Wo haben Tiere noch ihren Rückzugsraum, ihre Ruhe vor dem perfiden Jagddruck? Man möchte meinen, in Schutzgebieten. So steht es jedenfalls auf den roten Warn- und Hinweisschildern vor Naturschutzgebieten: „Alle Tiere und Pflanzen, und nicht nur die bedrohten Arten, sollen sich ungestört entwickeln können.“ Wohlgemerkt UNGESTÖRT !
Weiterhin steht da: „In Naturschutzgebieten hat der Schutz von Natur und Landschaft Vorrang vor allen anderen Interessen…“ Was also hat die Jagd in Schutzgebieten zu suchen? Wieso findet sogar dort die Jagd auf bedrohte Arten aus der Roten Liste statt?
Ein nicht unerheblicher Teil der 397.414 Jägerinnen und Jäger in Deutschland (Stand Ende März 2020, Quelle DJV) profitiert von den von Ministerien und Behörden eingeräumten Spielräumen in Schutzgebieten bei Nutzung und den Sonderregelungen.
397.414 Jagdausübende in Deutschland und es werden immer mehr! Geradezu beängstigend ist der Blick in die Statistik! Knapp 8.900 mehr waren es allein gegenüber dem Vorjahr 2019 und sogar 75.700 mehr als vor 30 Jahren. In Nordrhein-Westfalen sind die meisten Jagdscheininhaber: 92.074, danach folgt Niedersachsen mit 60.000, gefolgt von Baden-Württemberg (49.400).
Die Gier, der Hunger der jagenden Zunft nach Jagdrevieren ist seit Jahrzehnten nicht mehr zu stillen und so halten Politik, Ministerien und Behörden nicht nur Schutzgebiete für diese geöffnet, sondern auch Nationalparks. Selbst in ausgewiesenen Sperrzonen, von denen die Bevölkerung unter Androhung von drakonischen Strafen, ferngehalten wird, pflegen Jagdausübende ihre jagdlichen Disziplinen und Traditionen!
Wir befinden uns im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier! Eine Jagd in Schutzgebieten, noch dazu auf Rote-Listen-Arten ist geradezu eine Farce! Ein Jeder sollte wissen, dass unsere letzten intakten Ökosysteme, nicht generell als Kulturlandschaft abgestempelt werden dürfen, wie es Jäger so gern in ihrer Argumentation tun. Je mehr Arten in einem solchen intakten Ökosystem, in verschiedensten FFH-Lebensraumtypen, geschützten Biotopen leben, um so stabiler, um so kompakter sind diese.
Es braucht einen radikalen Kurswechsel, wenn wir das dynamisch fortschreitende Artensterben bremsen wollen, das Verbot der Jagd in Schutzgebieten ist mit ein erster überfälliger Schritt - damit Schutzgebiete auch ihren Namen verdienen.