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  • Edwin Burtscher

Staatsforste - Jagd außerhalb der Gesetze

Ein Samstag im November, die Herbstsonne färbt noch die letzten Lärchennadeln und verbliebenen Buchenblätter in leuchtendes Gold. Im Tal blinkt der Stahl. Eine Hundertschaft Schützen mit ihren hochmodernen Gewehren rückt aus wie in einen Krieg ohne Gegner. Der Schlachtplan ist vorgegeben. Die Nordflanke wird vom Staatsforst besetzt, für den schmalen Streifen am Übergang zur Südflanke ist der Pirschbezirksinhaber zuständig, diese wird in Richtung Wintergatter unter Leitung der Fürstlich-Waldburg-Zeilschen Wildmanager abgeriegelt. Teilweise sind auf hundert Meter Front drei Schützen abgestellt.


Hirschkuh im Dickicht
Wird sie den Hunden und den Jägern entkommen? (Hirschkuh, Foto Michael Hamann)

Im Gegensatz zum richtigen Krieg gibt es aber keine Attacke, sondern sie bleiben hocken. Den „grünen Rock“ haben Sie ausgetauscht und in Anlehnung an die gute Sichtbarkeit der Straßenarbeiterkolonnen, diese Farben übernommen, rotleuchtend, damit der Nachbar nicht für ein Waldtier gehalten und abgeknallt wird.

Gespanntes Warten auf das flüchtende Wild. Hirsche (Rotwild), Rehe, Gemsen: Alles ist zum Abschuss frei gegeben. Lärmende Treiber, Hundegebell, Schüsse – Schüsse – Schüsse, ein unheimliches Echo erfüllt bis in den Nachmittag das Tal. Ein Muttertier kommt verdächtig langsam. Als es erlegt ist, wird festgestellt, dass es schon einen Pansenschuss (Bauch) hat. Ein Äserschuss (Kiefer), ein Schädelschuss bei einem kleinen Teil der Strecke.


Über 90 Wildtiere wurden geschossen auf Anhänger von Allradfahrzeugen geworfen, achtlos, kalt und abgebrüht. 46 Stück Rotwild, 38 Rehe, der Rest Gemsen waren das Ergebnis des Gemetzels. Bei einer derartigen Dichte von Büchsenläufen ist ein Schussnachweis gar nicht möglich und niemand kann sagen wie viele Stücke angeschossen verderben, wie viele Kälber als Waisen in den Winter gehen und wie unermesslich schlimm solch ein ruchloses Treiben den Bergwaldfrieden der ganzen Tierwelt durcheinander bringt. Rehböcke haben Schonzeit, sind aber flüchtig schlecht erkennbar, weil sie teilweise ihr Gehörn schon abgeworfen haben. Wieviel Schonzeitabschüsse waren bei 38 Stück Rehwild wohl dabei?

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Edwin Burtscher ist Inhaber der Website wildwacht-allgaeu.de


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