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Teil 2: Fakten zu Füchsen und zur Fuchsjagd

Haben Füchse natürliche Feinde? Kann die Jagd Fuchsbestände überhaupt regulieren?

Fakten zu Füchsen und zur Fuchsjagd - Teil 2

 

Teil 1 - Fakten zur Jagd allgemein 

Teil 2 - Füchse und Fuchsjagd | als PDF – Stand April 2024

Teil 3 - Wildschweine und Schwarzwildjagd 

Teil 4 - Invasive Arten 

Teil 5 - Wald und Wild 


Jäger behaupten, sie jagen Füchse, weil die „keine natürlichen Feinde haben"

 

Hören - Fakt ist, dass Jäger auch in diesem Punkt irren. Füchse haben durchaus natürliche Feinde. Dazu gehören Wolf, Luchs, Uhu und Steinadler. Füchse machen allerdings nur einen unerheblichen Anteil an deren Speiseplan aus. Viele Füchse werden zudem Verkehrsopfer.  

Fakt ist aber auch, dass sich die Bestände von Füchsen und anderen Beutegreifer selbst regulieren, ohne Überhand zu nehmen. Wesentliche Regulierungsfaktoren sind dabei das Nahrungsangebot im Fuchsrevier und Krankheiten wie Staupe oder Räude.

 

Aktuellstes Beispiel dafür, dass eine unbejagte Fuchspopulation nicht überhandnimmt ist das seit 2015 geltende Fuchsjagdverbot in Luxemburg: Die Zahl der Füchse ist seither weitgehend konstant geblieben, weshalb das Fuchsjagdverbot guten Gewissens von Jahr zu Jahr verlängert wird. Hier hat man übrigens auch festgestellt, dass seit dem Fuchsjagdverbot der Befall der Füchse mit dem Fuchsbandwurm signifikant abgenommen hat. Im Kanton Genf werden Füchse seit 1974 nur in Ausnahmefällen gejagt und dennoch gibt es auch dort nicht zu viele Füchse. So wurden in den zehn Jahren zwischen 2010 und 2019 pro Jahr etwa sieben bis acht Füchse im Rahmen des Spezialabschusses getötet (Jagdstatistik Schweiz). Auch in den meisten deutschen Nationalparks wird der Fuchs nicht bejagt – ohne, dass die Bestände nennenswert zunehmen.

Mehr dazu in unserem Artikel: Fuchsjagd wegen fehlender natürlicher Feinde?

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Welche Krankheiten haben Füchse und welche können sie übertragen?

 

Die häufigsten Krankheiten, mit denen Füchse befallen sein können, sind Räude und Staupe. Nach Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) ist Deutschland seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut. Den letzten bekannten Tollwutfall unter Füchsen gab es in Deutschland 2006 in Rheinland-Pfalz.

 

Räude ist eine von Milben verursachte Hautkrankheit, die unter Füchsen immer wieder vorkommt. Hunde können mit gängigen Milbenmitteln leicht behandelt werden, beim Menschen können die Räudemilben einige Tage einen Hautreiz hervorrufen, der aber schnell abklingt und außerdem mit Salben gemildert werden kann. Staupe führt bei Füchsen – meist sind es Jungfüchse – zum Tod. Staupe kann auf Haustiere, die nicht dagegen geimpft sind, übertragen werden. Ob ein Fuchs Träger des Fuchsbandwurms ist, lässt sich äußerlich nicht erkennen, da der den Fuchs selber kaum beeinträchtigt. Fuchsbandwurm-Erkrankungen des Menschen sind extrem selten: Bundesweit erkranken pro Jahr etwa 30 bis 40 Personen an der sogenannten alveolären Echinokokkose, das sind weniger, als es Lottomillionäre gibt oder durch Jagdunfälle zu Schaden kommen.

 

Mehr dazu: Leitfaden Fuchs | Keine Tollwut mehr unter Deutschlands Füchsen | Gesundheitsrisiken durch Wildtiere gering

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Jäger behaupten, Jagd reduziere das Risiko des Bandwurmbefalls von Füchsen

 

Fakt ist zunächst einmal, dass die durch den Fuchsbandwurm übertragene Krankheit „alveoläre Echinokokkose“ extrem selten ist. Deutschlandweit gibt es gemäß Robert-Koch-Institut durchschnittlich 30 bis 40 Neuerkrankungen pro Jahr. Wahrscheinlicher ist es da, bei einem Jagdunfall zu Schaden zu kommen oder im Lotto einen Sechser zu haben. Die alveoläre Echinokokkose ist in Europa eine der seltensten Zoonosen (von Tieren auf Menschen übertragene Krankheit) überhaupt. 

 

Die Befallsrate der Füchse mit dem Fuchsbandwurm durch die Jagd zu reduzieren ist quasi unmöglich. Eine aktuelle Studie aus 2017 des französischen Forschers Comté und seiner Kollegen belegt erneut, dass durch die Fuchsjagd die Befallsrate der Füchse erhöht und somit durch die Jagd das Risiko für den Menschen am Fuchsbandwurm zu erkranken sogar steigt. Dagegen geht die Befallsrate der Füchse in Luxemburg zurück, dort wird der Rotfuchs seit 2015 nicht mehr bejagt. Gemäß der Umweltministerin Carole Dieschbourg hat sich der Befall von Füchsen mit dem Fuchsbandwurm in Luxemburg zwischen 2014 und 2020 von 40 auf 20 Prozent reduziert. Im Rahmen eines Feldversuches mit Wurmkuren am Starnberger See konnte der Befall mit dem Bandwurm sogar gegen Null gebracht werden.

