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Suchergebnisse Wildtierschutz Deutschland - Hobbyjagd abschaffen

471 Ergebnisse gefunden für „“

  • Fundstücke - Füchse in der Schotenheide

    ... über die Rolle des Fuchses im Ökosystem Hören - |Nur wenige Gehminuten von unserem Haus entfernt beginnt die Schotenheide, ein weitläufiges, unzerschnittenes Waldgebiet, in dem das Naturschutzgebiet „Moor in der Schotenheide“ und das Naturdenkmal „Schwedenschanze“ als besonders schützenswerte Einsprengsel liegen. Prägten früher ausgedehnte Heideflächen das Landschaftsbild, so wechseln sich heute kleine strukturreiche Mischwälder mit monotonen Kiefernforsten ab, hier und da öffnet sich der Blick auf Grünland und Äcker, auf denen vorwiegend Mais angebaut wird. Hier drehe ich in meiner Mittagspause häufig eine Waldrunde, um mir die Beine zu vertreten, frische Luft zu schnappen und den Kopf frei zu bekommen, bevor es wieder an den Schreibtisch geht. Zu dieser Tageszeit sind nur wenige Menschen unterwegs und an diesem trüben und stürmischen Februartag machen sich auch die Tiere rar. Ab und zu ist der Warnruf eines Buntspechtes zu hören, ein Baumläufer sucht am Stamm einer knarrenden Kiefer nach Nahrung und in den Erlenkronen am Graben zwischert und schwätzt ein Zeisigschwarm. Plötzlich lenkt das tiefe „kroak“ der Kolkraben meine Aufmerksamkeit auf ein lichtes Waldstück, in dem ein monumentaler Hochsitz steht. Rund fünfzehn Ra­ben fliegen laut rufend zwischen den Kiefern umher – ein sicheres Zeichen für einen reich gedeckten Tisch. In der Vergangenheit habe ich dort wiederholt Knochen, Fellreste und Eingeweide von Rehen und Damwild gefunden, auch Fallwild wurde dort manchmal abgelegt. Doch dieses Mal trifft mich der An­blick, der mich nur wenige Meter vom Waldrand entfernt erwartet, unvorberei­tet. Vier Füchse liegen nebeneinander am Wegesrand auf dem Waldboden und zeugen von dem sonntäglichen Vergnügen des Jagdpächters, das offenbar darin besteht, mitten in der Paarungszeit Füchse zu töten. Für mich ist dieses sinn­lose Ge­metzel ein Akt der Barbarei, dem im letzten Jagdjahr bundesweit mehr als 400.000 Füchse zum Opfer fie­len. Dabei ist längst er­wiesen, dass die Fuchsjagd ökolo­gisch sinnlos ist, weil Füchse als „Gesund­heitspolizei“ eine wichtige Rolle im Öko­system spielen. Sie erbeu­ten reaktionsschwache und kranke Kleintiere und sorgen so dafür, dass sich die Gene starker und reaktionsschneller Tiere ver­mehren und die Ausbreitung hochinfektiöser viraler und bakterieller Krank­heiten wie bei­spielsweise Myxomatose (Kanin­chen) und Tularämie (Hasen) eingedämmt wird. Als Aasfresser gehören Füchse zu den Schlüsselarten mit essenzieller Funktion im Nahrungs­netz und sind für die Gesundheit von Tie­ren und Men­schen unentbehr­lich. Sie vertil­gen jähr­lich zwischen drei- und viertausend Mäuse und verringern so in er­heb­lichem Maße Fraßschäden in land- und forstwirt­schaftlichen Kulturen, die paradoxerweise mit erhebli­chem finanzi­ellen Aufwand vor Rehen und Hirschen geschützt werden, wäh­rend man gleichzeitig massenweise den wichtigsten Gegenspieler von Mäu­sen tötet. Doch sind Füchse als wichtiger Be­standteil des ökologischen Kreislaufes nicht nur für die Regenerie­rung und Stabilisierung der Öko­systeme unverzichtbar, sie haben ebenso wie ihre großen Verwandten, die Wölfe, die menschliche Fantasie und Kreativität seit jeher in den unterschiedlichsten Kulturkreisen in­spiriert. Als Charaktereigenschaften werden dem sozialen Vierbeiner in unzäh­ligen Mythen, Fabeln, Märchen, Erzählungen und Comics Fürsorglichkeit und Aufopferungsbereitschaft, vor allem aber List und Schläue zugeschrieben, die sich je nach Situation als Heimtücke und Verschlagenheit oder als Weitsicht und Klugheit manifestieren. Gerade diese Ambivalenz ist es, die den scheuen, verspielten und anpassungsfähigen Beutegreifer zu einem faszinierenden Sym­pathieträger gemacht hat, dem heute weite Teile der Bevölkerung – nicht zu­letzt aufgrund seiner Schönheit – positiv gegenüberstehen. Nur ein Großteil der Jägerschaft hält wider alle Vernunft und Moral an der überkommenen Fuchs­jagd fest und stellt Reineke mit Nachtsichtgeräten und Nachtzieltechnik sowie geradezu perfiden Methoden wie der Bau- und Fallenjagd nach, gegen die auch der schlauste Vertreter seiner Art keine Chance hat. +++ Von der gleichen Autorin: Sonntagsspaziergang im Moor - auf den Spuren der Wölfe

  • Darf Jagd Spaß machen?

