Füchse künstlich zu hegen. Fasane stammen ursprünglich aus dem asiatischen Raum und wurden in unseren Breiten als Jagdtrophäe eingeführt. Diese Tiere dienen nur dem Spaß der Jäger, zum Sommerende werden zig Tiere ausgesetzt, nur um diese bei Treibjagden wieder abschießen zu können. Ebenso ergeht es den Rebhühnern.




Auch Kiebitze werden jedes Jahr auf ihrem Zug ins Winterquatier in Frankreich zu Tausenden gefangen und getötet. Kein Jäger spricht davon, es ist einfacher den schwarzen Peter dem Fuchs zuzuschieben.


Den allermeisten Jagdscheininhabern geht es nicht um Artenschutz, sondern um die pure Lust am Töten. Und der Vorwand „Artenschutz“ ist die „Lizenz zum Töten“. Bei derzeitig 400.000 Jagdscheininhabern im gesamten Bundesgebiet besteht die berechtigte Frage „Wer ist hier der Bösewicht?“.


Wirklichen Artenschutz zu betreiben, bedeutet z.B. Lebensräume für bedrohte Tiere zu schützen und zu erhalten, Biotope anzulegen und zu pflegen, Blühstreifen anzulegen, Krötenzäune aufzustellen, Nistkästen für bedrohte Vögel und Fledermäuse aufzuhängen, Abfall vermeiden und einsammeln, um einige zu nennen.


Das Töten von Fuchs, Waschbär, Katze und Co rechtfertigt auch nicht das Überleben von bedrohten Arten, denn diese sind nicht die Ursache des Aussterbens einzelner Tierarten. Kein Tier rottet eine andere Tierart aus.

Das schafft nur der Mensch.



Bild: öffentlich


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