Volker Böhning, Präsident des Deutschen und Chef des Mecklenburgischen Jagdverbandes, lässt nichts unversucht, das Bild derjenigen, die das Töten von Wildtieren als Freizeitbeschäftigung betreiben, ins vermeintlich rechte Licht zu rücken. So liest man in der FAZ*), die meisten Jäger erfüllten „ehrenamtlich“ einen „gesellschaftlich relevanten Auftrag“ und verdienten Unterstützung. Auf keinen Fall dürften sie „für die Mülltonne jagen“.
Jagdpräsident: "Auf keinen Fall dürfen Jäger für die Mülltonne jagen"
Bild: Wildtierschutz Deutschland
Weil die Gastronomie wegen Corona als Abnehmer für das Wildfleisch ausfällt und überdies seit etwa zwei Jahren ein Überangebot an Wildbret vom Wildschwein besteht, ist die Nachfrage dafür zusammengebrochen. Diesen Umstand und die Forderung der Politik nach noch mehr Abschüssen von Rehen und von Hirschen nutzt der Lobbyist, um finanzielle Unterstützung für die Anschaffung von mobilen Kühlcontainern für erlegtes Wild zu fordern.
„Das ist eine scheinheilige Argumentation,“ echauffiert sich Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland, „dem Jagdpräsidenten geht es doch nicht um eine wie auch immer gelebte Ethik bei der Jagd. Schon heute werden durch Hobbyjäger mindestens vier von sechs Millionen Tieren für die Mülltonne getötet.“ Wer isst schon Fuchs, Waschbär, eine Katze, Schwäne oder Rabenkrähen?
Sämtliche Beutegreifer und der größte Teil des Federwilds werden seit jeher „für die Mülltonne“ gejagt. Selbst die vom Jagdverband gegründete Fellwechsel GmbH, die den Anschein erwecken soll, dass getötete Füchse, Dachse oder Marder verarbeitet werden, ist nicht mehr als Augenwischerei: Gerade einmal zwei bis drei Prozent aller getöteten Fellträger werden überhaupt verwertet, 97 von 100 Füchsen werden entsorgt oder am Hochsitz als Luder in die Hecke gehängt.
Die Aussage „Auf keinen Fall dürfen Jäger für die Mülltonne jagen“ offenbart die Doppelmoral eines großen Teils der Jägerschaft. Böhning bezieht sich dabei keineswegs auf alle Tierarten, sondern ausschließlich auf das so genannte Schalenwild. Dazu gehören u.a. Wildschweine, Rehe und Hirsche. Aber selbst bei diesen Tierarten wird ein großer Teil nach der Jagd zur Tierkörperverwertung gekarrt. Viele Tiere sind zu schmächtig, als dass es sich lohnt sie als Lebensmittel zu verwerten. Andere sind so zerschossen oder durch freigesetzte Stresshormone ungenießbar geworden, dass man sie nicht einmal zu Gulasch verarbeiten kann. Dass Füchse, Graureiher oder Waschbären nach der Jagd fast ausschließlich entsorgt werden, wird – obwohl diese Jagd erhebliches Leid verursacht – von den "Ehrenamtlichen mit dem gesellschaftlich relevanten Auftrag" als „waidgerecht“ interpretiert.
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*) Quelle: FAZ online: „Wohin mit dem Wildbret“, 25.4.2020
Informationen Fellwechsel GmbH:
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