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  • Lovis Kauertz

In deutschen Nationalparks wird der Fuchs meist nicht bejagt

Jagdfreie Gebiete sind den Jagdorganisationen ein Dorn im Auge. Mit allen Mitteln wehren sie sich gegen die jagdliche Befriedung privater Grundstücke und erst recht gegen die Ausweisung größerer Gebiete, in denen die Jagd ruht. Kaum verwunderlich, zeigen Erfahrungen mit fuchsjagdfreien Regionen doch, dass die natürlichen Regulationsmechanismen sowohl in naturbelassenen Gebieten als auch in der modernen Kulturlandschaft ohne Jagd auf Beutegreifer problemlos funktionieren.

Ob in Luxemburg, wo Füchse seit einigen Jahren nicht mehr gejagt werden, im weitestgehend jagdfreien Schweizer Kanton Genf oder in den Dünengebieten Nordhollands: Weder ist es dort zu der stets von den Jagdverbänden prognostizierten „Explosion der Fuchsbestände“ gekommen, noch hat sich die Situation bedrohter Arten verschlechtert.

Im Bayerischen und in 10 weiteren Nationalparks gibt es trotz Fuchsjagdverbot nicht zu viele Füchse. Bild: Timo Litters

Im Gegenteil: Genf beispielsweise erfreut sich heute einer deutlich höheren Diversität und Dichte der Wasservogelfauna; gerade auch bedrohte Arten haben vom Jagdverbot profitiert. In Luxemburg deuten aktuelle Zahlen darauf hin, dass die Verbreitung des Fuchsbandwurms seit dem Jagdverbot rückläufig ist.

In Deutschland sorgt die einflussreiche Jagdlobby durch massiven politischen Druck jedoch dafür, dass Füchse und andere Beutegreifer praktisch flächendeckend bejagt werden dürfen. Selbst die Einführung noch so kurzer Schonzeiten – wie zuletzt etwa in Hessen – torpedieren die Jagdverbände vehement.

Keine Fuchsjagd in elf deutschen Nationalparks

Tatsächlich gibt es jedoch großflächige Gebiete in Deutschland, in denen Füchse und andere Beutegreifer ganzjährig geschont werden: Wie eine Umfrage des Aktionsbündnisses Fuchs zeigt,

  • findet in elf der 16 deutschen Nationalparks gar keine Fuchsjagd statt;

  • ist die Fuchsjagd in drei weiteren Nationalparks stark eingeschränkt und auf kleine Gebiete konzentriert, vornehmlich auf Drängen privater Geflügelhalter;

  • werden Füchse lediglich im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer weitgehend ohne Einschränkungen zum vermeintlichen Schutz von Küstenvögeln bejagt. Ob diese Maßnahmen sinnvoll sind, ist jedoch fraglich, da die Fuchsdichte nach Angaben der Parkverwaltung nicht erfasst wird und keine systematische Erfolgskontrolle der Bejagung stattfindet.

Wo Füchse nicht bejagt werden, registrieren die Nationalparks weder eine Zunahme der Fuchsbestände, noch berichten sie von Problemen im Natur- oder Artenschutz, die mit Füchsen im Zusammenhang stehen.

Jagd kann die Zahl der Füchse nicht „regulieren“

In einer wissenschaftlichen Schrift zu Rotfuchs und Dachs begründet die Verwaltung des Nationalparks Bayerischer Wald auch, warum dies so ist: Wo Füchse nicht bejagt werden, leben sie in stabilen Familiengemeinschaften zusammen und bekommen weniger Nachwuchs. Greift der Mensch mit Flinte und Falle in dieses soziale Gefüge ein, brechen die Gruppen jedoch auseinander, und die Geburtenrate steigt stark an. Verluste werden dadurch und durch Zuwanderung regelmäßig wieder ausgeglichen.

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