    Hören | „Jäger sind Menschen, denen niemand ausreden kann, dass es für einen Rehbock kein größeres Vergnügen gibt als von einer Kugel getroffen zu werden.“ (Brigitte Bardot, Schauspielerin und Tierschützerin) Darf Jagd Spaß machen? Diese Frage wurde den Jägern Ralf Bonnekessen und Rouven Kreienmeier im „Jagd und Hund“-Podcast vom 24. Januar 2024 gestellt. In den Shownotes heißt es unter anderem, dass Ralf Bonnekessen nicht nur bekannt für seine Jagdfilme und Reportagen ist, sondern auch für seinen Spruch „Fuchs kann immer kommen.“ Rouven Kreienmeier produziert ebenfalls Jagdfilme für „Hunt on Demand“. Was sagen also die Jäger dazu? Darf Jagd Spaß machen? Beide sehen die Jagd als einen Prozess, wo sich am Ende Erfolg und damit Freude einstellt. Sie sprechen aber auch davon, dass die Jagd ehrlicher werden muss. „Es ist ganz ganz wichtig, dass wir dazu stehen, dass wir in den Wald gehen, um zu töten. Wir müssen schon dazu stehen, dass es unser Ziel ist, Beute zu machen. Wenn mein Ziel nicht ist, Beute zu machen, dann gehe ich nicht jagen, sondern dann gehe ich Hochsitze bauen oder Hunde ausbilden oder sonst was. Das primäre Ziel ist Beute machen. Ich finde, wir dürfen die Leute (nicht-jagende Bevölkerung) nicht verarschen. Man muss halt dazu stehen, man muss sagen: Ja, Jagen macht mir Spaß. Das Wild, was da vor mir liegt, hinterlässt bei uns Jägern ein wohliges Gefühl, weil wir an das letzte Jagderlebnis denken. Aber wenn man es erst einmal erlebt hat, wird man feststellen, dass man nie so bei sich war, wie in diesem Moment. Dieses Gefühl zu erleben, gönne ich eigentlich jedem. Jagd erdet so sehr und man lernt dabei auch über sich viel Neues. Auch wenn man nicht erfolgreich gejagt hat, lernt man das Leben kennen, das Urmenschliche in sich drinnen, den Instinkt. Das ist einfach faszinierend.“ Jagd darf Spaß machen, sagen diese Jäger. Wie bewertet es die nicht-jagende Bevölkerung und wie sehen es Wissenschaftler? Wir haben einigen Personen diese Frage gestellt. Der österreichische Naturfotograf Leopold Kanzler, bekannt unter anderem durch seine unvergleichlichen Fotos wildlebender Biber und Feldhamster, antwortete wie folgt: „Natürlich darf das Töten von Tieren keinen Spaß machen. Das Töten aus Spaß ist eine Entgleisung der Menschlichkeit und der Gesetzgeber ist hier gefordert endlich einen Riegel vorzuschieben!“ Prof. Dr. Winkelmayer, Tierarzt, Autor zahlreicher Publikationen, Jagdethiker und ehemaliger Jäger sagt dazu: „Jagd hat im 21. Jahrhundert ein zeitgemäßes Wildtiermanagement zu sein, das auf gesamtgesellschaftlichen Interessen basiert und nach den Kriterien von Tierschutz und Ökologie erfolgt. Gejagt werden nur diejenigen Tierarten, die zwecks Interessensausgleich in der Kulturlandschaft unbedingt reguliert werden müssen – und zwar in Form einer Ultima Ratio-Jagd. Spaß und Freizeitvergnügen haben bei der Tötung empfindungsfähiger Tiere (wie sie alle unsere jagdbaren Wildtiere darstellen) nichts verloren. Dazu ist der Tod – als größtmöglicher Schaden für ein (empfindungsfähiges) Lebewesen – ein zu ernstes Thema.“ Auch der Biologe, Ornithologe und stellvertretende Vorsitzende von Wildtierschutz Deutschland Dr. Martin Steverding hat dazu ein klares Statement abgegeben: „Als leidenschaftlicher Naturbeobachter macht es mir viel Freude, Tiere zu beobachten, anzusitzen und zu warten, über Waldwege zu pirschen, heimliche oder versteckt lebende Tiere zu entdecken. Vielleicht ist der Antrieb dazu ein archaischer Jagdinstinkt. Meine „Beute“ ist ein schönes Erlebnis und vielleicht einige gute Fotos. Höchst bedenklich und krankhaft finde ich es aber, wenn das Töten Spaß macht, wenn es Freude macht, ein Leben zu beenden, das leben will. Für Menschen, die von der Jagd gelebt hatten, gehörte auch das Töten dazu. Wir wissen aber von den noch existierenden indigenen Völkern, dass sie mit dem Tod der erlegten Tiere in einer ganz anderen respektvollen Weise umgehen als unsere „zivilisierten“ Jäger. Mit Spaß hat das Töten bei ihnen nichts zu tun. Unsere heutige Freizeitjagd ist leider ein Spielfeld für Personen, die gern Macht ausüben, die gerne über Leben und Tod richten, die gerne mit Waffen hantieren oder gerne zu einer Elite gehören möchten. Unsere heutige Freizeitjagd hat leider wenig mit Respekt vor dem Leben und Respekt vor den Vorgängen in der Natur zu tun. Sie ist tierfeindlich, naturfeindlich, wissenschaftsfeindlich und gesellschaftsfeindlich.“ Wir leben in einer Gesellschaft, in der es weder ethisch zulässig, noch moralisch vertretbar ist, das Leben von Tieren für den eigenen Lustgewinn mutwillig zu beenden. Wir wissen zu viel über die Tiere, über ihr Denken und Fühlen, ihr Sozialverhalten, über ihre Emotionen, wie Mitgefühl und Trauer. Es ist beschämend, dass wir es zulassen, dass sie wie Objekte betrachtet und behandelt werden, sind die doch - wie wir - Teil der komplexen Natur und Lebewesen mit erstaunlichen Fähigkeiten, die über eine eigene Weltsicht verfügen. Wir sollten uns an ihren Anblick erfreuen. +++ Lesen Sie auch: Ansichten eines Berufsjägers: „Ich schieße jeden Fuchs, den ich sehe!“ "Am einfachsten ist es, die Füchse in den tödlichen Hinterhalt zu locken, wenn für sie die Not am größten ist, also jetzt im Winter" "Fuchsjagd macht Freude" [sinngemäße Zitate aus dem Beitrag]

  • Sonntagsspaziergang im Moor - auf den Spuren der Wölfe

    Hören - Zwischen der Allermarsch im Norden und dem hügeligen Rand der Hannover­schen Moorgeest im Süden liegt das Lichtenmoor,  eine ausgedehnte Natur- und Kulturlandschaft, deren Reiz in ihrer Abgeschiedenheit und der Abwechs­lung unterschiedlicher Landschaftstypen liegt: Ausgedehnte Kiefernforsten, Moorbirken- und Mischwälder, Wiesen und Weiden, erlengesäumte Bäche und stille Moortümpel prägen das Landschaftsbild und bieten zahlreichen seltenen Tier- und Pflanzenarten einen geeigneten Lebensraum. Seit sich in dieser dünnbesiedelten Gegend vor sechs Jahren Wölfe angesiedelt haben, zieht es uns nicht nur zur Vogelbeobachtung, sondern auch zur Spurensuche ins Lich­tenmoor – so auch am ersten Februarwochenende, begleitet von Freunden aus Osnabrück, die endlich unser Lieblingsgebiet kennen lernen möchten. Die regenreichen Wintermonate haben die Wasserstände merklich ansteigen lassen: Auf den nach dem Torfabbau wiedervernässten Flächen des Hochmoors ragen Kiefern- und Birkenaufwuchs aus dem leicht gekräuselten Wasser, Krick­enten schwirren laut rufend durch die Luft und am grauen Himmel kreist ein Seeadlerpaar, verfolgt von Kolkraben und Rabenkrähen. Während aus der Ferne das Trompeten von Kranichen herüberschallt, heften wir unsere Blicke auf den vollgesogenen Torfboden am Fuß der Dämme, die die einzelnen Par­zellen voneinander trennen. Und tatsächlich: Auf dem weichen Torf zeichnen sich deutlich die Trittsiegel von Wildschweinen und große, länglich-ovale Pfotenabdrücke ab, die nur von einem Wolf oder einem Hund stammen kön­nen. Letzte Zweifel räumt ein weiteres Fundstück aus dem Wege, das sich an­hand seiner Größe und des hohen Anteils an Fell- und Knochenresten leicht als Wolfslosung identifi­zieren lässt. Zwei Stunden folgen wir be­geistert den Spuren, die die Wölfe auf ihren Streifzügen durch ihr Revier hinterlassen ha­ben. Doch die Freude über die Zeugen ihrer Anwesenheit wird getrübt durch das Wissen, dass das Paar, nachdem es viermal in Folge erfolgreich Welpen groß gezogen hatte, im Frühjahr 2022 innerhalb von zwei Wochen spurlos „ver­schwand“. Zwar wurde bereits im Folgejahr von einer im Territorium verblie­benen Tochter aus dem letzten Wurf und einem zugewanderten Rüden aus Mecklenburg-Vorpommern ein neues Rudel gegründet, doch geben seither Verletzungen an den Hinterläufen Rätsel auf. Vor Weihnachten konnte der Rüde den rechten Hinterlauf wochenlang nicht belasten und lief auf drei Beinen hinter seiner Fähe her. Während die Ursache für solche Verletzungen ein Fehl­tritt beim Jagen oder ein leichter Autounfall sein könnte, lässt sich das scho­ckierende Bild, das im Januar auf der Aufnahme einer Wildkamera zu sehen war, so nicht erklären: Dem Welpen fehlt der untere Teil des linken Hinterlaufs, Pfote und Mittelfußknochen wurden – so hat es den Anschein  – unterhalb des Sprunggelenks abgetrennt. Zerfetzte, abgerissene oder durchtrennte Gliedma­ßen deuten darauf hin, dass das verletzte Tier in ein Tellereisen geraten ist, ei­ner aus Stahl gefertigten Falle mit zwei Fangbügeln, die beim Tritt auf den Tel­ler zuschnappt und das Tier am Bein festhält. Obwohl die Verwendung von Tellereisen laut Bundesjagdgesetz strengstens verboten ist und zudem einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz darstellt, sind sie weiterhin im Handel er­hältlich und werden immer wieder zur Jagdwilderei oder zum Fangen „unlieb­samer“ Wild- oder Haustiere eingesetzt. So wurden beispielsweise im Dezem­ber 2022 in Sangerhausen zwei schwer verletzte Katzen gefunden, die offen­sichtlich einen Teil ihres Hinterbeins durch ein Tellereisen verloren hatten. Im November 2023 fand ein zehnjähriges Kind in Ochtmersleben eine in einem Tellereisen gefangene Katze, die sich auf der Flucht in einem Gebüsch verfan­gen hatte. Drei Tage musste das Opfer unvor­stellbare Schmerzen ertragen, be­vor es mit einem fast vollständig abgetrenn­ten, von Maden übersäten Bein aus der Falle befreit und operiert werden konnte. Der Täter, der vor Gericht angab, die Falle zum Schutz seiner Hühner und Tauben vor Ratten aufgestellt zu ha­ben, wurde zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 28 Euro verurteilt. Was auch immer die Ursache für den verkürzten Hinterlauf des Wolfswelpen gewesen sein mag - der Stumpf scheint gut verheilt zu sein und er kann seinen Geschwistern auch auf drei Beinen auf dem Fuß folgen. Mehr über Wölfe erfahren Sie hier

