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  • Lovis Kauertz

Fuchsjagd ist nicht mehr als die Befriedigung eines perversen Hobbys

Fuchsjagd ist sinnlos und grausam, sie ist nicht mehr als die Befriedigung eines perversen Hobbys. Sie zerstört Sozialgefüge, führt dazu, dass die durchschnittliche Lebensdauer eines Fuchses etwa zwei Jahre beträgt und erhöht das Krankheitsrisiko der Tiere. Eine nachhaltige Reduzierung der Bestände findet nicht statt. Die Jagd führt unter den verbleibenden Füchsen vielmehr zu Leid und Elend, sie ist nichts als Tierquälerei.

Seit einigen Wochen rufen Hegeringleiter wieder zu sogenannten Fuchswochen auf! Über den Zeitraum einiger Tage sollen Jäger gemeinsam und revierübergreifend dem Fuchs „nachstellen“. Das geschieht zu einer Zeit, in welcher die Fuchsrüden um die Gunst der Fähen, der weiblichen Tiere, werben. Niemals ist der Fuchs so unvorsichtig wie während der Paarungszeit – die Jäger sprechen von der „Ranz“ – auch wegen der Spuren im Schnee ist Reineke dann für den Jäger eine leichte Beute. Während dieser Zeit sind aber auch viele Fähen schon schwanger – mit der Konsequenz, dass später im Jahr zahlreiche Jungtiere verhungern, weil der Rüde nicht mehr zur Ernährung beitragen kann; er ist tot.

Das vermeintliche Ziel ist die Reduzierung des Fuchsbestandes. Den Fuchs will man klein halten. Man behauptet einfach, dadurch würde man Krankheiten unter den Tieren vorbeugen und Restbestände von Rebhühnern oder (ausgesetzten) Auerhähnen und Birkhühner zu schützen.

Forschung und Wissenschaft kommen zu anderen Schlüssen. Die Jagd begünstigt hohe Fuchsbestände und hat keinen oder nur marginalen Einfluss auf den Bestand von Bodenbrütern. Entgegen der Behauptungen von Jägern spielen auch vom Fuchs ausgehende Krankheiten für den Menschen und sein Umfeld kaum eine Rolle. Die Tollwut ist ausgemerzt, die Wahrscheinlichkeit sich über den Fuchsbandwurm zu infizieren ist weitaus geringer als ein Sechser im Lotto.

Zwei vielbeachtete Studien aus 2017 belegen erneut, dass die Jagd hinsichtlich der Prävention von Tierkrankheiten kontraproduktiv ist. Da wo intensiv gejagt wird, sind viel mehr Füchse mit dem Fuchsbandwurm befallen, als in jagdfreien Revieren. Auf der anderen Seite ist dort, wo der Fuchs unbejagt ist, auch das Risiko für den Menschen, sich über die Zecken die Lyme-Borreliose zu holen, geringer. Die Jagd ist letztlich auch ein Krankheitsrisiko für unbeteiligte Menschen.

Wildtierschutz Deutschland ist der Meinung, dass es keinen vernünftigen Grund gibt, Füchse zu jagen. Wir halten es für moralisch zutiefst verwerflich, diese anmutigen Tiere letztlich nur zu töten, nur um seinen Spaß gehabt zu haben.

Füchse sind für Jäger nicht mehr als eine sich bewegende Zielscheibe

Lebende Zielscheiben - keine nachhaltige Reduzierung der Fuchsbestände, Bild: Thorsten Emberger

Nachfolgend u.a. einige Fundstellen aus der Forschung:

Bestandsregulierung: Durch den jagdlichen Eingriff in den Fuchsbestand wird dieser keineswegs reduziert. Jäger erreichen dadurch lediglich, dass die durchschnittliche Anzahl der Nachkommen von verbleibenden Fähen etwa dreimal so hoch ist, wie in unbejagten Revieren. Im Nationalpark Bayerischer Wald - hier werden Beutegreifer nicht bejagt - liegt der durchschnittliche Nachwuchs pro Wurf bei 1,7 Welpen (Quelle: Stürzer , S. / Schnaitl, M. (2009): Rotfuchs und Dachs – Raumnutzungsverhalten und Habitatwahl, Wissenschaftliche Schriftreihe Heft 18, Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald).

Hinzu kommt, dass leergeschossene Reviere schnell durch zugewanderte Füchse besetzt werden. Damit einher geht das Risiko des Einschleppens von Krankheiten. Die Fuchsjagd destabilisiert das Sozialgefüge des vorhandenen Fuchsbestandes und führt im Hinblick auf das Ziel Bestandsreduzierung allenfalls dazu, dass im kommenden Jahr wieder genauso viele Füchse in heiterer Runde abgeknallt werden können. Ein kontinuierlicher Verzicht auf die Fuchsjagd würde dagegen zu einer langfristig stabilen und gesunden Fuchspopulation führen – der als Fuchsexperte geltende Biologe Erik Zimen beschrieb das Phänomen der füchsischen Geburtenregulierung mit den Worten "Geburtenbeschränkung statt Massenelend".

