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  • Daniel Peller

Jagd auf Fuchsfamilie an Dresdener Grundschule

Wichtiges Update 7. Juli:

Hören - Wir konnten erreichen, dass die Fuchsfallen an der Grundschule Dresden-Löbtau heute deaktiviert wurden. Nach Informationen des zuständigen Schulamtes soll den Füchsen bis in den frühen Herbst die Gelegenheit gegeben werden, von sich aus abzuwandern. Der Leiterin des Schulamtes der Stadtverwaltung Dresden haben wir die Bitte mit auf den Weg gegeben, künftig Schüler und Eltern über Füchse an Schulen aufklärend zu informieren, um Situationen wie an der Grundschule künftig zu vermeiden und ein Miteinander von Mensch und Tier zu fördern.

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Immer wieder führen unbegründete oder übertriebene Ängste gegenüber Füchsen dazu, dass ganze Fuchsfamilien unnötig getötet werden. In einem aktuellen Fall wird Jagd auf eine Fuchsmutter mit ihren 5 Kindern gemacht, die friedlich an einer Grundschule in Dresden leben. (1,2) Nicht-tödliche Maßnahmen, wie etwa eine Vergrämung der Tiere, werden dabei nicht in Betracht gezogen. Wir fordern die Verantwortlichen auf, die Jagd auf die Fuchsfamilie sofort einzustellen.


„Der Fuchs muss weg.“

Alle Jahre wieder dürfen wir miterleben, wie Jungfüchse zunächst die Umgebung ihres Baus, bald darauf das ganze Familienrevier und schließlich auch angrenzende Gebiete erkunden. Neugierig begeben sie sich Schritt für Schritt in eine Welt voller Gefahren und passen ihr Verhalten an ihren Lebensraum an – egal ob das Revier tief im Wald oder mitten in einer Großstadt liegt. In dieser Phase kommt es oft vor, dass die noch unerfahrenen Jungfüchse an ihrem Bau oder der näheren Umgebung entdeckt werden. Leider löst aber die Anwesenheit von Füchsen noch immer Ängste bei manchen Menschen aus. Obwohl diese Ängste unbegründet und Füchse sogar überaus nützlich sind, müssen diese Ängste ernstgenommen werden, denn sie führen häufig zur Forderung „der Fuchs muss weg“.

Fuchswelpen spielen am Bau
Jungfüchse, die gemeinsam mit der Fuchsmutter an der Grundschule Dresden-Löbtau leben, sind noch einen Tick älter. Wahrscheinlich sind sie bis zum Ende der Sommerferien schon weitergezogen.

Keine Angst vor Füchsen!

Wenn Füchse auf dem eigenen Grundstück auftauchen, fürchten manche um die Sicherheit von Haustieren, manche denken an Tollwut oder Fuchsbandwurm und fürchten um ihre Gesundheit, andere fürchten gar Angriffe der Tiere. Nüchtern betrachtet sind diese Ängste jedoch unbegründet: Füchse gehen Auseinandersetzungen mit Haustieren wie Hunden oder Katzen lieber aus dem Weg. (3) Geflügel oder andere Kleintiere können geschützt werden, indem man ihre Gehege fuchssicher macht. (4) Der letzte identifizierte Tollwutfall bei einem Fuchs trat in Deutschland im Februar 2006 auf und liegt somit über 17 Jahre zurück! Deutschland ist frei von terrestrischer Tollwut und das gilt auch für einen breiten Gürtel um Deutschland herum. (5) Die alveoläre Echinokokkose (die Erkrankung, die beim Menschen durch den Fuchsbandwurm ausgelöst werden kann) zählt zu den seltensten Parasitosen und das ohnehin extrem geringe Ansteckungsrisiko kann durch einfache Hygienemaßnahmen – vor allem im Umgang mit den eigenen Haustieren – praktisch auf null gesenkt werden. (6) Fuchsbisse sind ebenfalls eine absolute Seltenheit und kommen eigentlich nur als letzte Schutzreaktion vor, wenn Füchse von Menschen bedrängt und angefasst werden. Selbst sehr zutrauliche Stadtfüchse, die Menschen auf wenige Meter an sich heranlassen, meiden den direkten Kontakt und flüchten im Zweifel lieber.


