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  • Lovis Kauertz

Nicht mehr waidgerecht: Jagdzeit in Hessen jetzt schon im April

Die hessische Umweltministerin Hinz, Bündnis 90/Die Grünen, hat nicht nur die Schonzeiten für Tierkinder aufgehoben – junge Waschbären, Füchse und Marderhunde dürfen nun ganzjährig bejagt werden – ihr Umweltministerium hat jetzt u.a. den Rehbock, Hirsche und Damwild für die Jagd ab April freigegeben.

Damwild: Für Hinz (Die Grünen in Hessen) und Höfken (Die Grünen in Rheinland-Pfalz), für Backhaus (SPD Mecklenburg-Vorpommern) oder Kaniber (CSU Bayern) sind (nicht nur) das Waldschädlinge, die angesichts der jahrzehntelangen Fehlentwicklungen im deutschen Forst dort nichts mehr zu suchen haben. Ein Aktionismus, der schon in der Vergangenheit zu nichts geführt hat. Bild: Detlef Hinrichs

Die Tendenz ist derzeit bundesweit zu beobachten. Wir berichteten bereits im Januar über die Freigabe von tierquälerischen Drückjagden in Brandenburg (B90/Die Grünen), die hier erstmals bis in den Hochwinter (Ende Februar) hinein möglich waren. Während in Brandenburg die nahende Afrikanische Schweinepest als Begründung herhält, sind es in Hessen, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern der Waldumbau hin von Fichtenäckern zu Mischwäldern. Während Backhaus (SPD) in MV den Beginn der Jagdzeit auf Mitte April vorverlegt, ist es in Hessen gar der 1. April. Im benachbarten Rheinland-Pfalz (B90/Die Grünen) soll ausschließlich in den Wäldern des Landesforstes ab dem 15. April zur Jagd geblasen werden.

Deutschland hat bereits heute die längsten Jagdzeiten in Europa. Das Wild findet in den intensiv bejagten Wäldern kaum mehr sichere Rückzugsmöglichkeiten. Die Tatsache, dass jetzt wie in Brandenburg bis spät in den Winter hinein gejagt wird, oder in Hessen ab Anfang April, bedeutet für die Tiere enormen Stress und hindert sie, nach der nahrungsarmen Winterzeit ihre Reserven wieder aufzubauen. Das ist keine waidgerechte Jagd mehr, wie sie das Tierschutzgesetz fordert. Hinzu kommt im April die Störung des Brutgeschäfts der Bodenbrüter und der Aufzucht von Jungtieren.

Dabei gäbe es vielfältige Möglichkeiten, den Waldumbau auch mit hohen Rehwildbeständen zu meistern. So trägt die intensive Jagd durch die immensen Störungen des Lebensrhythmus der Tiere wesentlich dazu bei, dass das Rehwild überhaupt junge Bäume verbeißt.

Waldbauliche Maßnahmen wie die Bereitstellung von gerne als Nahrung angenommenen Unterholzarten wie Holunder, Berberitze, Weide, Hartriegel oder Brombeeren können einen wichtigen Beitrag zu weniger Verbiss von jungen Bäumen leisten. Man könnte junge Pflanzen auch preiswert und einfach durch für Rehe unangenehm riechenden Anstrich schützen oder durch spezielle Manschetten für den Leittrieb der jungen Pflanzen, das Stück für 13 Cent. In Teilen der Schweiz wird erfolgreich ein Ruhezonenmodell praktiziert, welches auch in wenigen Privatwäldern in Deutschland praktiziert wird: Auf etwa 25-30 Prozent der Fläche werden großräumige jagdfreie Areale und jagdfreie Äsungsflächen geschaffen. Dort finden Hirsche und Rehe Rückzugsgebiete. Ohne den permanenten Jagddruck finden sie dort regelmäßig Nahrung und werden für die Waldbesitzer nicht zu „Waldschädlingen“.

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