top of page

Spielen heißt lernen – auch für Füchse ...

Gabi Joormann

von Burgspielen und von Mäuseburgen.

Hören - Das Burgspiel ist bei Jungtieren verschiedener Säugetierarten beliebt. Dabei wird ein erhöhter Platz, beispielsweise ein Baumstamm, ein Grashaufen, ein kleiner Erdhügel, eine Baumwurzel oder ein Baumstumpf als „Burg“ genutzt und von jungen Füchsen gern erobert. Diese erhöhten Stellen üben eine magische Anziehungskraft auf die Tiere aus. Jeder der Welpen möchte sich eine vorteilhafte Position verschaffen und so beginnt das eigentliche Spiel um den begehrten Platz. Das Gerangel geht los, es wird herumgetollt, geschubst, gezogen, bis der Eroberer der Burg feststeht. Das kann dauern und sich immer wieder ändern. Spielen ist wichtig für die Entwicklung und eine wertvolle Lernzeit, die gelegentlich von den Eltern initiiert wird.

Füchse lernen spielend
Das Gerangel geht los, es wird herumgetollt, geschubst, gezogen, bis der Eroberer der "Burg" feststeht.

Hier werden alle Praktiken geübt, die für das Fuchsleben und -überleben wichtig sind: Reaktionsvermögen und Kraft, Suchen und Beutefang, Sozialverhalten, Kommunikation, Interaktion, Sinnesentwicklung, … Dabei spielen ihre Eltern eine wichtige Rolle als Bindungspartner, Vorbild und Lehrmeister. Sie geben ihren Fuchskindern die Sicherheit, um zu explorieren und den eigenen Weg zu finden.


Daniel Peller schreibt in seinem Buch „Die Weisheit der Füchse“: „Der letzte Schritt zur Selbständigkeit ist es, sich selbst versorgen zu können. Vieles schauen sich die Jungfüchse von ihren Eltern ab, durch Wiederholen, Erfolg und Misserfolg perfektionieren sie spielerisch ihre Fähigkeiten. Bei gemeinsamen Streifzügen mit den Eltern durch das Familienrevier lernen sie, was ein Fuchs so alles tun muss. Zum Unterrichtsstoff gehören die Grenzen des Reviers, das Markieren, das Verhalten fremden Füchsen, Tieren und Menschen gegenüber, sowie das Wissen über die besten Verstecke und Jagdgründe. Die Jungfüchse beobachten auch genau, mit welchen Techniken ihre Eltern erfolgreich Beute machen. Zum Teil sind die Jagdstrategien angeboren – wie etwa der Mäusesprung – und müssen lediglich geübt werden. Wie man jedoch Regenwürmer erfolgreich jagt, will von Grund auf erlernt werden.“


Dieses sichere Lernumfeld wird den Füchsen unsererseits kaum ermöglicht. Sie werden ganzjährig bejagt von Fuchsjägern, die neben weiteren „Spielarten“ ein etwas anderes Burgspiel betreiben. Dabei machen sie sich die Hauptnahrung der Füchse zunutze und errichten eigens für sie eine Mäuseburg. Laut Wikipedia ist dies in der Jägersprache eine bauliche Konstruktion, die möglichst gute Bedingungen zum Aufenthalt und der Vermehrung von Mäusen bietet und als Lockstelle für Füchse bei der Bejagung errichtet wird. Unter einem geschützten Holzdach oder ähnlichem werden Stroh und Steine für den Nestbau geschichtet und mit Getreide als Futter für die Nager aufgefüllt.

Idealerweise liegt die Mäuseburg in Schussweite des Jägers. Der hungrige Fuchs spaziert zur Burg, um sich am Buffet zu bedienen, bevor er selbst Fuchsjägers Beute wird. Ob Alt- oder Jungfuchs, Fähe, Rüde oder Welpe, dies ist dem Jäger in der Regel wurscht, denn „Fuchs kann immer kommen“. So werden eben auch ältere erfahrene Füchse geschossen, die für stabile Sozialverbände so wichtig sind, geben sie doch ihr Wissen an nachfolgende Generationen weiter. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Füchse im Schnitt nur eineinhalb Jahre leben - bei einer Lebenserwartung von etwa 13 Jahren.


Als Natur- und Tierschützerin bereitet mir Sorgen, dass es kaum noch erfahrene Altfüchse gibt, denn ältere Füchse sind in der Regel kräftiger als Tiere vom Vorjahr. Wie in einem Schriftwechsel in einem Jagdforum von Juli dieses Jahres zu lesen ist, „bedauern“ dies auch einige Jäger:

  • „Meiner Erfahrung nach, und ich mache schon ein paar Jahre Baujagd und schieße jeden Fuchs, den ich kriegen kann, wiegen die Fähen vom Vorjahr im Schnitt 4,5 bis 5 kg, erwachsene Fähen etwa 7 kg, manchmal auch 8.“

  • „Danke, dann habe ich bestimmt seit drei oder vier Jahren keine mehrjährige Fähe erlegt, die haben alle immer maximal 5 kg.“

  • „Ich habe sehr viele Füchse erlegt oder war dabei, bei über 2.000 waren nur zehn über 9 kg und einer über 10 kg. Nur bei wenigen Füchsen war deutlich das Alter erkennbar, meistens war es Vermutung. Allerdings dürfte die Aussage „der ist wohl vom letzten Jahr“ oft gestimmt haben.“

„Auch wenn die Sterberate bei den adulten Füchsen deutlich sinkt, werden von den 100 Welpen nur zwei Füchse am Ende fünf Jahre alt," so der der Wildbiologe Dr. Konstantin Börner. "Statistisch gesehen, erreicht keiner unserer Welpen dieses Alter. Der namhafte Raubwildforscher Prof. Michael Stubbe errechnete einst, dass unter 1.000 Füchsen nur vier das Alter von zehn Jahren erreichen.“ (aus der Onlineversion der Jagdzeitschrift Pirsch, 20. März 2021 „Fuchswelpen im Frühjahr …“). In seiner Dissertation schreibt Börner: „In einer Reihe verschiedener Studien wurde das Alter von insgesamt über 16.000 Füchsen untersucht, wobei nur 66 Tiere ein Alter von 10 Jahren hatten“.


+++

Schöne Bilder eines spielenden Fuchses in unserem Beitrag: Die mit dem Fuchs spielt


bottom of page