Sinnlose Maßnahmen

Seit einigen Wochen lebt die kleine Fuchsfamilie bereits an der Schule in Dresden-Löbtau. Nun hat man beschlossen: „Mit Blick auf die Sicherheit der Kinder und der Haustiere in dem Gebiet (…) könnten die Füchse nicht auf dem Schulgelände bleiben. Deshalb würden die Tiere eingefangen.“ (1) Doch beim „Einfangen“ bleibt es nicht. Man kann reviertreue Tiere wie Füchse nicht einfach „umsiedeln“ oder in einem fremden Revier aussetzen. (7) Ebenso kann man wilde Füchse nicht in ein Gehege eines Zoos oder Wildparks stecken. Einerseits wäre weder dort, noch in einer Wildauffangstation Platz für alle Füchse, die irgendwo „weg müssen“. Andererseits würden gesunde Wildfüchse in einem Gehege unter der Gefangenschaft und der Nähe zum Menschen leiden. Üblicherweise verlassen die von Jägern eingefangenen Füchse die Lebendfalle daher tatsächlich nicht lebend, sondern werden erschossen oder erschlagen.


Die Füchse auf diese Art zu beseitigen ist aber nicht nur grausam, sondern auch völlig sinnlos, denn gerade jetzt zum Ende der Jungfuchssaison werden freigewordene Fuchsreviere in kürzester Zeit neu besetzt. An der Grundschule in Dresden waren sicherlich in den vergangenen Jahren immer Füchse unterwegs (auch wenn man sie vielleicht nicht gesehen hat) und daran wird sich auch in Zukunft nicht ändern – egal, wie viele Füchse man dort tötet.


Doch leider ist das Töten offenbar die einzige „Lösung“, die Jäger kennen. Und wie den Medienberichten zu entnehmen ist, verweisen Behörden – in diesem Fall die Stadtverwaltung – bei solchen Fällen grundsätzlich an „den zuständigen Jagdausübungsberechtigten oder einen Dienstleister, welcher sich auf Fallenfang spezialisiert hat“. (1) Und genau hier liegt das eigentliche Problem: Warum zieht man keine Wildtierhilfe zu Rate? Warum versucht man nicht, die Menschen vor Ort aufzuklären, um auf ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier hinzuwirken? Warum hat man jetzt – gerade wo die Ferienzeit bevorsteht – nicht noch ein paar Wochen Geduld? Die Fuchsfamilie würde innerhalb der nächsten Wochen wahrscheinlich von ganz alleine umziehen und nicht mehr auffallen. Warum wird eine schonende Vergrämung der Fuchsfamilie vom Grundstück der Schule nicht in Betracht gezogen?

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass auch in der Schulgemeinschaft in Dresden gehofft wird, die Tötung der Tiere abwenden zu können. Man möchte also gar nicht, dass die Füchse getötet werden.


Vorbild für die Kinder

Wäre es nicht gerade an einer Schule wichtig, aufzuklären und friedliche, vernünftige Lösungen zu finden, statt übertriebene Ängste gegen nützliche Tiere zu schüren und völlig sinnfrei mit roher Gewalt gegen sie vorzugehen? Sollten wir unseren Kindern nicht beibringen, Verständnis für unsere fragile Umwelt zu entwickeln und sorgsam mit ihr und den Tieren umzugehen?

Wir fordern die Verantwortlichen auf, die Bejagung der Fuchsfamilie sofort einzustellen und bieten gerne unser Infomaterial zur Aufklärung sowie unsere Beratung hinsichtlich tierschutzgerechter und effektiver Vergrämungsmaßnahmen an: aktionsbuendnis@fuechse.org


Quellenangaben:

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