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Wolfsjagd in Brandenburg: Staatssekretär Beyer ignoriert Faktenlage und Expertenmeinungen

  • Autorenbild: Lovis Kauertz
    Lovis Kauertz
  • 11. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Sept.

Update 5. September: Wegen der Vortäuschung falscher Zahlen zum Wolfsbestand in Brandenburg und wegen Vertrauensbruchs gegenüber seiner Umweltministerin ist Staatssekretär Gregor Beyer entlassen worden.

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Wir verurteilen die in Brandenburg geplante Einführung der Wolfsjagd als einen wissenschaftlich unbegründeten und politisch motivierten Alleingang. Die jüngsten Äußerungen von Staatssekretär Gregor Beyer [1], der eine Abschussquote von 330 Wölfen ankündigt, werden von Wildtierschutz Deutschland als eklatanter Verstoß gegen den Artenschutz und als Missachtung der Expertise von Biologen und Wolfsfachleuten gewertet.


Es ist seit langem bekannt, dass durch die Jagd auf Wölfe weder die illegalen Abschüsse noch die Wolfsübergriffe abnehmen. | Bild: Michael Hamann
Es ist seit langem bekannt, dass durch die Jagd auf Wölfe weder die illegalen Abschüsse noch die Wolfsübergriffe abnehmen. | Bild: Michael Hamann

Beyer widerspricht hinsichtlich der Wolfspopulation den eigenen Experten

Die vom Beyer in Aussicht gestellte Abschussquote von 330 Wölfen beruht auf einer willkürlichen und nachweislich falschen Schätzung des Wolfsbestands in Brandenburg. Beyer geht von einer absurden Zahl von „mindestens tausend“ Wölfen aus. Diese Schätzung steht in direktem Widerspruch zu den offiziellen Zahlen des Brandenburger Landesamtes für Umwelt, das im vergangenen Jahr 58 Rudel sowie weitere Wolfspaare und Einzeltiere gezählt hat und von einem Bestand von 600 bis 700 Wölfen ausgeht. Experten, darunter Wildbiologen, bestätigten diese Einschätzung.


Die Aussage von Staatssekretär Beyer, „Das Zählverfahren ist lächerlich. Am Ende entscheide ich!“, offenbart ein besorgniserregendes Verständnis von Politik, bei dem persönliche Meinungen über wissenschaftliche Fakten gestellt werden. Eine derart faktenresistente Politik ist inakzeptabel und gefährdet den Artenschutz in Deutschland.

Keine Rechtsgrundlage für die Bejagung von Wölfen

Der Wolf ist in Anhang V der der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) gelistet und entsprechend in Europa geschützt. Die von Beyer angekündigte Politik ignoriert die Schutzverantwortung Deutschlands und die Bemühungen, den Wolf nach seiner Rückkehr in Mitteleuropa wieder zu etablieren. Für die Quotenjagd auf Wölfe gibt es keine Rechtsgrundlage, sie ist auch ethisch und ökologisch mehr als fragwürdig.  


Es entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Grundlage, dass durch die Jagd auf Wölfe Konflikte mit Nutztieren abnehmen. Ein unkoordiniertes Vorgehen könnte junge, unerfahrene Wölfe oder Einzelgänger dazu bringen, sich auf leichte Beute wie Schafe oder Ziegen zu konzentrieren, statt die Jagd auf Wildtiere wie Rehe oder Wildschweine zu lernen. Die einzige effektive Methode, Nutztierrisse zu minimieren, ist der Herdenschutz, wie er seit Jahren von Experten gefordert wird. Schon heute ist in den Bundesländern mit dem größten Wolfsvorkommen – dazu gehört Brandenburg – zu beobachten, dass Herdenschutz funktioniert und Übergriffe durch Wölfe auf Weidetiere zurückgehen.

Populistische Politik stoppen - Herdenschutz stärken

Wildtierschutz Deutschland fordert die Brandenburger Landesregierung auf, die geplante Wolfsjagd sofort zu stoppen. Statt einer populistischen und wissenschaftsfeindlichen Politik muss sich das Land auf die Stärkung des Herdenschutzes konzentrieren und die Koexistenz von Mensch und Wolf fördern. Die Diskussion über eine sinnlose Jagd lenkt von den eigentlichen Problemen ab und schürt unnötig Ängste in der Bevölkerung. Es ist an der Zeit, dass die Politik Verantwortung übernimmt und nicht der Jagd-Lobby nachgibt.


Damit noch nicht genug, denn ab 2026 möchte Beyer auch den Abschuss von Bibern erleichtern. Der Biber ist aber im Gegensatz zum Wolf nach wie vor gemäß der Berner Konvention und der FFH-Richtlinie streng geschützt – auch wenn zu befürchten ist, dass sich das in absehbarer Zeit ändern könnte. „Dieses Problem kann man verspeisen“, sagte er laut Berliner Zeitung zum Thema Biber. Herr Beyer möchte also Biberfleisch essen, das früher als Delikatesse galt, bevor der Biber wegen des Fleisches, des Pelzes und des Bibergeils nahezu ausgerottet wurde.

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[1] BZ Berlin vom 10. August 2025: Brandenburg will 330 Wölfe schießen

Landwirtschaftsministerium Brandenburg: Passionierter Jäger als Staatssekretär 

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