Comte et al. beschreibt in einer 2017 veröffentlichten Studie, dass in einem fast 700 qkm großen Gebiet innerhalb von vier Jahren bei intensiver Jagd der Bestand der Füchse nicht reduziert werden konnte. Durch Einwanderung in durch die Jagd frei gewordene Reviere und durch höhere Geburtenraten wurden sämtliche Verluste kompensiert.

Tollwut: Deutschland gilt als frei von terrestrischer Tollwut. Da sich kein Tollwuterreger in den Fuchsbeständen befindet, kann dieser sich auch nicht mehr verbreiten. Das Argument, die Jagd könne durch Bestandsregulierung die erneute Ausbreitung der Tollwut verhindern, ist nicht nur deshalb falsch, sondern auch weil mittels der Jagd eine dauerhafte Bestandsregulierung nicht stattfindet, die Sozialgefüge der Füchse zerstört werden, die Bestände anfällig für Krankheiten werden.

Fuchsbandwurm: Es gibt nicht einen wissenschaftlich haltbaren Beleg dafür, dass sich die Jagd positiv auf die Befallsrate mit dem Fuchsbandwurm auswirkt. Das Gegenteil der Fall, da das Risiko der Einschleppung durch infizierte Füchse in leergeschossene Reviere besteht (siehe oben) und Jungtiere anfälliger für den Befall mit dem Fuchsbandwurm sind. Auch das belegt die o.g. Studie von Comte et al. Nach vier Jahren intensiver Jagd ist die Befallsquote mit dem Fuchsbandwurm von anfangs 40 % auf 55 % gestiegen. Der Fuchsbandwurm kann dauerhaft nur durch Entwurmung auf fast Null reduziert werden (FH Weihenstephan / TU München).

Jäger töten jedes Jahr 500.000 Füchse

Ende einer Fuchswoche in Baden-Württemberg, Bild: Bianka Pelli

Der Fuchs als vermeintliche Gefahr für Bodenbrüter – es gibt einige wenige Beispiele dafür, dass auf sehr kleinem, abgeschlossenem Territorium (z.B. Friesische Inseln) die Fuchsjagd mit großem Aufwand neben der intensiven Biotop-Pflege zu geringerer Prädation von Bodenbrüterbeständen geführt hat. In aller Regel jedoch hat die Bejagung des Fuchses fast überhaupt keine Auswirkung auf die Prädation von Bodenbrütern. Hierzu und zur Bestandreduzierung von Prädatoren im Allgemeinen finden sich bei Langgemach, T. & J. Bellebaum 2005 zahlreiche Belege:

"Diese Schwierigkeiten auf Inseln deuten an, wie viel schwieriger es auf dem Festland bei uneingeschränkter Zuwanderung ist, Raubsäuger zu reduzieren. Die Ausbreitung und rapide Bestandszunahme von Marderhund und Waschbär wurden auch durch eine Bejagung ohne Schonzeit nicht ansatzweise verhindert, wahrscheinlich nicht einmal verlangsamt."

"Für den Fuchs nehmen HEYDON & REYNOLDS (2000) an, dass die in Großbritannien üblichen Formen der Bekämpfung, die deutlich weiter gehen als die deutschen Jagdmethoden, die Dichte regional begrenzen können. Nach HEWSON (1986) dagegen konnten vergleichbare Methoden die Fuchsfamiliendichten in einem schottischen Gebiet nicht verringern."

"Auch bei Zahlung von Abschussprämien an Jäger ließen sich tollwutfreie Fuchsbestände nach der Erfahrung in verschiedenen Ländern nicht nachhaltig reduzieren (z. B. Schweiz: KAPHEGYI & BREITENMOSER 1995; Australien: ANONYMUS 2003)."

"In anderen Ländern ist mehrfach versucht worden, zumindest lokal die relevanten Prädatoren zu dezimieren, wobei die meist jagdlich motivierten Maßnahmen die Vernichtung einer möglichst großen Zahl potenzieller Nesträuber (v. a. Raubsäuger und Rabenvögel) unabhängig von deren Anteilen an Nestverlusten anstrebten, z. B. in der nordamerikanischen Prärie (SARGEANT et al. 1995; SOVADA et al. 2001) oder in England (z. B. TAPPER et al. 1996). Die meisten Maßnahmen konnten wenigstens die Bruterfolge steigern, aber nur selten die Brutbestände im darauffolgenden Frühjahr (Übersicht: CÔTÉ & SUTHERLAND 1997)."

"An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins hat die Fuchsbejagung in Schutzgebieten die Präsenz von Füchsen nicht merklich verringert. Auf dem Graswarder blieb z. B. die Prädation auf Gelege und Jungvögel der Sturmmöwe unverändert hoch (KUBETZKI 2002). Am Bottsand wurden Erfolge nur erzielt, wenn gleichzeitig ein Elektrozaun betrieben wurde (BEHMANN 1998)."

"In Deutschland fanden Versuche zur Fuchsreduzierung bisher gewöhnlich mit Hilfe der örtlichen Jagdpächter statt. Trotz gesteigerter Abschüsse in Projektgebieten wurden aber keine oder nur kurzfristige Erfolge erzielt. Auch bei intensiver Kooperation mit den Jägern und Zahlung von Prämien über zehn Jahre in zwei Trappenschongebieten in Brandenburg ließen sich keine messbaren Veränderungen der Prädationsverluste erzielen (SCHWARZ et al. 2005)."

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