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  • Lovis Kauertz

Tierleid: Wie der Landkreis Uckermark seine Bürger blendet

Hören - Nationalpark Unteres Odertal: Seit Monaten ertrinken oder verenden Wildtiere in den von Zäunen gegen die Afrikanische Schweinepest eingeschlossenen Überflutungspoldern. Erst durch Bürgerproteste, eine erfolgreiche Petition zur Verlegung der tierquälerischen Absperrungen und begleitende Presse hat sich der zuständige Landkreis Uckermark überhaupt bewegt und Anfang des Jahres Abhilfe in Aussicht gestellt.

Video: Marko Bolz


Aber was ist bisher tatsächlich von den vielen Versprechungen auch umgesetzt worden, um den Tieren die Flucht aus dem Überschwemmungsgebiet zu ermöglichen? Einer Pressemeldung von Antenne Brandenburg (rbb24) vom 12. Januar ist zu entnehmen, dass sich Umweltminister Vogel und Landrätin Dörk auf die Schaffung von Rehdurchlässen im Abstand von 250 bis 300 Meter geeinigt haben.


Tatsächlich sind bis zum heutigen Tage gerade mal 12 jeweils dreißig Zentimeter breite Durchlässe auf einer Zaunlänge von insgesamt 70 Kilometern eingebaut worden. „Zwölf Rehdurchlässe für durch das Hochwasser extrem gestressten Rehe auf einer Gesamtzaunlänge von 70 Kilometern sind ein Witz“, beteuert Lovis Kauertz, Vorsitzender von Wildtierschutz Deutschland. „Ein einzelnes Reh hat wohl mal tatsächlich den Durchschlupf gefunden und wurde durch eine Wildkamera dabei aufgenommen. Uns liegen auf der anderen Seite diverse Bild- und Videoaufnahmen vor, die deutlich machen, dass gestresste Tiere diese wenigen Fluchtmöglichkeiten überhaupt nicht wahrnehmen. In ihrer Not gehen Rehe mit dem Kopf durch den Schlingendraht, bleiben mit den Beckenknochen hängen und ertrinken im Wasser.“


Anfang Januar informierte Landrätin Dörk auch darüber, den Rehen die Flucht aus dem Hochwasser durch das Reduzieren der Höhe von einzelnen Zaunabschnitten von 1,20 m auf 0,80 m ermöglichen. Beobachter haben mal gerade fünf umgeschlagene Zaunabschnitte (von jeweils etwa 3m Breite) ausfindig gemacht. Und die werden, wie Filmaufnahmen belegen, ebenfalls von Rehen überhaupt nicht wahrgenommen.


Von öffentlich angekündigten 21 Ausweichbuchten für Wildtiere, die ab dem 31. Januar auf dem Sommerdeich in einer Breite von jeweils 50 bis 100 Metern angelegt werden sollten, ist bis heute nichts zu sehen.


Am 17. Februar haben dann auch erste rechtliche Maßnahmen gegen den Landkreis Uckermark Wirkung gezeigt. Nach Auffassung der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht (DJGT) und weiterer auf Tier- und Naturschutz spezialisierter RechtsanwältInnen hat der Landkreis durch den naturschutzrechtlich ungeprüften Bau von Zäunen rechtswidrig gehandelt. Wildtierschutz Deutschland hat daraufhin Beschwerde gegen die Bundesrepublik Deutschland bei der EU-Kommission wegen der Unterlassung einer zwingend erforderlichen FFH-Vorprüfung eingelegt und mit Unterstützung der DJGT gemeinsam mit klageberechtigten Umweltverbänden u.a. Eilanträge zum Rückbau der Zäune beim Verwaltungsgericht Potsdam eingereicht.


In einer gemeinsamen Pressemitteilung des Umwelt-, des Gesundheitsministeriums und des Landkreises Uckermark hieß es dann, zumindest im Bereich eines von insgesamt drei Überflutungspoldern solle der Zaun bei Criewen großräumig verlegt werden, um dem Tierleid zu entgegnen. Seitdem sind sechs Wochen vergangen, ohne dass sich auch nur ein Hauch für die im Hochwasser leidenden Wildtiere getan hat.


„Landrätin Dörk scheint entgegen ihrer Bekundungen das nach wie vor täglich entstehende Tierleid keineswegs so ernst zu nehmen, wie sie gerne behauptet. Vielmehr gelingt es ihr durch vollmundige Versprechungen einen Großteil der Öffentlichkeit zu blenden. Bürger vor Ort fühlen sich betrogen. Wir hoffen deshalb auf einen baldigen Beschluss durch das Verwaltungsgericht, der diesem Trauerspiel ein Ende bereitet,“ sagt Lovis Kauertz.



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