Mehr dazuIntensive Fuchsjagd ist ein Krankheitsrisiko für Menschen | Wie hoch ist das Risiko durch Füchse zu erkranken?

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Jäger behaupten, die Jagd auf Füchse und andere Beutegreifer sei zur Regulierung der Bestände erforderlich

 

Diese Behauptung ist eine bereits vielfach durch wissenschaftliche Studien und großflächige Feldversuche widerlegte Fehlinformation. Fakt ist, dass die Selbstregulierung bei den sogenannten Beutegreifern hervorragend funktioniert – wenn man sie lässt! Dass zeigt nicht zuletzt das Beispiel Luxemburg, wo trotz des seit 2015 geltenden Fuchsjagdverbots die Bestände auf gleichem Level bleiben. Selbstregulierung bedeutet nicht, dass sich der Bestand selbstständig auf ein unnatürlich niedriges Niveau reduziert, sondern dass er sich auf einem den Umweltbedingungen angepassten Niveau einpendelt.

 

Jagd reguliert die Fuchspopulation nicht, sie führt lediglich zu einer Senkung des Durchschnittsalters des Bestands. Denn auch hohe Verluste durch die Jagd werden durch Zuwanderung aus angrenzenden Gebieten sowie steigende Geburtenraten schnell kompensiert. Auch unter den aktuellen Umweltbedingungen in unserer mitteleuropäischen Kulturlandschaft ist die Jagd auf den auf Beutegreifer weder notwendig noch sinnvoll. Es gibt keine Indizien dafür, dass Bejagung in Fläche eine reduzierende oder „regulierende“ Wirkung auf Fuchs- oder Waschbärenbestände hat; vielmehr zeigen Studien sehr konsistent, dass Jagd weder Fuchs- noch Waschbärenbestände reduziert.

 

Wissenschaftliche Literatur zur Populationsdynamik (Auswahl):

·       Hewson, R. (1986): Distribution and density of fox breeding dens and the effects of management, Journal of Applied Ecology 23, 531-538.

·       Baker, P. / Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK? European Journal of Wildlife Research 53 (2), 99-108.

·       Rushton, S.P. / Shirley, D.F. / Macdonald, D.W. / Reynolds, J.C. (2006): Effects of culling fox populations at the landscape scale: a spatially explicit population modeling approach, Journal of Wildlife Management 70, 1102-1110.

·       Webbon, C.C. / Baker, P.J. / Harris, S. (2004): Faecal density counts for monitoring changes in red fox numbers in rural Britain, Journal of Applied Ecology 41, 768-779.

·       Baker, P.J. / Harris, S. / Webbon, C.C. (2002): Effect of British hunting ban on fox numbers, Nature 419 (6902).

·       Beyer, G. (2004): Wildtiermanagement in deutschen Nationalparken: Eine Herausforderung für den Naturschutz. In: Von der Jagd zur Wildbestandsregulierung: Muss in den Wildbestand im Nationalpark Eifel eingegriffen werden? Symposium am 13. Mai 2004 in Monschau-Imgenbroich, NUA Heft Nr. 15.

·       ROBEL, R.J. et al.: Racoon Populations: Does Human Disturbance Increase Mortality? In Transactions of the Kansas Academy of Science 93 (1-2), 1990, S. 22-27

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Jäger behaupten, Fuchsjagd sei tierschutzgerecht

 

Fakt ist, dass etliche Studien das Gegenteil belegen: So weist eine englische Studie nach, dass aufgrund der mangelnden Treffsicherheit vieler Jäger auf jeden getöteten Fuchs ein verletzter Fuchs kommt (Fox, N., 2005). Bei der Baujagd werden Füchse und Dachse an einem Ort attackiert, der von ihnen als vermeintlich sicheres Rückzugsrefugium genutzt wird und zur Jungenaufzucht dient. Bei Kämpfen zwischen Hund und Wildtier kommt es immer wieder zu erheblichen Verletzungen auf beiden Seiten (Bolliger G., Gerritsen V., Rüttimann A., 2010). Gerade bei dieser Jagdmethode wird häufig auch das Gesetz umgangen, indem zunächst die Welpen und dann die geschützten Elterntiere getötet werden.

 

Fuchsrüden spielen bei der Jungenaufzucht eine bedeutende Rolle. Dennoch werden sie gerade während der Paarungszeit intensiv bejagt. Ein nach erfolgter Paarung getöteter Fuchsrüde steht nicht mehr für die Versorgung seiner Familie zur Verfügung, wodurch Überlebenschancen und Konstitution von Füchsin und Welpen erheblich beeinträchtigt werden (Vergara V., 2001). Vermeintlich „sofort tötende” Schlagfallen führen häufig zu schweren Verletzungen, insbesondere der Vorderläufe. Die Jagd mit sogenannten Lebendfallen führt nicht selten zu erheblichem Stress für das gefangene Tier (TVT Merkblatt Nr. 123).

 

Literaturquellen:

·       Fox, N. et al. (2005): Wounding rates in shooting foxes (Vulpes vulpes). Animal Welfare UK

·       Bolliger G., Gerritsen V., Rüttimann A. (2010): Die Baujagd unter dem Aspekt des Tierschutz- und Jagdrechts, Gutachten (Schweiz)

·       Vergara, V. (2001): Comparison of parental roles in male and female Red Foxes, Vulpes vulpes, in southern Ontario. Canadian Field Naturalist 115(1), 22-33

·       Patt, C. (2021): Tierschutzrechtliche Probleme bei der Fallenjagd

 

Mehr dazu in unseren Artikeln zur Tierschutzrelevanz der Fuchsjagd und zur Baujagd


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