In 89 Jagdbezirken in der Wetterau in Hessen (östlich von Friedberg gelegen) und in 133 Revieren in der Hessischen Rhön (östlich von Fulda) hat das Umweltministerium die Schonzeiten für Fuchs und Waschbär auf anhaltenden Druck der Jägerschaft aufgehoben. Begründet werden die Ausnahmen mit „einer ökologischen Störung des biologischen Gleichgewichts“ in Bezug auf den Feldhamster in der Wetterau und in Bezug auf das Birkhuhn in der Rhön.
In Hessen muss der Feldhamster für die Jäger hinhalten, um Füchse auch während der Schonzeit jagen zu können. Bild: Timo Litters
Das Ministerium behauptet, die Jagd [auf Füchse respektive Waschbären, Anm. Wildtierschutz] spiele neben der Biotopverbesserung „eine herausragend wichtige Rolle“ bei der Erhaltung der Restpopulation der Feldhamster in der Wetterau bzw. der Birkhühner in der Rhön.
In einem vom Ministerium zitierten „Artengutachten Feldhamster“ des Hessenforsts und weiteren Gutachten des Planungsbüros Gall ist davon allerdings an keiner Stelle die Rede. Es ist wohl vielmehr so, dass Notsituation des Feldhamsters, wie andernorts der Bestandsrückgang von Feldlerche oder Kiebitz, von den Lodenträgern für ihre eigenen Zwecke instrumentalisiert wird, um weiterhin in der Freizeit ganzjährig Jagd auf Füchse bzw. Waschbären machen zu können.
Noch irrwitziger ist die Begründung des Ministeriums zur Schonzeitaufhebung in der Rhön. Das Birkhuhn ist dort nämlich seit langem ausgestorben! Seit einigen Jahren versuchen Jäger vor Ort immer wieder durch die Ansiedlung von in Schweden gezüchteten Birkhühnern eine neue Population anzusiedeln. Ohne Erfolg, denn Lebensräume und Nahrungsgrundlagen sind weitgehend durch die industrielle Land- und Forstwirtschaft zerstört.
Die Aussetzung der Schonzeit für Waschbären bedeutet den Hungertod für viele Jungtiere, die noch von ihren Eltern abhängig sind. Bild: Heiko Anders
Die Jagdverbände verstehen es seit Jahrzehnten nicht nur über die Instrumentalisierung des vermeintlichen Artenschutzes die Freizeitinteressen ihrer Jäger durchzusetzen, sie wissen auch, wie man die jeweilige Opposition in den Landtagen auf Kosten des Tierschutzes geschickt gegen die Regierungsparteien ausspielt.
Durch politisch motivierte Maßnahmen, wie die Aufhebung von Schonzeiten, verspielt das Grün-regierte Umweltministerium in Hessen seine im Rahmen der Jagdgesetznovellierung wettgemachten Errungenschaften in Sachen Tierschutz und macht sich zum Spielball der an ihrem Stuhlbein sägenden Jäger.
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Lesen Sie nachfolgend das Schreiben des hessischen Tierschutzvereins TierfreundLich an das Umweltministerium und weitere Unterlagen:
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