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  • Claudia Ward

Hessens Störche: keine Gefahr für das Niederwild

Storchenpaar auf Nisthilfe Bild: privat

Im hessischen Ried in Südhessen gibt es mit über 200 Storchenpaaren einen erfreulich stabilen Bestand des Meister Adebar. Aber es gibt auch Widerstand: Der Kreisjägerverein Groß-Gerau versucht Stimmung gegen vermeintlich zu viele Störche zu machen und die Kommunalpolitik auf seine Seite zu ziehen. Auch die Jagdpächter in der Nidderau /Wetterau äußern mittlerweile heftige Kritik.


Störche stehen allerdings unter Naturschutz und dürfen nicht bejagt werden. Kreisjagdverbände fordern Naturschützer deshalb auf, keine künstlichen Nisthilfen mehr aufzustellen um ein Ausbreiten der Population zu verhindern. Außerdem sollte die Winterfütterung eingestellt werden, die Tiere würden sonst nicht mehr den langen Weg in den Süden nach Afrika antreten und hierbleiben. Die Naturschützer räumen ein, dass schon lange keine künstlichen Nisthilfen mehr aufgestellt werden. Im hessischen Ried überwintern viele Störche nahe der Mülldeponie Büttelborn. Dort herrscht ein stetig gutes und vielfältiges Nahrungsangebot. Von Lebensmittelresten bis hin zu Mäusen und Ratten, welche sich ebenfalls auf der Deponie tummeln. Somit müsste man schon die Mülldeponien schließen.


Im Storchenland Groß-Gerau, dem Hauptbrutgebiet, brüteten 2016 ca. 208 Storchenpaare mit über 500 geschlüpften Jungvögel. Anfangs wurden noch Storchennester aufgestellt, mittlerweile brüten die Frühlingsboten auf alten geschädigten Pappeln. Aber auch auf Strommasten wird erfolgreich gebrütet, nicht ganz ungefährlich für die Störche, kommen diese mit ihren Flügeln zu nahe an die Leitungen, hat dies tödliche Folgen. Außerdem können durch Berührungen der Leitungen Störungen im Stromnetz entstehen. Deshalb wird überlegt mittels kleiner Ventilatoren auf den Traversen den Nestbau zu verhindern. Jedes Jahr nach Abzug der Störche werden die Nester von den Strommasten entfernt.


Dass Störche, Junghasen, Rebhühner und Fasane fressen und sogar für den Rückgang des Niederwilds verantwortlich sind, bezeichnet Bernd Petri, Storchenexperte vom NABU Hessen als „Quatsch“. Die Klagen der Jägerschaft, dass Störche die hiesige Artenvielfalt bedrohen, hält Petri für unbegründet. Der Storch ist ein Kulturfolger und findet genügend Nahrung in menschlicher Nähe. Für den Rückgang von Feldhase, Rebhuhn, Fasan und Kiebitz ist vielmehr die intensive Landwirtschaft schuld. Auch die immer mehr werdenden Rollrasenfelder sind nicht gerade fördernd für die Artenvielfalt.



Storch auf Strommast Bild: privat

Erwachsene Feldhasen und Rebhühner gehörten nicht zum Speiseplan des Weißstorchs. In seltenen Fällen können Eier von Bodenbrütern und theoretisch auch Jungtiere seltener Arten erbeutet werden, schreibt der BUND. "Da seltene Arten aber leider selten" seien, könne dies nur ausnahmsweise geschehen, heißt es weiter.https://www.wetterauer-zeitung.de/wetterau/friedberg-ort28695/gibt-nicht-viele-stoerche-13853994.html


Durch klimatische Veränderungen und das Nahrungsangebot der Deponien bleiben die Störche länger in Deutschland. Erst bei dauerhaft anhaltenden Minustemperaturen, sowie Eis und Schnee ziehen sie Richtung Süden ab. Die Störche in Hessen bevorzugen die Westroute über Gibraltar und die Sahara bis zum Ziel, der westafrikanischen Sahelzone zwischen Senegal und Tschad. Doch immer mehr Vögel haben sich in den letzten Jahren den Weiterzug abgewöhnt und verbleiben in Südspanien wo sie auf Mülldeponien genug Nahrung finden.


Dennoch versuchen Jagdpächter und Landwirte die Stimmung gegen den Storch weiterhin anzufeuern. Nach Fuchs, Waschbär und Wolf soll nun der Storch der Bösewicht sein.


Storchenpaar auf abgestorbenen Baum Bild: privat











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