In Deutschland werden Jahr für Jahr etwa drei bis vier Millionen Vögel im Rahmen der Jagdausübung getötet. Tauben, Rabenvögel und Enten machen dabei den weitaus größten Anteil aus.
Während eine vom Deutschen Jagdverband veröffentlichte Jagdstrecke lediglich gemeldete Abschüsse von Fasanen, Enten, Gänsen und Tauben, darüber hinaus selten gewordenen Rebhühnern und Waldschnepfen ausweist (insgesamt 1.062.263 Vögel in der Jagdsaison 2015/16, 1. April bis 31. März), umfassen die Zahlen von Wildtierschutz Deutschland auch die hohe Dunkelziffer verendeter und nicht gemeldeter Tiere sowie nicht zentral erfasste Rabenkrähen, Elstern, Eichelhäher und geschützte Arten wie Dohle und Saatkrähe, darüber hinaus Kormoran, Reiher, Schwäne und andere.
Immer wieder legale Zielscheibe für Hobbyjäger, der Höckerschwan.
Bild: Christina Galitzki
Nach Untersuchungen in Skandinavien muss man annehmen, dass auf je zwei erlegte Wildgänse eine weitere entfällt, die ebenfalls von Schroten getroffen, aber nicht sofort getötet wurde. Dänische Biologen nehmen nach Auswertung umfangreichen Untersuchungsmaterials an, dass die Zahl der mit Schrot beschossenen und verletzten Vögel die Zahl der erlegten sogar übertrifft. Sehr viele Greifvögel verenden aufgrund einer Bleivergiftung, weil sie zuvor entsprechend kontaminiertes Wildfleisch zu sich genommen haben.
In Deutschland werden alleine etwa 1,2 Millionen Rabenvögel von Jägern erschossen. Darunter etliche, die nach dem Naturschutzrecht streng geschützt sind, wie Saatkrähe und Dohle. Alle Rabenvögel sind eigentlich gemäß der EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Die Länder haben wohl auf entsprechenden Druck aus Reihen der Agrar- und der Jagdlobby Saatkrähen, Elstern und Eichelhäher (Bayern) Jagdzeiten eingeräumt. Es wird immer wieder kolportiert, dass durch diese Vögel Schäden in der hoch subventionierten Landwirtschaft verursacht werden – diese werden allerdings nirgendwo zentral erfasst.
Gänsejäger in einem Schutzgebiet an der Ems, Bild: Eilert Voß
Obwohl es schon lange Belege dafür gibt, dass der Kormoran einerseits nicht Ursache für den Rückgang bestimmter Fischbestände ist und andererseits die Bejagung dieses ebenfalls durch die EU-Vogelschutzrichtlinie geschützten Zugvogels sogar kontraproduktiv ist, setzen viele Bundesländer weiterhin auf seine Verfolgung – z.B. in Rheinland-Pfalz mit dem Ergebnis, dass nach einer Jagdsaison mehr Tiere gezählt wurden, als zuvor. Freigewordene Reviere sind durch Zuzug unverzüglich neu besetzt worden und ganze Kolonien haben sich neue bisher ungestörte Plätze an kleineren Flüssen gesucht.
Wildtierschutz Deutschland plädiert für eine vollständige Einstellung der Jagd auf Federwild, Zug- und Singvögel und andere Vogelarten. Sie ist ökologisch überflüssig, ökonomisch unbedeutend und aus der Sicht des Tierschutzes häufig nicht vertretbar. Ein weiterer tierschutzrechtlicher Aspekt wäre, dass sich die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Enten erübrigen würde.
Eine aktuelle Untersuchung von BirdLife geht von bis zu 146.000 illegal getöteten Vögeln in Deutschland aus, darunter bis zu 12.000 Eulen und andere Greifvögel.
Was passiert wohl, wenn Jägeridioten mit Schrot in einen Vogelschwarm schießen?
Bild: Eilert Voß