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  • Gabi Joormann

Fuchsspuren im Herzen sind Höhepunkte im Leben

Hören - Dass ich das überhaupt erleben durfte, so fasst der Naturfotograf Günther Schumann rückblickend seine Begegnungen mit der Füchsin Feline zusammen. Seine einzigartigen Einblicke ins Familienleben von wildlebenden Füchsen haben seinem Leben eine besondere Bedeutung gegeben. Elf Jahre hat Feline ihm ihr Vertrauen geschenkt und ihn immer wieder zum Staunen gebracht. „Manchmal habe ich gedacht, dass ich träume“. „Füchse sind sehr sensibel und nehmen viel wahr“, erklärt der Naturfotograf in dem Film „Mehr als Freunde“. „Ich habe im Laufe der Zeit immer wieder gemerkt, dass die Füchse mir anmerkten, wenn ich vielleicht nicht so in Stimmung war, wenn ich vielleicht auch mal ein bisschen gesundheitliche Probleme hatte. Dann legten die Füchse mir gegenüber ein anderes Verhalten an den Tag als sonst und ich habe aber erst hinterher gemerkt: Die haben empfunden, dass es mir an dem Tag nicht so gut ging und sich entsprechend verhalten. Ich kann das nicht anders interpretieren.“

Neugieriger Fuchs am Fotoapperat
Füchse sind neugierig. Der fotografierende Fuchs war schon ein durch Günther Schumann bekanntgewordenes Motiv. Bild (Ausschnitt): René Schleichardt

„Ich trage eine Fuchsbrille. Eine Brille, die mich eine verborgene Welt sehen lässt, die ich ohne nicht bemerkt habe. Wenn ich mich durch die Stadt bewege, sehe ich sie. Überall…. Dieses wunderschöne mystische Wesen, auf dessen Spuren ich seit fast sechs Jahren wandle und um das ein großer Teil meines Lebens kreist… Ja, ich habe in diesen knapp sechs Jahren Fuchsprojekt mehr gelebt, als in allen vorangegangenen meines Erwachsenenlebens. Ich erinnere mich genau an das Gefühl, als ich das erste Mal in diese bernsteinfarbenen Augen blickte und dachte: Und das hättest du verpasst!“, schreibt die Fuchsforscherin Dr. Sophia Kimmig nach ihrer Krebserkrankung in ihrem Bestseller „Von Füchsen und Menschen“.


„Füchse haben so viel zu bieten. Wir können über sie lernen – über ihr Verhalten, ihre Eigenarten, ihre bedeutende Rolle im Gefüge der Natur, aber auch ihren konkreten Nutzen für den Menschen. Wir können von ihnen lernen – von ihrem Überlebenswillen, ihrer Verspieltheit, ihrer Lebensfreude und ihrer Anpassungsfähigkeit. Wir können gemeinsam mit Füchsen lernen – wie ein friedliches Zusammenleben funktionieren kann. Und am Ende geben sie uns die Chance, etwas über uns selbst, sowie über unseren Umgang mit unserer Umwelt und unseren Mitmenschen zu erfahren.“ Dies sind die Zeilen von den Fuchsexperten Dag Frommhold und Daniel Peller in ihrem Buch „Die Weisheit der Füchse“. Frommhold und Peller müssen es wissen. Ihre Leidenschaft gilt seit ihrer Kindheit diesem einzigartigen Wildtier.


Die Fuchskoryphäe David Macdonald schreibt in seiner Verhaltensstudie „Unter Füchsen“ zu einem seiner beobachteten Füchse folgendes: „Ich für meinen Teil tauchte unter Müffels (Name des Fuchses) Anleitung begeistert in eine ganz andere Welt ein. Bevor wir um eine Kurve bogen oder eine Anhöhe erklommen, lehrte sie mich innezuhalten, um zu sehen, bevor wir selbst gesehen wurden; sie lehrte mich, Geröllboden im Schatten des eisigen Windes zu überqueren und etwas Unbekanntes so zu umkreisen, dass der Wind stets zu uns her strich. Bald wusste ich, dass von den unendlich vielen Möglichkeiten, ein Feld zu überqueren, nur ein oder zwei akzeptabel waren. Ich lernte, dass man sich in frisch aufgeworfene Maulwurfshügel hineinstürzen und in ihnen scharren muss, dass die Asche eines Feuers eine geheimnisvolle Anziehungskraft hat und dass es völlig undenkbar ist, an einem Baumstumpf oder einen anderen guten Aussichtspunkt vorbeizugehen ohne hinaufzuspringen und umherzuspähen. Mein Spürsinn entwickelte sich, während Müffel mich in jeden Trick ihrer Branche einweihte, und meine Begeisterung wuchs mit der Entdeckung ihres Wunderlandes.“


Auch Stephen Harris („Urban Foxes“), Fuchsexperte und Professor für Umweltwissenschaften weiß Füchse sehr zu schätzen: „Ich habe allein durch das Beobachten von Füchsen in meinem Garten mehr gelernt, als durch manche der Studien, die ich durchgeführt habe. Der Grund dafür ist, dass man ihnen an jedem Tag ihres Lebens folgt. Man sieht jede Veränderung, wie sie miteinander umgehen, mit wem es zu Ende geht, wer sich fortpflanzt und wer nicht. Es ist wie eine Seifenoper mit Füchsen.“


Die Ökologin und Fuchskennerin Adele Brand schreibt in ihrem Buch „Füchse – unsere wilden Nachbarn“: „Einen Biologielehrer auf der Suche nach einer Tierart, an der sich die ganze Komplexität der Natur demonstrieren lässt, kann man den Fuchs nur empfehlen. Ein einziges Wesen in leuchtendem Orange und mit feingliedrigem Körperbau kann ein ganzes Paket von faszinierenden Einsichten über Tierverhalten, ökologische Zusammenhänge und die Beziehung zwischen Menschen und Wildtieren vermitteln… Ohne Füchse wäre die Welt weit weniger interessant und geheimnisvoll.“


Das sind nur wenige Stimmen von einer stetig wachsenden Anzahl von „fuchsverliebten“ Menschen. Diese Autoren haben ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit Füchsen in ihren Büchern geteilt. Ihre Zeilen sind teils berührend, teils nachdenklich und gepaart mit einer gehörigen Portion Fuchswissen. Ihre Leidenschaft wirkt ansteckend und veranlasst auch mich dazu, den Tieren meine Stimme zu geben. Füchse haben einen hohen ökologischen Nutzen, aber allein die Fakten zur Nützlichkeit ihrer Existenz anzuführen, ist unzureichend. Viel wichtiger ist es, dass die Füchse Spuren in unserem Herzen hinterlassen und wir ihnen endlich die Wertschätzung, den Respekt und die Dankbarkeit entgegenbringen, die sie verdienen.

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Quellenangaben:

  • Günther Schumann: "Ein Leben unter Füchsen" und "Mehr als Freunde" (Film)

  • Sophia Kimmig: Von Füchsen und Menschen

  • Dag Frommhold & Daniel Peller: Die Weisheit der Füchse

  • Steven Harris: Urban Foxes

  • Adele Brand: Füchse – unsere wilden Nachbarn

  • David Macdonald: Unter Füchsen

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