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  • Lovis Kauertz

Weidetierhalter und Wolfsfreunde fordern Förderprogramm Herdenschutz und Kompetenzzentrum

Aufruf der Weidetierhalter-Verbände, der Verbände des Ökologischen Landbaus sowie weiterer Interessenverbände der Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, gemeinsam mit der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V. (GzSdW) und dem Verein für Arbeitende Herdenschutzhunde in Deutschland e.V. (VAH):

Der Baden-Württembergische Umweltminister Franz Untersteller hat Anfang März die „Kooperationsvereinbarung zwischen den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland zum Herdenschutz und Wolfsmanagement“ vorgestellt, die zum 01.04.2018 in Kraft treten soll.

Grundsätzlich ist die länderübergreifende Zusammenarbeit beim Thema Wolf sehr zu begrüßen! Allerdings werden in dem Papier viele Aufgaben genannt, die bereits durch die "Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf" abgedeckt werden und deren Dopplung durch die zu gründende „Steuerungsgruppe Wolf“ sowie die zu gründenden „Managementgruppen Wolf“ der beteiligten Länder wohl im Wesentlichen unnötig, ja kontraproduktiv wäre.

Wolf im Schnee

Seit über 20 Jahren gibt es Wölfe in Deutschland - nie ist der Wolf einem Menschen aggressiv begegnet. Bild: Stefan Suittenpointner

Entgegen dem Titel der Vereinbarung „… zum Herdenschutz und Wolfsmanagement“ beschränken sich die konkreten Formulierungen des Papiers fast ausschließlich auf das Wolfsmanagement, das zudem im Wesentlichen auf "Fang" und "Entnahme" von Wölfen, die „Menschen und Nutztiere gefährden“, begrenzt wird. Gerade so, als ob es hier (Menschen) Probleme gäbe bzw. als ob die Entnahme von Wölfen eine Problemlösung (Nutztiere) wäre. Tatsache ist, in mittlerweile 20 Jahren Wolfspräsenz in Deutschland hat es keinen einzigen Fall gegeben, in dem ein Wolf einem Menschen aggressiv begegnet wäre.

Die „Gefährdung von Menschen“ ist schlicht nicht existent - auch wenn sie von gewissen politischen und Lobbyistenkreisen immer und immer wieder herbeigeredet wird, die grundsätzlich gegen den Wolf eingestellt sind und offensichtlich nach Wegen suchen, seine Präsenz in der Landschaft möglichst wieder rückgängig zu machen.

Eine „Gefährdung von Nutztieren“ ist allerdings real gegeben, vor allem in Gebieten, in denen sich Wölfe neu ansiedeln und aufhalten. Die Weidetierhalter sind die maßgebliche Bevölkerungsgruppe, die durch die Rückkehr des Wolfes belastet wird. Nur durch konsequent und flächendeckend angewandte, fachlich gut durchgeführte und für die Tierhalter praktikable Herdenschutzmaßnahmen kann das Miteinander von Wolf, Nutztieren und Menschen gelingen!

Wolfslosung, Wolfsscheiße

Bullshit - zumindest nicht das, was Sie auf dem Bild sehen, das ist Wolfslosung.

Bild: Stefan Suittenpointner

Anstatt sich umfangreich Gedanken über „Fang- und Entnahmetrupps“ zu machen, wären konkrete Maßnahmen zu einer umfassenden und ländereinheitlichen Förderung von Herdenschutzmaßnahmen sowie zur Einrichtung eines länderübergreifenden Herdenschutz-Kompetenzzentrums vonnöten. Leider sucht man in dem Papier Konkretes hierzu vergeblich. Die Entnahme von einzelnen Wölfen kann unter Umständen geboten sein – nachdem der Herdenschutz flächendeckend umgesetzt wurde! Sie ersetzt aber keine Herdenschutzmaßnahmen und ist darüber hinaus in den einzelnen Ländern bereits ausreichend geregelt. Die unterzeichneten Verbände fordern daher von den Landesregierungen von Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, die getroffene Kooperationsvereinbarung dahingehend abzuändern, dass sie sich den wahren und nicht den von bestimmten Kreisen imaginierten Problemen zuwendet:

  • die umgehende Einführung eines ländereinheitlichen Förderprogramms von Herdenschutzmaßnahmen für Weidetierhalter, unabhängig von Betriebsform und –größe, das eine 100 %ige Kostenerstattung inkl. der Anschaffungskosten für Zaun- und anderes Material, der Unterhaltskosten für Herdenschutzhunde sowie der Kosten für die zusätzliche Arbeitsbelastung durch Herdenschutzmaßnahmen umfasst sowie

  • die umgehende Einrichtung eines länderübergreifenden Herdenschutz-Kompetenzzentrums, in dessen Rahmen geeignete Herdenschutzmaßnahmen getestet und weiterentwickelt werden sowie Weidetierhalter aus- und weitergebildet und bei der Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen auf dem eigenen Betrieb intensiv beraten und unterstützt werden; dabei kann auf zahlreiche Erfahrungen anderer Bundesländer zurückgegriffen werden.

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