  • Paarungszeit der Füchse - High Noon für Jäger

    Hören - Noch bis Ende Februar hat der Fuchs besonders unter Nachstellung zu leiden: Jäger nutzen die Paarungszeit der Füchse, um die ansonsten sehr vorsichtigen Beutegreifer vor die Flinte zu bekommen. Vielerorts finden dazu so genannte „Fuchswochen“ statt. Ziel ist es innerhalb eines Zeitraums von ein bis zwei Wochen unter Beteiligung zahlreicher Jäger möglichst viele Füchse in einer Region zu erschießen. Um diese ökologisch sinnlose und durchaus tierschutzrelevante Verfolgung des Rotfuchses zu rechtfertigen behauptet man kurzerhand, die Fuchsjagd sei „notwendig", weil die Fuchsbestände ansonsten überhandnähmen. Wie wir aus jagdfreien Gebieten aber wissen, sorgt die Sozialstruktur unter den Füchsen dafür, dass sie sich nicht über Gebühr vermehren. Lässt man Füchse in Ruhe, so leben sie in stabilen Familiengemeinschaften, in denen nur die ranghöchste Füchsin Nachwuchs bekommt. Die Geburtenrate ist relativ gering und die Populationsdichte bleibt konstant. Keine Panik in Luxemburg - Trotz Jagdverbot bleiben Füchse unauffällig. Bild: Michael Hamann Das zeigt zuletzt auch das seit 15. März 2015 bestehende Fuchsjagdverbot in Luxemburg, der seit 1974 fast jagdfreie Kanton Genf in der Schweiz oder deutsche Nationalparks. Auch ohne die Hobbyjagd ist nirgendwo eine merkliche Veränderung der Zahl der Füchse festzustellen. Sobald dieses stabile System jedoch durch die Jagd gestört wird, bricht es auseinander. Nahezu jede Füchsin trägt zur Vermehrung bei und die Anzahl der Welpen pro Wurf nimmt zu. Das ist ein von der Natur vorgesehener, ganz normaler Prozess. Die Tiere erhöhen ihre Reproduktion, um Bestandsverluste zu kompensieren und damit die Art zu erhalten. Erst im Sommer 2017 hat eine weitere wissenschaftliche Studie belegt, dass selbst bei extrem intensiver Jagd in einem Areal von 693 Quadratkilometern (69300 ha) über einen Zeitraum von vier Jahren die Fuchspopulation nicht reduziert werden konnte. Je stärker Füchse bejagt werden, desto mehr Nachwuchs gibt es - den Rest macht die Zuwanderung aus weniger bejagten Arealen. Ein wie auch immer gearteter Versuch der „Regulierung" von Fuchsbeständen ist also weder nötig, noch ist sie mit jagdlichen Mitteln überhaupt möglich. 1) Diese Erfahrung ist geradezu symptomatisch für unseren Umgang mit Wildtieren: Manche Jäger wollen uns glauben machen, man müsse die Natur mit der Flinte „zurecht schießen", um selten gewordene Arten wie das Rebhuhn oder den Fasan zu schützen. Dass „Artenschutz“ mit der Flinte nicht funktioniert, zeigen zahlreiche Forschungsergebnisse und last but not least der trotz intensiver Fuchsjagd starke Rückgang der Arten, die man eigentlich vorgibt schützen zu wollen. Weitere interessante Beiträge zu diesem Thema und zu anderen Fuchsthemen finden Sie hier 1) Elsevier B.V., Preventive Veterinary Medicine: Studie zur Verbreitung von Wildtierkrankheiten durch die Fuchsjagd, Sebastien Comte et. al.: Im Rahmen der Studie wurde vier Jahre lang wissenschaftlich untersucht, ob die Jagd als Maßnahme gegen den Fuchsbandwurm sinnvoll ist. Dafür wurde in einem knapp 700 Quadratkilometer großen Gebiet bei der Stadt Nancy (F) die Jagd auf Füchse deutlich intensiviert. 1.700 Stunden wurden in der Nacht auch von Autos heraus Füchse beschossen, was zu einem Anstieg der Jagdstrecke um 35 % geführt hat. Dieses Gebiet wurde anschließend mit einem anderen Gebiet ohne intensivierte Jagd verglichen. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Fuchspopulation wurde durch die drastisch intensivierte Bejagung im Testgebiet nicht verringert. Der Fuchsbandwurm breitete sich im intensiv bejagten Testgebiet aus, anstatt reduziert zu werden.

  • Wie rechts ist die Jagd?

    Hören - Bei der Messe „Jagd und Hund“ in Dortmund gab es einen Stand der Deutschen Burschenschaft. Es ist eine Binsenweisheit, die auch der Stadt Dortmund nicht entgangen sein kann, dass diese Studentenverbindung dem rechtsextremen Milieu zuzurechnen ist. Neben der Frage, warum eine Beteiligung dieser Organisation überhaupt zugelassen wurde, ist eine zweite Frage mindestens ebenso entscheidend: Warum WOLLTE sich die Deutsche Burschenschaft an der „Jagd und Hund“ beteiligen? Sie hat weder direkt etwas mit Jagd noch mit Hunden zu tun, sondern ihre Mission war die Verbreitung ihrer völkisch-nationalistischen Agenda. Dies ist nur dann erfolgversprechend, wenn das entsprechende Milieu vor Ort zugegen ist. Mit Sicherheit wäre die Burschenschaft nicht bei einem Kongress zum Thema Artenschutz, Naturschutz oder Klimaschutz aufgetreten, denn dort hätte sie mit ihrer Propaganda keinen Blumentopf gewonnen. Aus diesen Gedanken ergibt sich die Frage: Wie rechts ist die Jagd? Ein Kernelement radikal rechter Strukturen ist der Aufbau steiler Hierarchien und die Macht kleiner Gruppen oder Eliten. Das Streben nach flachen Hierarchien bzw. einem geringen Machtgefälle innerhalb der Bevölkerung ist eher typisch für eine linke Politik. Lässt sich das auch auf den Umgang der Menschen mit (anderen) Tieren übertragen? Verallgemeinerungen sind bei diesem Thema sicherlich schwierig und nicht uneingeschränkt zulässig, denn die Vielfalt an Denkmustern und Philosophien ist groß. Dennoch lassen sich Tendenzen ableiten: Zentraler Bestandteil der Jagd ist das Töten, und der Moment des Tötens ist ein Moment absoluter Machtausübung. Wer sich dagegen mit dem Tier auf Augenhöhe fühlt, könnte den Abzug nicht drücken. Eine Ausnahme wäre, wenn das eigene Überleben oder das Überleben des Clans oder der Familie davon abhinge – aber diese Zeiten liegen sehr lange zurück. Ist also jeder Mensch, der in der Lage ist, diese absolute Macht auszuüben, ein Rechter? Gewiss nicht, aber ein Blick in die Statistik zeigt, dass es nicht selten zutrifft. Fast alle der etwa 30 jagenden Bundestagsabgeordneten gehörten 2019 der CDU, FDP und AFD an, einer der SPD und offensichtlich keiner den Grünen (Zahlen von PeTA). Auch wenn ein Großteil dieser Abgeordneten der politischen Mitte zuzuordnen ist, zeigt sich eine zumindest stark rechtsschiefe Verteilung. Auch umgekehrt betrachtet zeigt sich ein ähnliches Bild: Die wenigsten Jäger dürften die Grünen oder die Linken wählen, während die Jäger in der Wählerschaft der Parteien rechts der Mitte mit Sicherheit überrepräsentiert sind. Die Aussage „Jäger sind rechts“ lässt sich also nicht halten. Jedoch die Aussage, dass Rechte unter Jägern häufiger sind als im Bevölkerungsdurchschnitt, kann als gesichert angesehen werden. Von entscheidender Bedeutung ist der Umgang der Jäger mit Rechtsradikalen in ihren eigenen Reihen. Sind sie sich des Problems bewusst? Wie stehen sie zum Auftritt der Deutschen Burschenschaft bei Europas größter Jagdmesse? Vor allem aber: Tun sie etwas dagegen, dass Ultrarechte die Jagd nutzen, um leicht an Waffen zu gelangen? In Deutschland ist der Jagdschein mit Abstand der leichteste legale Weg, Waffen in Gebrauch zu bringen. Die Beteiligung der Deutschen Burschenschaft an der Jagd und Hund muss vor diesem Hintergrund bewertet werden, denn sie ist Teil einer Bewegung, die unsere Demokratie zerstören möchte.

