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  • Dr. Martin Steverding

Wie rechts ist die Jagd?

Hören - Bei der Messe „Jagd und Hund“ in Dortmund gab es einen Stand der Deutschen Burschenschaft. Es ist eine Binsenweisheit, die auch der Stadt Dortmund nicht entgangen sein kann, dass diese Studentenverbindung dem rechtsextremen Milieu zuzurechnen ist.


Neben der Frage, warum eine Beteiligung dieser Organisation überhaupt zugelassen wurde, ist eine zweite Frage mindestens ebenso entscheidend: Warum WOLLTE sich die Deutsche Burschenschaft an der „Jagd und Hund“ beteiligen?


Wie rechts ist die Jagd: Zentraler Bestandteil der Jagd ist das Töten, und der Moment des Tötens ist ein Moment absoluter Machtausübung.
Zentraler Bestandteil der Jagd ist das Töten, und der Moment des Tötens ist ein Moment absoluter Machtausübung.

Sie hat weder direkt etwas mit Jagd noch mit Hunden zu tun, sondern ihre Mission war die Verbreitung ihrer völkisch-nationalistischen Agenda. Dies ist nur dann erfolgversprechend, wenn das entsprechende Milieu vor Ort zugegen ist. Mit Sicherheit wäre die Burschenschaft nicht bei einem Kongress zum Thema Artenschutz, Naturschutz oder Klimaschutz aufgetreten, denn dort hätte sie mit ihrer Propaganda keinen Blumentopf gewonnen. Aus diesen Gedanken ergibt sich die Frage:

Wie rechts ist die Jagd?


Ein Kernelement radikal rechter Strukturen ist der Aufbau steiler Hierarchien und die Macht kleiner Gruppen oder Eliten. Das Streben nach flachen Hierarchien bzw. einem geringen Machtgefälle innerhalb der Bevölkerung ist eher typisch für eine linke Politik. Lässt sich das auch auf den Umgang der Menschen mit (anderen) Tieren übertragen?


Verallgemeinerungen sind bei diesem Thema sicherlich schwierig und nicht uneingeschränkt zulässig, denn die Vielfalt an Denkmustern und Philosophien ist groß. Dennoch lassen sich Tendenzen ableiten:


Zentraler Bestandteil der Jagd ist das Töten, und der Moment des Tötens ist ein Moment absoluter Machtausübung. Wer sich dagegen mit dem Tier auf Augenhöhe fühlt, könnte den Abzug nicht drücken. Eine Ausnahme wäre, wenn das eigene Überleben oder das Überleben des Clans oder der Familie davon abhinge – aber diese Zeiten liegen sehr lange zurück.


Ist also jeder Mensch, der in der Lage ist, diese absolute Macht auszuüben, ein Rechter? Gewiss nicht, aber ein Blick in die Statistik zeigt, dass es nicht selten zutrifft. Fast alle der etwa 30 jagenden Bundestagsabgeordneten gehörten 2019 der CDU, FDP und AFD an, einer der SPD und offensichtlich keiner den Grünen (Zahlen von PeTA). Auch wenn ein Großteil dieser Abgeordneten der politischen Mitte zuzuordnen ist, zeigt sich eine zumindest stark rechtsschiefe Verteilung. Auch umgekehrt betrachtet zeigt sich ein ähnliches Bild: Die wenigsten Jäger dürften die Grünen oder die Linken wählen, während die Jäger in der Wählerschaft der Parteien rechts der Mitte mit Sicherheit überrepräsentiert sind.


Die Aussage „Jäger sind rechts“ lässt sich also nicht halten. Jedoch die Aussage, dass Rechte unter Jägern häufiger sind als im Bevölkerungsdurchschnitt, kann als gesichert angesehen werden. Von entscheidender Bedeutung ist der Umgang der Jäger mit Rechtsradikalen in ihren eigenen Reihen. Sind sie sich des Problems bewusst? Wie stehen sie zum Auftritt der Deutschen Burschenschaft bei Europas größter Jagdmesse? Vor allem aber: Tun sie etwas dagegen, dass Ultrarechte die Jagd nutzen, um leicht an Waffen zu gelangen? In Deutschland ist der Jagdschein mit Abstand der leichteste legale Weg, Waffen in Gebrauch zu bringen. Die Beteiligung der Deutschen Burschenschaft an der Jagd und Hund muss vor diesem Hintergrund bewertet werden, denn sie ist Teil einer Bewegung, die unsere Demokratie zerstören möchte.

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