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  • Lovis Kauertz

Wie es um den im Bestand gefährdeten Feldhasen steht

Hören In Deutschland leben in diesem Frühjahr noch etwa ein bis zwei Millionen Feldhasen, etwas mehr als noch im Vorjahr. Der Grund für den leichten Anstieg der Hasenbestände gegenüber dem Vorjahr liegt u.a. darin, dass im vergangenen Jahr schon das Frühjahr sehr trocken war. Dadurch hatten Junghasen bessere Chancen zu überleben.


Damit dürften derzeit in Deutschland im Durchschnitt etwa fünf bis maximal zehn Feldhasen pro Quadratkilometer über Felder und Wiesen hoppeln. Das sind wesentlich weniger als die 16 Hasen, die der Deutsche Jagdverband noch im letzten Jahr, als die Bestandssituation viel angespannter war, angegeben hat. Der Feldhase gehört in Deutschland zu den gemäß der Roten Liste gefährdeten Tierarten und sein Bestand ist entgegen dem Anschein keineswegs auf dem Weg der Besserung.


Die vom gleichen Verband veröffentlichten Streckenstatistiken - diese umfassen sowohl die im Rahmen der Jagd erlegten Tiere, als auch die ansonsten tot aufgefunden Feldhasen - unterstreichen unsere Ausführungen (vgl. Grafik).

Streckenstatistiken sind seit jeher ein starkes Indiz für die Entwicklung der entsprechenden Tierbestände. So lag die Zahl der erlegten oder überfahrenen Feldhasen in Deutschland im Jagdjahr 2010/11 mit 367.321 Tieren noch um 69 Prozent über der für das letzte Jagdjahr veröffentlichten Zahl von 217.459.


Die Jagdverbände werden nicht müde zu betonen, dass Feldhasen eher schonend bejagt werden, weil sie auf der Roten Liste bereits als gefährdet eingestuft sind. Die Streckenquote dürfte demnach bei etwa 10, eher 20 Prozent des Gesamtbestands pro Jahr liegen.


Von jeher wird es mit der Angabe der Zahlen der niedergestreckten Tiere seitens der Jägerschaft nicht so genau genommen. Bei Tierarten, bei denen ein hoher Abschuss erwartet wird - beispielsweise beim Rehwild -, geben Jäger gerne mehr an, als tatsächlich erlegt wurde. Grund ist die behördliche Verpflichtung, im Revier bei bestimmten Tierarten eine Abschussquote zu erreichen. Bei den bereits gefährdeten Tierarten, zu denen auch der Feldhase gehört, verschweigt man lieber einen Teil der Strecke. Oder - wie der Deutsche Jagdverband es vormacht - man gaukelt der Öffentlichkeit eine Situation vor, die den Abschuss von über 200.000 Feldhasen relativiert.


Was die Jägerschaft zählt und der Verband daraus macht

Wir bezweifeln nicht, dass Hasenzähler des Jagdverbands in entsprechenden Referenzgebieten tatsächlich hier mal 8, dort mal 12 oder 25 Feldhasen auf einer Fläche von 100 ha zählen. Rechnerisch in höchstem Maße unseriös ist aber die Hochrechnung dieser nicht repräsentativen Zahlen auf ganze Landstriche oder gar die Fläche der Bundesrepublik:


An der Zählung nehmen ausschließlich Jäger oder Jagdpächter teil, in deren Revieren Feldhasen vorkommen. Jagdrevierinhaber ohne oder ohne bedeutende Feldhasenvorkommen nehmen mehrheitlich nicht an der Taxation teil. Die Bestandszahlen pro 100 ha Fläche reflektieren demnach die Zahl der Hasen in den "besseren" Hasenrevieren und können schon alleine deshalb nicht auf die gesamte Fläche, die als Lebensraum für Hasen in Frage kommt, hochgerechnet werden. Sie sind nicht repräsentativ. Auch deshalb nicht, weil kaum ein Prozent der Jagdreviere überhaupt an der Zählung teilnimmt.


In Jagdrevieren, in denen gezählt wird, wird vornehmlich dort gezählt, wo auch Ergebnisse zu erwarten sind. Es gibt sehr viele Reviere, in denen in einem bestimmten Bereich Feldhasen vorkommen, in anderen Bereichen aber überhaupt nicht.


Rechnet man die vom Deutschen Jagdverband im vergangenen Jahr veröffentlichte Zahl von 16 Tieren pro Quadratkilometer hoch auf die landwirtschaftliche Fläche Deutschlands ("Felder und Wiesen"), dann ergäbe sich bei einer Fläche von etwa 178.000 qkm ein Frühjahrsbestand von über 2,8 Millionen Feldhasen. Dass diese Zahl völlig unrealistisch ist, zeigt schon die aktuelle mit 217.000 Tieren ausgewiesene Jagdstrecke. Daran gemessen und eine schonende Bejagung vorausgesetzt, wird es in Deutschland zwischen ein und maximal zwei Millionen Feldhasen geben.

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