top of page

Besuch beim Sim-Fox in Dänemark – Tierschutz ist nicht teilbar

  • Autorenbild: Lovis Kauertz
    Lovis Kauertz
  • 9. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Juli

Die Beteuerung „Tierschutz ist nicht teilbar“ aus der Feder einer Jagdzeitschrift ist nicht überzeugend. Die Aussage zielte darauf ab, die Baujagd bzw. das Training von Hunden dafür in sogenannten Schliefanlagen als tierschutzkonform zu verteidigen. Die Tierschutzkonformität bezieht sich dabei allerdings ausschließlich auf das Verletzungsrisiko des eingesetzten Bauhundes, nicht auf die Qualen, die die hochträchtige Füchsin im Bau erleidet oder der Fuchs in der Schliefanlage. Die tierschutzrechtlichen Probleme sind seit Jahren bekannt und kommen nach und nach, u.a. durch unsere Berichterstattung, an die Öffentlichkeit (u.a. Aufsatz „Baujagd und Schliefenanlagen halten rechtlicher Überprüfung nicht stand“ in Agrar- und Umweltrecht 5-2025 (S. 168 ff.).

Das Vorgängermodell Everfox: Ein mechanischer Fuchs, der nach Fuchs riecht, sich bewegt, faucht und bellt.
Das Vorgängermodell Everfox: Ein mechanischer Fuchs, der nach Fuchs riecht, sich bewegt, faucht und bellt.

Das Hundetraining mit lebenden Füchsen in Schliefanlagen ist – wie diverse Gutachten belegen – nicht tierschutzkonform (obwohl der Hund keinen direkten Zugriff auf den Fuchs haben darf). Dort eingesetzte Füchse leiden unter chronischem Stress, weil sie immer wieder mit aggressiven Hunden konfrontiert werden, ohne kämpfen zu können oder zu fliehen. Hinzu kommt die in den meisten Fällen völlig unzureichende Unterbringung und Versorgung der Füchse in viel zu kleinen Gehegen. Die Folgen sind erhöhte Infektanfälligkeit, chronische Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Verdauungsorgane und der Atemwege. Verhaltensauffälligkeiten wie z. B. das Hin-und-Her oder Im­-Kreis-Laufen bis hin zur Selbstverstümmelung sind hilflose Versuche, mit dem im Körpergedächtnis gespeicherten, wiederkehrenden Trauma umzugehen.


Die niedersächsische Ministerin für Jagd und Tierschutz, Miriam Staudte, besuchte Anfang dieser Woche, begleitet von einer Delegation aus Tierschützern, Landtagsabgeordneten, Jägern und Hundezüchtern, eine Schliefanlage nördlich von Aarhus. In Dänemark ist das Training von Hunden mit lebenden Füchsen aus Tierschutzgründen seit 2016 verboten. Seitdem werden als Fuchsersatz mechanische Füchse (früher Everfox, seit neuestem auch Sim-Fox) zur Zufriedenheit der dänischen Jägerschaft eingesetzt. Staudte wollte sich ein Bild vom Jagdhundetraining mit Fuchsattrappen verschaffen, weil im Rahmen der Novellierung des Landesjagdgesetzes Niedersachsen im Raum steht, die Verwendung von lebenden Füchsen durch Fuchsattrappen zu ersetzen. Die Umweltministerin gibt sich vom Einsatz der Fuchsattrappe überzeugt. Die dänischen Jäger und Anlagenbetreiber bestätigen den Erfolg des Trainings mit Everfox oder Sim-Fox. Jährlich werden so 200 bis 300 Hunde ausgebildet oder vielmehr trainiert.


Von der Jagdfraktion meldete sich zunächst Karl Walch, Präsident des Jagdgebrauchshundeverbands, zu Wort: Der Sim-Fox könne allenfalls eine Ergänzung sein, den lebenden Fuchs in der Hundeausbildung aber nicht ersetzen. Der Fuchsroboter „könne lediglich das Einschliefen, das Verbellen und das Abrufen simulieren, nicht aber die für eine „tierschutzgerechte“ Jagdausübung zwingend notwendigen natürlichen Verhaltensweisen von Hund und Fuchs während der Jagd.“ Die „zwingend notwendige natürliche Verhaltensweise“ von Hund und Fuchs ist allerdings auch in der Schliefanlage in Deutschland nicht gegeben. Der Fuchs verfällt aufgrund des chronischen Stresses, den er erleidet, während der Übung, bei der er durch ein Gitter vom Fuchs getrennt über viele Minuten vom Jagdhund verbellt wird, in einen apathischen Zustand: Er kann sich nicht wehren (Fight), er kann nicht flüchten (Flight), er kann sich der Situation nur durch völlig apathisches Verhalten (Freeze) entziehen.


Walch und der Landesjagdverband Niedersachsen behaupten außerdem:

  • "Ein direkter Kontakt zwischen Fuchs und Hund ist in Schliefanlagen seit vielen Jahren bauartbedingt ausgeschlossen" – das ist unseres Wissens falsch: Der direkte Kontakt zwischen Fuchs und Hund ist verboten, aber bauartbedingt in vielen Anlagen nicht ausgeschlossen.

  • "Deutsche Schliefanlagen erlauben die Simulation und Nachbildung des natürlichen Aufeinandertreffens unter realen Bedingungen" – das ist falsch: Der Fuchs ist in einem Kessel gefangen, aufgrund chronischen Stresses, verursacht durch fehlende Flucht- und Verteidigungsmöglichkeit verfällt er in einen apathischen Freeze-Zustand, während der dänische Sim-Fox bellt und faucht.

  • "Haltung von „handaufgezogenen“ Füchsen sowie die Ausbildung der Jagdhunde unterliegen schon heute strengen Vorgaben, die in regelmäßigen Abständen von den Veterinärämtern der Landkreise kontrolliert und überprüft werden" – das ist falsch. Die Herkunft der Füchse wird weder dokumentiert noch überprüft. Füchse werden als Wildfänge der Natur entnommen und in engen Gehegen weitgehend sich selbst überlassen. Haltung und „Ausbildung“ der Füchse in Schliefanlagen werden so gut wie gar nicht durch Veterinärämter kontrolliert, es sei denn Tierschützer machen auf die tierschutzwidrigen Haltungsbedingungen mit entsprechendem Beweismaterial aufmerksam.

+++

Video folgt in Kürze

bottom of page