Ausführungen zur Fuchsjagd - Fortsetzung unseres Beitrags Nachtjagdtechnik
Hören | Es gibt unseres Wissens weder auf Landes- noch auf Kreisebene valide belastbare Daten, die überhaupt einen ökologischen Nutzen der Fuchsjagd z.B. hinsichtlich der im Bestand gefährdeten jagdbaren Arten Feldhase oder Rebhuhn oder auch bezüglich der nicht dem Jagdrecht zugeordneten Bodenbrüter belegen. Ein Blick in die Jagdstrecken ist vielmehr ein Indiz dafür, dass die marginalen Restbestände der Rebhühner trotz intensiver Fuchsjagd in den meisten Bundesländern in nicht überlebensfähigen Größenordnungen stagnieren und diese Tierart in den meisten deutschen Jagdrevieren ausgestorben ist.[1]
Ein Einfluss der Fuchsjagd auf die auf teilweise sehr geringem Niveau rückläufigen Bestände der Feldhasen in ist ebenso wenig belegt und mitunter weitgehend auszuschließen. Die leichte Erholung der Population seit dem Jagdjahr 2021/22 ist vielmehr auf den Einfluss der für Feldhasen günstigen Wetterverhältnisse zurückzuführen.
Auch die seitens der Jägerschaft und von zuständigen Ministerien immer wieder vorgebrachten Argumente hinsichtlich einer „Seuchen“-prävention oder einer Bestandsregulierung laufen ins Leere. Dort wo Fuchsbestände in deutschen Nationalparks, im Kanton Genf oder in Luxemburg teilweise seit Jahrzehnten nicht bejagt werden, gibt es weder Auffälligkeiten noch belastbare Hinweise auf negative Auswirkungen hinsichtlich diverser Krankheitsbilder (Räude, Staupe) noch hinsichtlich des Befalls durch den Fuchsbandwurm. Auch ist es in keinem der genannten Fuchsjagd freien Areale zu einer wie auch immer gearteten „Überpopulation“ gekommen.
Auf der anderen Seite weisen verschiedene Studien darauf hin, dass gerade durch eine intensive Jagd auf Füchse Krankheiten und Bandwurmbefall tendenziell zunehmen. [2] | [3] Grund dafür ist, dass durch die intensive Jagd letztlich mehr und jüngere, mit geringeren Resistenzen ausgestattete Füchse (Kompensation der Bestandsverluste durch erhöhte Reproduktion, Reduzierung des Durchschnittsalters der Bestände) auf der Reviersuche sind und dadurch das Verbreitungspotential für Krankheiten oder den Fuchsbandwurm steigt. Das Paradebeispiel für eine völlig sinnfreie Bejagung der Füchse ist die missglückte Tollwutbekämpfung. Erst der Einsatz von großräumig gestreuten Impfködern hat die terrestrische Tollwut in Deutschland und weiten Teilen Europas ausgelöscht.
Wenn doch über Jahrzehnte die intensive Fuchsjagd der Entwicklung von Beständen gefährdeter jagdbarer Arten nicht zuträglich war und es aus Jahrzehnten der Erfahrung mit der Fuchsjagd international (!) nicht einen belastbaren wissenschaftlichen Beleg für den ökologischen Nutzen der Jagd auf Füchse gibt, Dutzende von Studien [4] die Unwirksamkeit der jagdlichen Maßnahmen belegen, muss das Ziel der Freigabe von Nachtjagdtechnik für die Jagd auf diese auch ökologisch wertvolle Tierart in Frage gestellt werden.
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[1] Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands Jahresbericht 2021 | DJV-Jagdstrecken
[2] Debbie, J. (1991): Rabies control of terrestrial wildlife by population reduction. In: Baer, G.M. (Ed.), The natural History of Rabies. CRC Press, Boca Raton.
Kaphegyi, T.A. (2002): Untersuchungen zum Sozialverhalten des Rotfuchses (Vulpes vulpes L.)
[3] Comte, S. et al (2017): Echinococcus multilocularis management by fox culling: An inappropriate paradigm, Preventive Veterinary Medicine, Volume 147, 178-185.
[4] Frommhold (2018): Kurzzusammenfassung wissenschaftlicher Literatur zum Rotfuchs
Der Infodienst Wildtiere wird von Wildtierschutz Deutschland in Zusammenarbeit mit Bund gegen Missbrauch der Tiere, Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht, Deutscher Tierschutzbund herausgegeben: