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Dr. Martin Steverding

Jagd hilft dem Naturschutz nicht - ein Blick auf den Naturschutztöter

Hören - | Naturschutztöter töten den Naturschutz? Aber nicht doch, im Gegenteil: Sie töten für den Naturschutz! Naturschutztöter sind unermüdlich im Einsatz, um unsere geschundene Natur von fressgierigem Raubwild bzw. von „Raubzeug“ [1] zu befreien, damit die guten und friedlichen Tierarten überleben können.


Betonröhrenfalle für Füchse, Dachse, Waschbären u.a.
Betonröhrenfalle für Füchse, Dachse, Waschbären u.a.

Was machen Naturschutztöter? Wir erklären es am Beispiel des Rebhuhns. Die nicht-jagenden Naturschützer (eine aussterbende Gattung) sagen zwar, der Rückgang der Rebhühner liegt an der intensiven Landwirtschaft. Aber die Naturschutztöter wissen es besser: Rebhühner leben wunderbar in der Gülle- und Glyphosatwüste, man muss sie nur ordentlich füttern und ihre Fressfeinde vollständig eliminieren – und schon kann man die Landschaft mit Gülle und Gift überschütten und den Rebhühnern geht es trotzdem – oder gerade deswegen – phantastisch.


Der Kreis Lüchow-Dannenberg im schönen Wendland in Ostniedersachsen hat eigens einen Naturschutztöter angestellt. Er macht es nun uns allen vor, wie es geht: An jeder Ecke steht eine Raubwildfalle. Ist der Räuber – egal ob Fuchs, Dachs, Waschbär oder Marderhund – darin gefangen, wird er mit dem Schieber in den Abfangkorb gedrückt und der Naturschutztöter jagt ihm mit seinem Revolver eine Kugel in den Kopf. Der Fernsehzuschauer kann dies in der „Nordreportage“ des NDR, Folge „Rettet die Rebhühner“ genießen. Zack, ist der Bösewicht ausgeschaltet – so wie wir es von allerhand Spielfilmen gewohnt sind.


Aber nicht nur im Fernsehen, sondern vor allem in den sozialen Medien kann man den Naturschutztöter in seinem Testrevier bei seinen Tötungen begleiten. Bei Instagram waren vor einigen Wochen sogar Wärmebildvideos von 19 Fuchsabschüssen zu bewundern. Zack, der Bösewicht ist tot, und zack, der nächste und zack – weg mit den Räubern!


So kurieren die Naturschutztöter das gestörte ökologische Gleichgewicht: Sie befördern das böse Raubwild und Raubzeug rechtzeitig in die Hölle, bevor es über die "guten" Tiere herfallen kann – so bleibt genügend Niederwild [2] für die Naturschutztöter zum „Ernten“ übrig. Eigennutz? Aber nicht doch, die Naturschutztöter haben es redlich verdient, sie erfüllen doch den staatlichen und bestimmt auch den göttlichen Auftrag, für das ökologische Gleichgewicht zu sorgen.


Jetzt mal im Ernst: Wer glaubt immer noch, dass die Jagd auf Beutegreifer (Prädatoren) für das ökologische Gleichgewicht sorgt? Wer glaubt ernsthaft, dass wir Menschen eine Ahnung davon haben, wie das ökologische Gleichgewicht aussehen muss? Wir beginnen gerade erst die Beziehungen zwischen Beutegreifern und Beutetieren zu begreifen. Wir beginnen beispielsweise gerade erst zu verstehen, dass weniger die Anzahl der vom Fuchs gefressenen Mäuse von Bedeutung ist, sondern die Änderung der Raum- und Ressourcennutzung der Mäuse angesichts der Anwesenheit des Fuchses.


Die überaus komplexen, in Jahrmillionen Evolution entstandenen Prozesse funktionieren auch in einer Kulturlandschaft mit Sicherheit besser, wenn die grünen Abiturienten aufhören, der Natur ins Handwerk zu pfuschen. Der Jagdschein, bestenfalls vergleichbar mit einer berufsbegleitenden Fortbildung, qualifiziert niemanden dazu, regulierend in ein System einzugreifen, das selbst von den größten Forschern und Wissenschaftlern nur in Ansätzen verstanden wird.


Wer immer noch glaubt, Füchse oder „Raubwild“ jagen zu müssen, sollte der Bevölkerung gegenüber endlich die wahre Motivation dazu eingestehen: Freude am Töten – nicht anderes!


Naturschutztöter töten in der Tat den Naturschutz – weil es Spaß macht und weil sie es sich leisten können.

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[1] Unter Raubwild versteht man jagdbare Tierarten (Wild) wie Marder, Fuchs u.a. Als Raubzeug bezeichnen Jäger alle Tierarten, die selbst nicht zum jagdbaren Wild zählen, die aber anderes jagdbares Wild wie Rebhühner oder Feldhasen töten oder beeinträchtigen können. Zu letzteren gehören Greif- und Rabenvögel, Hunde und Katzen, auch Wanderratten und invasive Arten.

[2] Als Niederwild bezeichnen Jäger diejenigen Arten, die in alten Zeiten nur vom „niederen” Adel bejagt werden durften. Dazu zählen Kaninchen, Feldhasen, Fasane, Rebhühner, Füchse, Dachse, aber auch Rehe.


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