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  • Lovis Kauertz

Intensive Fuchsjagd erhöht den Fuchsbandwurm-Befall

Vor allem im Süden Deutschlands trägt ein beträchtlicher Teil der Füchse den Fuchsbandwurm als Darmparasiten in sich. Die Bandwurmeier, die sie mit dem Kot ausscheiden, können beim Menschen die sogenannte alveoläre Echinokokkose verursachen, eine ernste Krankheit, die lebenslanger Behandlung bedarf. Was zunächst gefährlich und unberechenbar klingt, ist in Wirklichkeit jedoch eine extrem seltene Erkrankung, vor der man sich mittels einfacher Hygiene zuverlässig schützen kann. Bundesweit erkranken pro Jahr etwas mehr als 30 Menschen daran, etwa so viele, wie mit Jagdwaffen ums Leben kommen.

Dennoch: Jagdverbände schüren die Angst vor dem Fuchsbandwurm. Sie nutzen die latente Furcht der Bürger vor einer Infektion mit der Echinokokkose, um für die Fuchsjagd zu werben – nur durch die intensive Jagd auf den Fuchs, so argumentieren sie, könne man den Fuchsbandwurm eindämmen.

Durch die Bejagung steigt der Anteil von Jungfüchsen an der Population, welche jedoch für den Bandwurm deutlich anfälliger sind und zudem mehr Bandwurmeier ausscheiden als ältere Tiere. Bild: René Schleichardt

Aber genau so ist es eben nicht. Schon seit den 1990er Jahren gibt es wissenschaftliche Indizien (1/2/3) dafür, dass die Jagd im Hinblick auf die Befallsrate der Füchse mit dem Fuchsbandwurm sogar kontraproduktiv ist. Ein aktuelle Forschungsarbeit (4) aus Frankreich bestätigt diese Annahme:

In einem Testgebiet in Frankreich wurde im Rahmen einer vierjährigen Studie die Fuchsjagd unter erheblichem zeitlichem und finanziellem Aufwand intensiviert. Die Zahl der getöteten Füchse stieg dadurch zwar um gewaltige 35 Prozent, jedoch führte dies nicht zu einer Dezimierung des Fuchsbestands, da Füchse selbst hohe Verluste durch steigende Geburtenraten und Zuwanderung kompensieren können. Auch die Befallsrate mit dem Fuchsbandwurm sank nicht, sondern stieg sogar um 15 Prozent an, während sie in einem Vergleichsgebiet konstant niedrig blieb. Ähnliche Ergebnisse meldet auch Luxemburg, wo seit 2015 keine Füchse mehr gejagt werden.

Dieses Ergebnis zeigt deutlich, dass die Fuchsjagd ein völlig ungeeignetes Mittel zur Bekämpfung des Fuchsbandwurms ist und das – eigentlich extrem geringe – Risiko für den Menschen sogar erhöhen kann. Durch die Bejagung steigt der Anteil von Jungfüchsen an der Population, welche jedoch für den Bandwurm deutlich anfälliger sind und zudem mehr Bandwurmeier ausscheiden als ältere Tiere.

Eine wirksame Maßnahme ist dagegen der Einsatz von Entwurmungsködern, wie im Rahmen einer Studie der TU München (5) bereits eindrucksvoll bewiesen wurde: Im Landkreis Starnberg konnte mit dieser tierschutzgerechten Methode die Befallsrate der Füchse innerhalb von vier Jahren von 51 auf 0,8 Prozent reduziert werden.

+++

Quellen:

1) P. Deplazes, D. Hegglin, S. Gloor, T. Romig (2004): Wilderness in the city: the urbanization of Echinococcus multilocularis". TRENDS in Parasitology Vol.20 No.2

3) K. Tackmann, U. Loschner, H. Mix, C. Staubach, H.H. Thulke, F.J. Conraths (1998): Spatial distribution patterns of Echinococcus multilocularis (Leuckart 1863) (Cestoda: Cyclophyllidea: Taeniidae) among red foxes in an endemic focus in Brandenburg, Germany. Epidemiol Infect 120, 101-109

4) Comte, S. et al (2017): Echinococcus multilocularis management by fox culling: An inappropriate paradigm, Preventive Veterinary Medicine, Volume 147, 178-185.

5) Technische Universität München – Arbeitsgruppe Wildbiologie und Wildtiermanagement am Lehrstuhl für Tierernährung: Forschungsprojekt “Entwurmungsaktion“ im Landkreis Starnberg

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