  • Fuchswochen – Paarungszeit der Füchse ist „Erntezeit“ der Jäger

    Hören - „Schon seit Stunden folgt er ihrer Spur durch die kalte Winternacht. Wo unberührter Schnee Felder und Wiesen bedeckt, kann er ihre Pfotenabdrücke gut erkennen. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht weisen sie ihm den Weg zu ihr. Hier im Wald jedoch ist es für ihn weitaus schwerer, sie zu finden, er muss sich auf seine Nase und auf seine Ohren verlassen. Hier und da hält er an um die Botschaften zu beschnuppern, die sie ihm hinterlassen hat. Sie macht es ihm nicht leicht, ist ständig unterwegs und verrät nur dann und wann durch ihr heiseres Bellen, wo sie sich gerade befindet. Noch als der Morgen dämmert und die Sonne die schneebedeckte Landschaft in ihr warmes Licht taucht, ist er auf den Beinen, angetrieben von Rastlosigkeit und Erregung, den Duft der Füchsin in seiner Nase. Als er eine schneebedeckte Hügelkuppe überquert, wird seine Hartnäckigkeit endlich belohnt. Dort sitzt sie, ihr dichtes rostrotes Fell leuchtet im Schein der aufgehenden Sonne. Mit herausforderndem Blick sieht sie zu ihm hinauf auf den Hügel. Dann springt sie unvermittelt auf. Ihr prächtiger Schwanz mit der weißen Spitze pendelt kokett hin und her. Noch einmal blickt sie zu ihrem Verfolger zurück, ruft ihm einladend zu und verschwindet dann eilig im Wald“. Dieses First Date ist nachzulesen in dem bemerkenswerten Buch „Die Weisheit der Füchse“ von Dag Frommhold und Daniel Peller. Zum Jahresbeginn sind Füchse mit der Partnersuche beschäftigt, eine aufregende Zeit für sie und ihre Jäger, die die eingeschränkte Vorsicht und den Hunger der Füchse schamlos nutzen, um ihren Beutetrieb zu befriedigen. In vielen Revieren sind sogenannte „Fuchswochen“ ausgeschrieben, für den passionierten Fuchsjäger gehören diese zu den Highlights des Jahres. Gefragt ist die Baujagd, denn zur Hochzeit der Füchse - Jäger sprechen von der Ranzzeit - suchen die Tiere des Öfteren ihren Bau auf. Mit Hilfe von Terriern und Teckeln treiben sie die Füchse aus ihrem Rückzugsort, um sie dann zu erschießen. Jägersprachlich heißt dies „Fuchssprengen“, und das soll spannend und herausfordernd zugleich sein. Wer kennt ihn nicht, den Spruch „Fuchs kann immer kommen“, egal ob Jung- oder Altfüchse, Rüden oder trächtige Fähen. Was bisher unberücksichtigt bleibt, dass bereits die ersten Fuchswelpen geboren sein könnten, während ein oder gar beide Elternteile getötet wurden, müssen ihre Kinder vermutlich grausam erfrieren oder verhungern. Für wen spielt das Leben von Füchsen eine Rolle? Für Fuchsjäger sicher nicht. So schreibt der Wildmeister Matthias Meyer am 14.01. im Jagdportal  pirsch.de: „Baujagd im Januar ist ein Glücksspiel, aber auch bei der Baujagd in der Ranz kommt der Jäger manchmal zu unverhofft reichem Waidmannsheil, wenn nicht nur ein Fuchs im Bau steckt, sondern eine ganze Ranzgesellschaft. Die ersten Rüden springen meistens so rasch, dass man es kaum glauben mag. Liegt der erste Rote im Schnee, muss der Jäger unbedingt weiter gespannt bleiben, selbst wenn der Hund augenblicklich nachfolgt, denn solange der Vierbeiner Interesse am Bau zeigt und arbeiten will, ist mit weiteren Füchsen zu rechnen. Weil Reineke in der Ranz alle Baue kontrolliert, diese markiert oder mit einer angetroffenen Fähe den Bau wieder verlässt, klappt es mit der jagdlichen Beute nicht immer so. Daher ist die Baujagd im Januar oftmals ein Lotteriespiel, wenn auch mit überaus guten Gewinnchancen.“ Weitere Tipps und Tricks sind das Ziehen von Schleppen, das Anlegen einer Mäuseburg oder eines frisch bestückten Luderplatzes. Vorausgesetzt der Mond bietet das nötige Büchsenlicht, lässt sich der hungrige Fuchs notfalls mit Hasenklagen, Mäusepiepsen etc. vor die Flinte locken. Phil Kahrs schreibt in der aktuellen Pirsch vom 26.01.: „Die Ranzzeit bringt die roten Räuber zur Höchstform. Gerade hohe bzw. verharschte Schneelagen sind für die Lockjagd auf den Fuchs wahre Goldgruben. Aufgrund der Schneedecke kommen die Füchse nicht mehr an die Beutetiere wie Mäuse heran und springen äußerst schnell mit hungrigem Magen auf das Mäusepfeifchen“. Schließlich sei der Fuchs zu dieser Zeit, genauer sein Fell, reif und kann geerntet werden, so Fuchsjäger. Wenn Jäger von Ernte sprechen, klingt das in meinen Ohren befremdlich. Tiere lassen sich nicht ernten wie Getreide, Obst oder Gemüse. Es ist eine verachtende, respektlose und demütigende Betrachtungsweise gegenüber sensiblen fühlenden Wesen. Für mich nicht vergleichbar, offenbar für einige Jäger schon. Der ehemalige Chefredakteur, Buchautor und Jäger Karl Lüönd sagte einmal im Interview: „Für mich ist jagen, als würde ich einen Apfel pflücken. Ich ernte etwas, das ist in meinem Weltbild richtig. Es heißt ja in der Bibel: Macht euch die Erde untertan“. Das sind Sätze, die mich erschaudern lassen, Äpfel pflücken ist wie Tiere töten. Mutter Natur ist zudem kein Selbstbedienungsladen, das sollte längst jeder begriffen haben. Wir sollten die Krone ablegen und in den Tieren fühlende Wesen erkennen, die - wie wir - ein Recht auf Würde und ein Recht auf Leben haben. Die Zeit dafür ist reif und fordert uns zum Umdenken auf. Statt Herrschaft müssen wir nun Verantwortung übernehmen und das Unrecht und sinnlose Töten von Füchsen endlich beenden. Wenn unsere Stimmen laut genug sind, wird es in Zukunft keine Felder und Wiesen mehr geben, auf denen „geerntete“ Füchse liegen. >>Petition: Tierquälerische Baujagd und Jagdhundeausbildung mit lebenden Füchsen Auch aktuell: Fuchsjagd: Wenn die Not der Füchse am größten ist und Fuchsjagd während der Paarungszeit nicht tierschutzkonform

