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Trillern über der Wiese - der Große Brachvogel

  • Dr. Martin Steverding
  • 15. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Juli

Hör mal rein | Reif glitzert im Gras, kalter Morgendunst wabert über den nassen Wiesen. Dennoch liegt Frühling in der Luft, irgendwo hoch am Himmel singt eine Feldlerche, aus der Weite der offenen Landschaft schallt das kurze Liedchen eines Schwarzkehlchens herüber. Plötzlich durchdringt der laute Flötenton des Großen Brachvogels die Stille des kalten Märzmorgens, kurz darauf noch einer und dann eine immer schneller werdende Reihe, die schließlich in einen langen wohlklingenden Triller übergeht, der weit hörbar durch die feuchte Niederung hallt.

Großer Brachvogel auf der Wiese
Großer Brachvogel, Bild: Harry Schulz

Der Verursacher dieser schönen Melodie schwebt in langsamem Gleitflug auf die Wiese herab. Die schlanken und spitzen Flügel erinnern auf dem ersten Blick an eine Möwe. Allerdings fällt sofort der enorm lange gebogene Schnabel auf, der beim Trillern geöffnet ist und im Takt der Töne vibriert. Der große helle Vogel landet auf der kurzgrasigen Wiese, mit schnellen Schritten seiner langen Beine bremst er den Schwung des Anflugs ab und geht in ein bedächtiges Schreiten über. Erst auf dem zweiten Blick fällt ein weiterer Brachvogel auf, der nur wenige Meter entfernt vom ersten durch das Gras stolziert.


Trotz ihrer beachtlichen Größe und des im Flug hell wirkenden Gefieders sind Große Brachvögel am Boden unauffällig. Im Abstand von einigen Metern durchschreiten sie die Wiese und bohren ihre Langschnäbel immer wieder ins Erdreich. Einer der beiden zieht seinen Schnabel nicht unmittelbar wieder heraus, sondern arbeitet nach, bohrt tiefer, strengt sich an und fördert schließlich einen großen Regenwurm zutage. Schnell herunter mit dem Happen und weiter wird gestochert, das Brachvogelfrühstück ist noch nicht beendet.


Der Große Brachvogel ist der größte europäische Watvogel. Er war vor einigen Jahrzehnten noch weit verbreitet. Insbesondere im nordwestlichen Deutschland war sein Trillern charakteristisch für die offene Moor- und Wiesenlandschaft. Jeder Mensch auf dem Land kannte ihn, viele volkstümliche Namen zeigen, dass der stimmgewaltige Moor- und Wiesenbewohner früher in aller Munde war.


Heute ist der Brachvogel so selten, dass ihn nur noch wenige Menschen kennen und dass man nur noch an wenigen Orten seiner klangvollen Melodie lauschen kann. Er steht im Mittelpunkt von Naturschutzprojekten und ist zu einer Flaggschiffart des Wiesenvogelschutzes und der nachhaltigen Nutzung geworden (Boschert et al. 2021). Dennoch konnte sein Rückgang nur lokal aufgehalten werden.

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