Der Edel- oder Rothirsch ist hierzulande das größte Säugetier. Ein ausgewachsener männlicher Hirsch (Stier) hat eine Schulterhöhe von ungefähr 1,20 bis 1,50 m und wiegt zwischen 170 und 220 Kilo. Er ist also etwa acht Mal schwerer als ein Reh. Die Hirschkuh ist deutlich kleiner: 1 bis 1,20 m groß und 90 bis 130 Kilo schwer.
Während der Brunft trägt der Stier eine lange und dichte Mähne. Beide Geschlechter haben über den Augen eine Drüse, die so genannte Tränengrube. Mit dem Sekret dieser Drüse markieren sie ihr Territorium.
Das Geweih des Hirsches ist aus Knochensubstanz und wird jedes Jahr abgeworfen. Es besteht aus der Stange, die sich in Gabeln und schließlich in Enden teilt. Bei großen Tieren mündet das Geweih in zahlreichen Enden und bildet eine Krone.
Der junge Hirsch hat nur je einen Spieß, weshalb man ihn Spießer nennt. Im nächsten Jahr wächst ihm ein Geweih mit vier bis acht Enden, und im übernächsten trägt er bereits acht bis zehn Enden.
In den meisten europäischen Ländern lebt der Hirsch versteckt im Wald. Tagsüber bleibt er in seinem Einstand und tritt erst bei einbrechender Dämmerung in offenes Gelände hinaus.
Die Brunftzeit ist speziell interessant. Sie findet zwischen Mitte September und Mitte Oktober statt und ist ein Schauspiel der besonderen Art.
Die großen Hirsche tauchen als Erste auf den Brunftplätzen auf. Sie legen ihre Scheu ab, werden aggressiver und wandern mehr herum. Es sind vor allem die über fünf Jahre alten Stiere, die sich aktiv an der Brunft beteiligen und sich als Zuchtstiere betätigen. Unter ihnen entwickelt sich eine klare Hierarchie auf Grund von Einschüchterungsritualen, Scheinangriffen und manchmal auch heftigen Kämpfen. Der Platzhirsch ist das größte oder schwerste Tier.
Der Brunftschrei besteht aus einem gutturalen Röhren oder Orgeln, das zwischen dem Knurren eines Löwen und dem Muhen einer Kuh liegt. Das Brunftgeschrei bildet eine eigentliche Sprache mit wechselnder Tonlage, unterschiedlicher Frequenz und Intensität. Ein sehr erregter Hirsch stößt bis zu 500 Schreie pro Stunde aus! Die Brunft gibt dem Hirsch die Gelegenheit, seine Präsenz zu markieren, seine Rivalen zu provozieren und die Kühe zu erregen. Phasen von Hyperaktivität werden abgelöst von Ruhepausen.
Für mich ist es jedes Jahr ein Schauspiel der besonderen Art.
Die Nähe zu den Hirschen, die ich bis bisher erleben durfte kann mir keiner mehr nehmen. Die Fotografie ist die beste Möglichkeit, alle an diesem Naturerlebnis teilhaben zu lassen.
Den Trophäenjägern ist das aber ein Dorn im Auge. Trotzdem sollte man sich nicht davon abhalten lassen. Dieses Erlebnis steht jedem Menschen zu, nicht nur den Trophäenjägern, die bis zu 15.000 Euro dafür zahlen um solch ein Lebewesen zu töten...
Quellen: Dragesco, E. (2002): Der Hirsch. Die Alpen 8/2002: 30-33