  • Fuchsjagd: Wenn die Not der Füchse am größten ist

    Wahrheit oder Lüge - das Dilemma der Jäger Hören - „Ich schieße jeden Fuchs, den ich sehe!“, das sagt der Berufsjäger Paul Rößler. Wer sich für das Niederwild und seine Jagd interessiert, kommt an ihm und sein „Niederwildtestrevier“ nicht vorbei. Er betreibt intensive Fuchsjagd mit Falle und Büchse. Wie das funktioniert, beschreibt er eingehend in Podcasts und Jagdberichten. >>Petition: Tierquälerische Baujagd und Jagdhundeausbildung mit lebenden Füchsen In einem Artikel vom 11. Januar auf Pirsch.de („Füchse erfolgreich bejagen“) ist zu lesen, dass die Lock- bzw. Reizjagd auf den Fuchs eine der spannendsten Jagdarten überhaupt sei - ganz im Sinne von Karl Walch in seinem Video zur Jagd am Kunstbau: „Fuchsjagd macht Freude“. Anschaulich beschreibt Rößler, dass es am einfachsten ist, die Füchse in den tödlichen Hinterhalt zu locken, wenn für sie die Not am größten ist, also jetzt im Winter: Bei verharschtem Schnee, wenn es besonders schwer ist, an Beute zu kommen oder auch am Ende des Winters, wenn die Füchse schon Vorräte für ihren Nachwuchs anlegen, der zu diesem Zeitpunkt durchaus schon geboren sein kann. Im vergangenen Oktober schrieb Rößler ebenfalls in Pirsch über die Jagd [1]: „Aus Angst vor der moralischen Überheblichkeit der Gesellschaft versuchen wir uns zu rechtfertigen und schwafeln von Artenschutz.“ Im neuen Artikel greift er jedoch wieder in die Mottenkiste und schwafelt selbst von Artenschutz und Eindämmung von Krankheiten - Argumente, die längst vielfach widerlegt wurden [2]. In Luxemburg halbierte sich die Befallsrate der Füchse mit dem Fuchsbandwurm innerhalb von 6 Jahren nach Einstellung der Fuchsjagd [3]. Paul Rößler dürfte selbst wissen, dass infolge der Jagd durch die freiwerdenden Reviere und einen höheren Anteil an Jungfüchsen mehr Wanderbewegungen stattfinden und dadurch Parasiten und Erreger schneller verbreitet werden. Im Podcast der „Jagdcast“-Serie: „Fuchsjagd, aber bitte richtig!“ aus dem Jahr 2022 äußert Rößler folgendes: „Man muss sagen, die Berechtigung für uns, oder die Privilegien, die wir als Jäger haben, können wir ausschließlich nur noch darauf begründen, dass wir einen Beitrag für den Artenschutz, den Naturschutz, oder auch der Gesunderhaltung, oder auch zur Schadensreduzierung haben. Das sind die vier Punkte, mit denen wir heutzutage auch tatsächlich argumentativ punkten können… Das Argument, die reine Freude an der Jagd ist heutzutage für die Gesellschaft nicht mehr akzeptabel und für die Politik auch nicht demnach, und das macht es uns schwierig und deswegen müssen wir die Ehrlichkeit besitzen, uns zu sagen: Okay, was machen wir wirklich und warum jagen wir was? Und wenn wir sagen, wir sind Naturschützer und Artenschützer, dann müssen wir es nicht nur sagen, dann müssen wir es auch sein.“ Jäger als Natur- und Artenschützer, kann das überhaupt sein? Ist es dann nicht ehrlicher, zu seiner Passion zu stehen? Für Rößler und andere Fuchsjäger ist das Töten von Füchsen Spiel, Spaß und Spannung. Wenn man möglichst kein Tier leben lässt und ganze „Gehecke“ (Würfe von Jungfüchsen) erledigt, ist das ganz in seinem Sinne, denn so bleibt noch genügend eigene „Beute“ für gemeinsame Treibjagden. Im oben genannten Artikel vom 11. Januar beschreibt er, wie er zum Jahresende mit Freunden einen, wie er es nennt, „herzlichen Jagdtag“ erlebt, bei dem die 15 Schützen dieser Niederwildjagd jeweils zwei Stück Wild erlegt haben. 30 Tiere, darunter Hasen, Fasane und mindestens eine Waldschnepfe fanden an diesem „herzlichen“ Tag den Tod. Wenige Tage zuvor postete Rößler ein Video auf Instagram, bei dem 19 mit Wärmebildkamera gefilmte Abschüsse von Füchsen nacheinander gezeigt werden, zelebriert mit flotter elektronischer Musik – ehrlicher hätte er kaum seine Leidenschaft des Tötens demonstrieren können. Warum dürfen Paul Rößler und andere Fuchsjäger aus Spaß und Freude Füchse töten? Warum darf das Töten allein aus Passion ausgeübt werden? Warum gibt es die Fuchsjagd überhaupt noch, obwohl die gesellschaftliche Akzeptanz fehlt? Weniger als 10 % der Deutschen befürworten laut Umfrage des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2020 die Jagd auf den Fuchs obwohl wissenschaftliche Fakten die Sinnlosigkeit der Fuchsjagd belegen und der Politik keine gegenteiligen Fakten vorliegen? obwohl die Fuchsjagd weder tierschutzgerecht noch ethisch zu vertreten ist? In Luxemburg ist die Fuchsjagd seit 2015 verboten, weil es schlicht keinen objektiven Grund gibt, den Fuchs zu bejagen. Die Leitlinie der Regierung sei es, eine Verhaltensweise gegenüber Tieren zu fördern, die der aufgeklärten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Wir Menschen sind nicht die einzigen Lebewesen, die Gefühle und Schmerz empfinden, so der inzwischen verstorbene Staatssekretär im Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur Luxemburgs, Camille Gira [4], bei einer Pressekonferenz im Januar 2015. Es ist nicht vertretbar, die Tradition der Fuchsjagd in Deutschland noch länger aufrecht zu erhalten, weil eine kleine privilegierte Gruppe Freude und Lust beim Nachstellen und Töten dieser sensiblen, empfindungs- und leidesfähigen und für die Ökosysteme unverzichtbaren Tiere verspürt. +++ [1] Worum geht es bei der Jagd - Klartext vom Raubwildjäger [2] Fragen und Antworten - Fakten zur Fuchsjagd [3] Modell für Europa: Luxemburg ohne Fuchsjagd [4] Zum Tod von Camille Gira

  • Rechtsstreit Nationalpark Unteres Odertal – eine Chronologie

    Hören - Erinnern Sie sich? Seit Mitte 2021 umschließt ein für Wildtiere kaum überwindbarer Drahtgeflechtzaun die Überflutungspolder eines der bedeutendsten Auen-Nationalparks Europas. Etliche Tiere sind während des künstlich herbeigeführten Hochwassers 2021/22 im Nationalpark Unteres Odertal im Landkreis Uckermark (Brandenburg) ertrunken oder im Zaun verendet. Zeugen sagen aus, dass das auch aktuell noch der Fall ist. Bei Hochwasser haben Rehe, Hirsche, Feldhasen und viele streng geschützte Tiere kaum eine Möglichkeit zu entkommen - sie ertrinken oder sterben an Erschöpfung. Der Zaun verhindert auch den Wechsel zwischen den jahreszeitlich unterschiedlichen Lebensräumen. Tiere im Nationalpark Unteres Odertal auf der Flucht vor dem Hochwasser. Video: Marko Bolz Seit nunmehr zwei Jahren klagen wir mit Hilfe von Naturschutzorganisationen, die in Brandenburg nach dem Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz anerkannt sind, vor den Gerichten in Potsdam und Berlin-Brandenburg gegen den Landkreis Uckermark. Doch die Gerichte nehmen sich viel Zeit, um dann juristisch nicht nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen. Hier eine kurze Chronologie: Dezember 2021: Erste Tiere ertrinken im Nationalpark oder verletzen sich tödlich beim Versuch, Zäune zu überwinden. Eine Bürgerinitiative lanciert eine Petition und rüttelt in den folgenden Wochen die Öffentlichkeit auf. Januar 2022           Beschwerde bei der EU-Kommission, Ergebnis: Wir mögen zunächst den Rechtsweg gehen. Februar 2022     Einleitung eines behördlichen Verfahrens gegen den Landkreis Uckermark. Schnell zeigt sich, dass die zuständige Landrätin nicht willig ist, die Zäune wenigstens zu versetzen. Es folgt der Antrag auf einstweilige Verfügung (Eilverfahren) beim Verwaltungsgericht Potsdam, den Zaun auf der Westseite des Nationalparks und Natura 2000-Gebiets abzubauen. Auf den öffentlichen Druck hin verkündet das brandenburgische Ministerium für Gesundheit und Verbraucherschutz am 17. Februar zumindest die Verlegung eines Teils des westlichen Zaunes zu planen. Juni 2022 Schon mehr als drei Monate sitzt das Verwaltungsgericht eine Entscheidung im Eilverfahren gegen den Bau von Wildschweinzäunen im Natura 2000- und Vogelschutzgebiet Nationalpark Unteres Odertal aus. Deshalb wurde am 21. Juni 2022 durch die Berliner Rechtsanwältin Eva Biré Untätigkeitsklage beim Verwaltungsgericht Potsdam eingereicht, damit die Einleitung eines Hauptsacheverfahrens. Oktober 2022               Es folgt eine Verzögerungsrüge: Das Eilverfahren wurde nach über sechs Monaten ohne erkennbaren Grund nicht zum Abschluss gebracht. November 2022               Beschluss im Eilverfahren: Dem Antrag auf einstweilige Verfügung wird vom Verwaltungsgericht Potsdam nicht stattgegeben. Beschwerde an das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Darin heißt es: „Der Beschluss des VG Potsdam ist fehlerhaft. Das Verwaltungsgericht unterlässt in mehrfacher Hinsicht eine tatsächliche Auseinandersetzung mit dem Einzelfall und den Einwänden der Naturschutzorganisationen. Der Beschluss enthält nicht nur überwiegend allgemein gehaltene und floskelhafte Erwägungen, sondern ist im Übrigen an entscheidenden Stellen lückenhaft.“ Dezember 2023 (!) Die Beschwerde wird abgewiesen, der Streitwert auf 45.000 Euro festgesetzt. Die Begründung des Oberverwaltungsgerichts bestätigt unseren Eindruck, dass hier bewusst Zeit geschunden wurde, um die Entscheidung im Eilrechtsschutz leichter zu haben. Nachdem jetzt aber das Eilverfahren abgeschlossen ist, kann mit einem Fortgang im Hauptsacheverfahren gerechnet werden. Hier wird das Gericht es weniger einfach mit der Entscheidung haben. Für den Eilrechtsschutz war es ausreichend, eine überwiegende Wahrscheinlichkeit des Obsiegens in der Hauptsache zu verneinen. Im Hauptsacheverfahren muss sich das Gericht dagegen dezidiert mit unseren Einwendungen auseinandersetzen und darf entscheidungserhebliche Rechtsfragen nicht wie das Beschwerdegericht offenlassen. Wildtierschutz Deutschland betreibt die Verfahren mithilfe der in Brandenburg klagebefugten Naturschutzorganisationen Freier Wald, Waldkleeblatt – Natürlich Zauche und BUND Brandenburg und wird dabei durch die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht (DJGT) unterstützt. Weitere Informationen zum Thema Bitte unterstützen Sie uns: Wildtieren helfen und Artenvielfalt im Nationalpark erhalten

  • Schweiz: Umgang mit dem Wolf gesetzeswidrig ...

    mit einem Filmbeitrag von Rolf Hösli. Appell für den strengen Schutz der Wölfe in Europa zeichnen Hören - Der rechtskonservative Öl- und Agrarlobbyist Albert Rösti, seit diesem Jahr Umweltminister der Schweizer Volkspartei SVP im Bundesrat der Schweiz, hat gegen den Willen der Mehrheit der Schweizer Wähler den präventiven Abschuss von Wölfen durchgeboxt. Jeweils vom 1. Dezember bis zum 31. Januar soll es demnach erlaubt sein, Wölfe präventiv zu töten. Eine Vertreterin der zweitstärksten politischen Kraft, der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP), will vom Bundesrat wissen, warum hier „gesetzes- und verfassungswidrig gehandelt sowie die von der Schweiz ratifizierte Berner Konvention missachtet werde“. Nach der Berner Konvention ist der Wolf wie durch EU-Recht „streng geschützt“. Im Rahmen dieser Abschusserlaubnis wurden bis zum 21. Dezember bereits 24 Wölfe getötet, die meisten im südlich gelegenen Kanton Wallis. 800 Jäger hatten sich dafür beworben, eine Wolfstrophäe - das ist in der Schweiz erlaubt - mit heimnehmen zu können. Legal wurden insgesamt bereits 42 Wölfe im ablaufenden Jahr in der Schweiz geschossen. Rösti will die Wolfsrudel deutlich unter eine von Schweizer Wissenschaftlern für erforderliche erachtete Mindestpopulation von 20 Rudeln senken. Aufgrund der Beschwerden von Naturschutzorganisationen (u.a. WWF) beim Bundesverwaltungsgericht wurde die Erlaubnis Wölfe zu töten am 9. Dezember zunächst im Kanton Graubünden zurückgezogen. 350 NGOs aus 46 Ländern auf 6 Kontinenten, darunter auch Wildtierschutz Deutschland, haben dem Schweizer Bundesrat und der Berner Konvention ein Protestschreiben zugestellt [1]. Nicht nur seitens internationaler Umwelt- und Naturschutzorganisationen wird Rösti unter Beschuss genommen. Auch politisch steht Rösti unter Druck. Wie in einigen deutschen Bundesländern mit sehr hoher Wolfsdichte haben sich Präventivmaßnahmen wie Herdenschutzhunde, Elektrozäune und die Anwesenheit des Menschen bei der Reduzierung von Wolfsrissen auch in der Schweiz als bemerkenswert erfolgreich erwiesen: Die Zahl der von Wölfen getöteten Nutztiere (hauptsächlich Schafe) in der Schweiz ging im Jahr 2023 um 29 % im Vergleich zum Vorjahr (850 gegenüber 1.200) zurück, obwohl die Zahl der Wölfe gestiegen ist. Worüber in der Schweiz kein Lobbyist jammert, ist das im gleichen Zeitraum, Jahr für Jahr etwa 4.000 bis 6.000 Schafe in den Schweizer Alpen durch Abstürze zu Tode kommen. Kollateralschaden eben. +++ [1] Schreiben an Bundesrat und Berner Konvention Mehr über Wölfe in unserem Blog Der nachfolgende Filmbeitrag von Rolf Hösli zeigt auf, wo in der Schweiz Mängel des Herdenschutzes bestehen und wo bereits beachtliche Erfolge erzielt worden sind. Hösli ist Fürsprecher eines gesetzlich verpflichtenden Herdenschutzes.

  • Fuchsjagd während der Paarungszeit nicht tierschutzkonform

    Hören - Inmitten der Paarungszeit der Füchse und während der ersten Vollmondnächte im Dezember beginnen deutschlandweit die sogenannten Fuchswochen. Ziel dieser bis teilweise in den März andauernden Jagdevents, bei denen auch etliche revierlose Jagdausübungsberechtigte zum Schuss kommen, ist es, möglichst viele Füchse zu töten. Das ist in den Winternächten einfacher als zu anderen Jahreszeiten, weil zum einen die ansonsten sehr vorsichtigen Füchse auf der Suche nach einem Partner oder einer Partnerin ihre Sicherheit vernachlässigen und sie zum anderen in hellen Schneenächten leichter auszumachen sind. >>Petition: Tierquälerische Baujagd und Jagdhundeausbildung mit lebenden Füchsen Während dieser „Hoch-Zeit“ der Fuchsbejagung werden die für die Aufzucht der Jungtiere und die Versorgung der jungen Fuchsfamilien erforderlichen Fuchsrüden hunderttausendfach erschossen, ebenso hochträchtige Fuchsfähen und gar nicht selten auch welche, die bereits Jungtiere aufziehen. Im Bundesjagdgesetz ist die Tötung von zur Aufzucht von Jungtieren erforderlichen Elterntieren zwar strafbewährt. Aber sowohl Jagdausübenden als auch Behörden und Gesetzgeber nehmen billigend in Kauf, wenn massenweise künftige und aktuelle Fuchsväter erlegt werden und die Welpen ohne den Hauptversorger zurückbleiben. Die intensive Bejagung während der Paarungszeit führt dazu, dass letztlich die verbleibenden Füchse mehr Nachwuchs bekommen, leergeschossene Reviere von neuen Füchsen besetzt werden und die Bestandsverluste innerhalb kürzester Zeit wieder aufgefüllt sind. Mittels der Jagd konnten die Fuchsbestände noch nie reguliert werden und – wie Praxisbeispiele zeigen – ist die Jagd dazu auch gar nicht erforderlich: In Fuchsjagd freien Arealen in deutschen Nationalparks, im Kanton Genf oder in Luxemburg ist die Zahl der Füchse zum Teil seit Jahrzehnten weitgehend konstant. Gängige Scheinargumente, die von Jagdlobbyisten und bisweilen auch von den Ministerien genannt werden, sind: Regulierung der Fuchspopulation, Schutz gefährdeter Tierarten, Reduzierung von Gesundheitsrisiken für den Menschen. Regulierung der Fuchspopulation Die Bestände von Füchsen mit jagdlichen Mitteln zu regulieren ist weder erforderlich noch möglich. Ein Beispiel: Luxemburg und das Saarland sind in etwa gleich groß. Während im Saarland seit dem Jagdjahr 2015/2016 etwa 27.000 Füchse von Jägern getötet und in der Regel entsorgt oder liegengelassen wurden, ist die Fuchsjagd in Luxemburg seitdem verboten. In beiden Regionen sind die Fuchsbestände in etwa gleich groß geblieben. Unterschiede sind, dass die Füchse in Luxemburg ein höheres Durchschnittsalter erreichen, dort die Befallsrate mit dem Fuchsbandwurm sinkt und sich wieder intakte soziale Strukturen etablieren. Auch wissenschaftliche Studien (z.B. Comte et al. 2017, vgl. auch Langgemach, T. & J. Bellebaum 2005) belegen, dass sich selbst durch intensive und tierquälerische Fuchsjagd die Bestände in offenen Arealen nicht regulieren lassen. Im Saarland dagegen – wie in anderen Teilen der Republik – führt die Fuchsjagd zu einer unbeschreiblichen Tierquälerei: Der artinterne Regulationsmechanismus wird so gestört, dass die Füchse mit hohen Geburtenraten reagieren. Fuchswelpen leiden häufig unter Mangelerscheinungen, weil die Fuchsrüden zur Versorgung der jungen Fuchsfamilien vielerorts fehlen. Während die Bestandsgrößen durch mehr Geburten und Zuwanderung schnell wieder zunehmen, wird das Durchschnittsalter der Tiere mehr und mehr gedrückt. Im Durchschnitt wird ein Fuchs in Deutschland kaum zwei Jahre alt. Schutz gefährdeter Tierarten Die Jagdverbände werden nicht müde zu behaupten, dass die Fuchsjagd einen Beitrag zum Artenschutz für Feldhasen, Rebhühner und Fasanen leistet. Tatsache ist zunächst einmal, dass nicht Fuchs und Co. die Ursache für den rapiden Rückgang der Bestandszahlen der genannten – im Übrigen immer noch jagdbaren – Tierarten in den letzten Jahrzehnten ist. Hauptgründe sind der Verlust von Lebensraum und Nahrungsgrundlagen durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Es fehlen landschaftliche Strukturen, die Deckung bieten, die Vielfalt an Wildkräutern und -blumen und Insekten als eine der wichtigsten Nahrungsquellen. Fuchs, Marderhund oder Waschbär sind lediglich die von der Jägerschaft gemachten Sündenböcke für eine verfehlte Landwirtschaftspolitik. Die bei den Bundesländern abrufbaren Streckenzahlen verdeutlichen, dass die willkürlich ausgeübte Freizeitjagd überhaupt keinen messbaren Einfluss auf die Bestände der gefährdeten Niederwildarten hat: Zwischen April 2009 und März 2020 wurden in Deutschland etwa fünf Millionen Füchse getötet. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Feldhasen um 20 bis 30 Prozent reduziert, die der Rebhühner hat sich mindestens halbiert. Fasanen gab es zu Beginn dieser Zeitreihe etwa dreimal so viele – trotz etlicher „Artenschutzprojekte“ inklusive der Aussetzung von gezüchteten Fasanen. Gesundheitsrisiken durch Wildtiere gering Ein Schmarrn ist es zu behaupten, dass das Risiko durch den Fuchsbandwurm zu erkranken, durch die Jagd gesenkt werden könnte. Abgesehen davon, dass es pro Jahr in Deutschland gemäß Robert-Koch-Institut gerade mal 40 Echinokokkose-Erkrankungen gibt und diese durch den Fuchsbandwurm hervorgerufene Krankheit damit zu den seltensten Zoonosen in Europa gehört (zum Vergleich: 2021 ca. 85.000 Corona-Tote durch Mensch-zu-Mensch-Infizierung), zeigen Praxis und Wissenschaft, dass ohne die Jagd die Befallsrate der Füchse sinkt und bei intensiver Jagd steigt. Im seit 2015 Fuchsjagd freien Luxemburg konnte die Befallsrate der Füchse zwischen 2014 und 2020 von 40 auf 20 Prozent gesenkt werden. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen diverse Studien seit den 1990er Jahren: Die Jagd im Hinblick auf die Reduzierung der Befallsrate der Füchse mit dem Fuchsbandwurm ist demnach sogar kontraproduktiv. Eine aktuelle Forschungsarbeit aus Frankreich bestätigt diese Annahme: Die Befallsrate mit dem Fuchsbandwurm sank bei intensiver Fuchsjagd nicht, sondern stieg sogar um 15 Prozent an, während sie in einem Vergleichsgebiet konstant niedrig blieb. Weitere Informationen: Die meisten deutschen Nationalparks ohne Fuchsjagd Jagdverbot im Kanton Genf Luxemburg ohne Fuchsjagd Intensive Fuchsjagd erhöht den Befall mit dem Fuchsbandwurm Gesundheitsrisiken durch Wildtiere gering Zum Thema: Fuchsjagd- Befriedigung eines perversen Hobbys

  • Schliefenanlage – Blick hinter die Kulissen

    Petition: Tierquälerische Baujagd und Jagdhundeausbildung mit lebenden Füchsen (mit vielen weiterführenden Links) Hören - Der zweite Weihnachtstag hielt eine besondere Überraschung für uns bereit. Seit Wochen regnete es Bindfäden und stürmische Böen sorgten für abgerissene Äste und sogar umgestürzte Bäume. Offenbar hatte der Wind auch mächtig an den Zaunelementen unserer örtlichen Schliefenanlage gerüttelt, denn diese hatten sich gelöst und Teile davon befanden sich verstreut auf dem Gelände des Teckelclubs. Die erstmals freie Sicht offenbarte, was bisher verborgen war: Ein künstliches Tunnelsystem, mehrere Kessel und das Fuchsgehege, in dem die Füchse „Vossy“ und „Zorro“ seit ihrem Welpenalter eingesperrt sind. Es sind Gebrauchsfüchse, sogenannte Schliefenfüchse, die dort zum Jagdtraining gehalten werden. Ihr Daseinszweck ist die Ausbildung der Erdhunde (Teckel und Terrier) für die Tötung ihrer Artgenossen bei der Baujagd. Der Sturm hatte das bewirkt, was wir uns so sehr wünschten, ein Blick hinter die Kulissen. Die dort vorbeigehenden Menschen hatten für wenige Stunden freie Sicht. Stellten sie sich Fragen wie: Was ist das für eine Anlage? Warum sind Füchse in Zwingern eingesperrt? Wozu dienen diese Gänge oder Tunnel und Kessel im Boden? Wir hofften, dass dieser Sturm die Herzen von Menschen erreicht, Gedanken bewegt und bestenfalls wachgerüttelt hat. So wie wir vor ca. 2 ½ Jahren wachgerüttelt wurden, als wir das erste Mal zwischen den Brettern des Zaunes hindurch diese Anlage erblickten. Seit dieser Zeit haben wir Wissen zur Jagdhundeausbildung und zu Schliefenanlagen, über die Baujagd und die Fuchsjagd im Allgemeinen gesammelt. Wir wissen sehr genau, für uns gibt es keinen Weg zurück, wir wollen den Tieren helfen – wahrlich keine leichte Aufgabe für uns. Füchse sind sensible empfindungsfähige Lebewesen. Wir sind der Meinung, was mit den Schliefenfüchsen geschieht, geht uns alle etwas an. Wenn wir uns auch nur für wenige Minuten die Perspektive dieser Tiere vor Augen führen und die Situation durch ihre Augen zu sehen versuchen, erkennen wir schnell die Einschränkungen, die ein gutes Leben für sie unmöglich machen. Ihr „Leben“ besteht aus Leiden wie Gewalt, Schmerzen und Angst. Es beschleicht uns ein starkes Ungerechtigkeitsgefühl, was ihre Behandlung betrifft. Wir fragen uns, wie die Teckelbesitzer es wohl fänden, wenn ihr Hund lebenslang in einem Zwinger eingesperrt wäre und man würde ihr Tier regelmäßig in Angst und Schrecken versetzen. Zugegeben etwas provokant, aber gar nicht so abwegig. Schließlich gehört der Fuchs zur Familie der Hundeartigen. Wie kann die unterschiedliche Behandlung ähnlicher Tiere gerechtfertigt werden? Betrachten wir uns selbst, erkennen wir, dass zu unserem Menschsein ein selbstbestimmtes Leben gehört. Damit übernehmen wir unseres Erachtens eine moralische Verantwortung, die die Verpflichtung einschließt, Bedürfnisse von Tieren zu berücksichtigen und geeignete Lebensbedingungen für sie zu schaffen. Dabei sollte das vorrangige Interesse eines Tieres, kein Leid zu erleben, Grund genug sein, ihm Schmerzen oder Angst und damit Leiden zu ersparen. Füchse leiden zu lassen, weil Fuchsjäger Spaß, Spiel und Spannung bei der Baujagd erleben möchten, ist aus unserer Sicht verantwortungslos und entschieden abzulehnen. Bist Du unserer Meinung und möchtest uns gern mit Deiner Stimme unterstützen, dann melde dich bei Aktionsbündnis Fuchs, Pro Fuchs Deutschland oder bei Wildtierschutz Deutschland. Wir sind sicher, dass wir über einen Sturm der Empörung einen Wandel herbeiführen können, denn Füchse verdienen Respekt, keine Verfolgung! +++ Wie die Baujagd abläuft und was den Fuchs in der Schliefenanlage erwartet erfahren Sie hier

  • Willkommen Wolf - ländliche Bevölkerung für strengen Schutz

    Appell für den strengen Schutz der Wölfe in Europa zeichnen Hören - „Willkommen Wolf“ war eine gemeinsame Initiative zur Rückkehr des Wolfes, die 2004 vom NABU und dem Volkswagen-Konzern ins Leben gerufen wurde. Für die Projektpartner war es eine echte Herzenssache, das schlechte Image, das dem Wolf nicht zuletzt durch den Grimm´schen Märchenschatz anhaftet, zu verbessern. Gemeinsam setzten sie mit Projekten wie „Der Wolf macht Schule“ auf sachliche Informationen. Die umfangreiche Aufklärungsarbeit mit Plakaten, Broschüren, Flyern, DVDs und eigens komponierten Wolfsliedern war ein Kernziel. Mit der „Tour de Wolf“ wurden Schulklassen durch Dutzende von Wolfsgehegen in ganz Deutschland geführt. An Kitas und in Kindergärten wurden Projekthandbücher inklusive Spiel- und Bastelideen verteilt. Es gab ein Wolfsmobil und im Museumsdorf in der Lausitz wurde eine multimediale Wolfsausstellung untergebracht. Der NABU baute ein Netzwerk von ehrenamtlichen Wolfsbotschaftern auf, als Ansprechpartner vor Ort und im Dialog mit Bauern, Schäfern und Jägern. Kurzum: Ein viel beachtetes Vorzeigeprojekt mit Erfolgskurs war entstanden. Wie sieht es denn nun nach fast 20 Jahren mit dem Wolf aus? Sind die Menschen bereit, mit ihm in friedlicher Koexistenz zu leben? Die Politik möchte aktuell den strengen Schutzstatus der Wölfe senken, aber wie bewertet dies die Bevölkerung? Dazu gibt es eine aktuelle Umfrage in 10 europäischen Ländern [1]. Demnach befürwortet 68 % der ländlichen Bevölkerung den Schutz großer Prädatoren wie Wölfe. „Die Rückkehr der Wölfe in Europa ist ein Grund zum Feiern, nicht zum Fürchten.“ Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen deutlich, dass die Mehrheit der Menschen, die in der Nähe von Wölfen leben, deren Schutzstatus befürwortet und bereit ist, mit ihnen zu koexistieren, auch wenn dies von manch einem anders dargestellt wird. Fundierte Daten und die Anerkennung der Bedeutung der biologischen Vielfalt sollten die Entscheidungen der Europäischen Kommission bestimmen, nicht die Interessen einiger weniger. Naturschützer wie der Biologe und Verhaltensforscher Kurt Kotrschal sehen in der Rückkehr der Wölfe einen ökologischen Hoffnungsschimmer, denn Wölfe können in freier Natur einen wichtigen Beitrag für die Gesundung der als hoch bewerteten Bestände großer Pflanzenfresser wie Reh und Rothirsch leisten. Wir müssen der Natur wieder mehr Raum geben. Mit Blick auf den Wolf heißt das für den österreichischen Forscher: „Wir müssen lernen, mit ihm und nicht gegen ihn zu leben.“ Der BUND sagt: „Die Hoffnung auf einen „Herdenschutz mit der Waffe“ kann nur scheitern, da sie die Biologie des Wolfes ignoriert. Pauschale Abschussquoten oder Populationsobergrenzen lösen keine Probleme oder verringern keine Konflikte, sondern sie verstetigen oder verstärken Probleme. Es gibt weltweit keinen Nachweis, dass die Zahl von Nutztierrissen durch die Bejagung auf der Basis von festgesetzten Abschussquoten reduziert wird.“ [2] Was sagt der Präsident des NABU Jörg-Andreas Krüger ganz aktuell zum Wolf? Eine Herabstufung des Schutzstatus sieht er kritisch, weil „das am Problem vorbeigeht (…). Die Frage ist: Wie kriegen wir den Herdenschutz hin? Wir wissen von NRW, dass 65 % der angegriffenen Weidetiere nicht gut geschützt waren, in Niedersachsen sind es über 80 %. Wir müssen die Weidetierhalter dabei unterstützen, dass ihre Tiere vernünftig geschützt sind. Das muss finanziert sein. Wir brauchen natürlich das Mittun der Weidetierhalter und Weidetierhalterinnen. Der Abschuss wäre nur dann eine Lösung, wenn wir Wölfe wieder an den Rand der Ausrottung bringen (…). Der Wolf würde im Ökosystem wieder fehlen, das hat Deutschland international zugesagt, dass man das nicht will. Wir brauchen den Wolf ja auch im Ökosystem. Er gehört in die mitteleuropäischen Ökosysteme als ein Regulator, als Gesundheitspolizei…“ [3] Offenbar sind sich Bevölkerung, Experten und die beiden großen Naturschutzverbände weitgehend einig in puncto strengem Schutz für den Wolf. Umso wichtiger ist es, dass die Politik ebenso auf Aufklärung, flächendeckende Herdenschutzmaßnahmen und unbürokratische Hilfen für Weidetierhalter und -halterinnen setzt und sich nicht von wenigen „Schreihälsen“ leiten lässt. +++ [1] Savanta (2023): Understanding Rural Perspectives. A survey on attitudes towards large carnivores in rural communities. [Ländliche Sichtweisen verstehen. Eine Umfrage zur Einstellung gegenüber Großraubtieren in ländlichen Gemeinden.] [2] BUND für Koexistenz von Wolf und Weidetierhaltung und gegen Jagd auf Wölfe [3] Biodiversität: Der Wolf nur Feind oder auch Helfer? Mehr über Wölfe erfahren Sie hier

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