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  • Lovis Kauertz

Fellwechsel: Kommerzielle Fellverwertung der Jagdverbände floppt

In 2017 haben der Deutsche Jagdverband und der Landesjagdverband Baden-Württemberg die kommerzielle Fellwechsel GmbH auf den Weg gebracht. Das Unternehmen sollte die Verwertung und Vermarktung erschossener Füchse, Marder, Waschbären, Dachse, Nutria u.a. übernehmen. Intention des Deutschen Jagdverbandes wird es vielmehr gewesen sein, der der Jagd gegenüber kritischer werdenden Öffentlichkeit Sand in die Augen zu streuen.

Nachdem zahlreiche Forschungsarbeiten seit Jahrzehnten den ökologischen Unsinn der Jagd auf Fuchs & Co belegen, in Fuchsjagd freien Arealen (z.B. in Luxemburg) die Fuchsbestände nicht ausufern und auch das von Jägern gerne vorgebrachte Artenschutzargument in der Öffentlichkeit zu durchsichtig ist, war es an der Zeit die Jägerschaft mit neuer Munition zu versorgen. Jagdvereine konnten fortan vorgeben, doch „nachhaltig“ zu jagen und die Felle über die Fellwechsel GmbH zu verwerten. Jährlich etwa 400.000 in der Jagdstatistik ausgewiesene Füchse oder 70.000 Dachse sollten also – aus Sicht der Jagdverbände - keinen sinnlosen Tod sterben, sondern vielmehr als Bommel an der Mütze, als Pelz am Kragen oder gar als Mantel enden.

Tatsächlich konnten seit dem offiziellen Betriebsstart nur etwa 12.000 von ca. einer Million in diesem Zeitraum erschossenen Beutegreifer verwertet werden – eine Quote von 1,2 Prozent. 98,8 Prozent der getöteten Füchse, Dachse, Waschbären wurden und werden nach wie vor entsorgt. Was der Deutsche Jagdverband hier mit der Förderung durch öffentliche Gelder, z.B. in Höhe von 100.000 Euro durch das von Bündnis90/Die Grünen geführte Umweltministerium in Sachsen-Anhalt, betreibt, ist gelinde gesagt nicht mehr als Augenwischerei.

Aufgrund geringer Nachfrage nach Pelzprodukten und schlechter Qualität der zur Verfügung gestellten Felle durch Jäger kann die Fellwechsel GmbH für Füchse, die etwa zwei Drittel der abgelieferten Tieren ausmachen, keine Auszahlungen mehr vornehmen. Bild: B. Pelli

Wie nun einer Mitteilung der Fellwechsel GmbH zu entnehmen ist, führen die wohl falsch eingeschätzte Marktsituation auf der einen und die zum großen Teil schlechte Qualität der angelieferten Felle auf der anderen Seite zu finanziellen Engpässen. Deshalb werden u.a. die Ankaufpreise für zur Verfügung gestellte Tiere reduziert (Dachs: 5 Euro, Waschbär: 4 Euro) und für Füchse, Nutria und Bisam für die Saison 2019/2020 gar keine Auszahlungen mehr vorgenommen.

Dass die Fellwechsel GmbH zudem ankündigt, die Auszahlungen der Gutschriften für die bereits in der vergangenen Saison von Jägern zur Verfügung gestellten Felle erst jeweils frühestens ein Jahr nach Abholung der Tiere zu leisten, ist ein weiterer Hinweis auf die offenbar schlechte finanzielle Lage des Unternehmens.

In den sozialen Medien kündigten einige Jäger derweil an, zukünftig keine Tiere mehr an die Fellwechsel GmbH abzugeben und auch keine Sammelstellen mehr zu betreiben. Der Aufwand, für sämtliche im Laufe der Saison getöteten Füchse den ganzen Winter hindurch ein oder zwei extra Kühltruhen laufen zu lassen, mache das Projekt zum Minusgeschäft für die Jäger.

Bereits im ersten Jahr seiner Geschäftstätigkeit hatte die Fellwechsel GmbH Verbindlichkeiten von über 400.000 Euro angehäuft. Bezeichnenderweise bestanden laut Bundesanzeiger 138.000 Euro dieser Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern – obwohl etwa der Deutsche Jagdverband satzungsgemäß ein gemeinnütziger Verein ist. Durch die Hintertür konnte damit dessen Steuerbegünstigung genutzt werden, um ein fragwürdiges Wirtschaftsunternehmen zur Pelzvermarktung zu finanzieren.

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