Der Koalitionsauftrag ist es, die Jagdausbildung bundesweit zu vereinheitlichen, den Bleieintrag durch die Jagdmunition zu reduzieren und einen Schießübungsnachweis einzuführen. Über die Umsetzung dieser Ziele in der durch das Bundeskabinett auf den Weg gebrachten Jagdgesetznovellierung kann man streiten.
Aus Sicht des Naturschutzes haben sich viele Menschen einen radikaleren Schnitt bei der für Tier und Mensch giftigen Bleimunition gewünscht. Der als Tierschutzmaßnahme verkaufte Schießübungsnachweis ist halbherzig, zielführender im Sinne des Tierschutzes wäre der Schießleistungsnachweis gewesen.
„Eine Katastrophe aber für die Fauna ist die gesamte Philosophie der handelnden Politiker“, konstatiert Lovis Kauertz, Vorsitzender von Wildtierschutz Deutschland. „Wildtiere, insbesondere Rehe, Wildschweine, Waschbären und Marderhunde werden - vom Deutschen Jagdverband gefordert oder geduldet - zu Schädlingen stigmatisiert, die es gilt, mit allen Mitteln zu bekämpfen.“
Wald vor Wild: Rotwildstrecke (Hirsche) des Sachsenforsts
Wie das aussieht, davon kann man sich schon heute in Bayern oder in Sachsen ein Bild machen: Beim Strecke legen wähnt man sich im Waldschlachthaus der Tönnies Holding. Gerade beim Sachsenforst oder den Bayerischen Staatsforsten herrscht seit Jahren die Devise „Wald vor Wild“.
Bei wohl den meisten Drückjagden wird schon heute alles, was vor die Büchse kommt, erschossen – erzwungenermaßen von den Berufsjägern der Staatsforste oder gegen ein kleines Entgelt von den Holländern oder den Dänen, die kaum wo billigere Trophäenabschüsse als in Sachsen oder in Bayern bekommen. Diese Art von Jagd ist nicht nur von tierfeindlicher Gesinnung und häufig tierschutzwidrig, sie ist auch nicht zielführend.
Deutschland hat für Rehe, Hirsche und Wildschweine schon heute die längsten Jagdzeiten in Europa. Die Sozialgefüge innerhalb der Tiergemeinschaften sind der letzte möglicherweise die Reproduktion limitierende Faktor. Die werden aber durch den wahllosen Abschuss von jungen und alten, von schwachen und starken, männlichen oder weiblichen Tieren kontinuierlich zerstört. Das Resultat sieht man in den trotz intensiver Jagd seit Jahrzehnten wachsenden Jagdstrecken.
Klöckners Jagdnovelle, die im Wesentlichen mit den Jagd- und Forstverbänden, aber nicht ernsthaft mit dem Tier- oder Naturschutz erörtert wurde, ermöglicht nun gar die Jagd während der Nachtzeit, mittels Nachtzieltechnik und mit Scheinwerfern. Zwar sagt das Bundesjagdgesetz, die sei nur für Schwarzkittel und für invasive Arten wie Waschbär oder Marderhund zulässig, aber die Konsequenzen sind absehbar. Der Jagddruck wird steigen, Wildtiere leiden und private und staatliche Waldbesitzer werden immer noch nicht erkennen, dass ihre Jagdmethoden die Rendite ihres Waldbaus nicht erhöht. Die Verjüngung des Waldes wird stattfinden – trotz des Vernichtungsfeldzuges gegen unsere Wildtiere.
+++
Comments