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  • Lovis Kauertz

Und immer lockt der Fuchs - ein kalendarischer Jagdeinblick

Das Jagdjahr beginnt am 1. April – aber was jagt der gewöhnliche Jagdscheinbesitzer eigentlich im April? Der Feldhase zieht seine ersten Jungen auf, Jungfüchse - wenn sie schon da sind - verweilen noch in ihrem Bau, Vögel bauen ihre Nester. Obwohl die Natur jetzt alle Ruhe verdient hätte, gibt es immer noch Jäger, welche kleinen und großen Wildtieren nachstellen.

Fuchsrüde

Der Fuchsrüde ist der Haupternährer während der Aufzucht der Welpen. Manche Jäger erschießen ihn dennoch während dieser Zeit. Bild: Berndt Fischer

Im ersten Monat des Jagdjahres sind das vor allen Dingen Kaninchen, für manch selbsternannten „Artenschützer“ auch Füchse. Beide Tierarten dürfen in weiten Teilen der Republik ganzjährig bejagt werden. Davon ausgenommen sind Elterntiere, die für die Aufzucht von Jungtieren erforderlich sind. Wer allerdings zwischen April und September Kleintiere jagt, nimmt es damit wohl nicht so genau – bei Füchsen, bei denen auch der Rüde „Vaterschaftsurlaub“ hat, schon gar nicht. Eine letzte Amtshandlung des ex-Bundeslandwirtschaftsministers Christian Schmidt (CSU) - ja, das ist der, der die Bundesumweltministerin und wohl auch die Kanzlerin in Sachen Glyphosat hintergangen hat - war es, bundesweit die Schonzeit für Wildschweine aufzuheben, so dass die Wildsau und eigentlich alle Tiere des Waldes jetzt unter Dauerbeschuss zu leiden haben.

Bündnis90/Die Grünen haben sich nicht getraut

Ab Mai ist der Rehbock auf. Ihm wird jetzt vorwiegend wegen seines Gehörns nachgestellt. Bündnis90/Die Grünen wollten dem eigentlich Einhalt gewähren, weil die Trophäenjagd in unserer Zeit der Vergangenheit angehören sollte – doch sie haben sich bis heute nicht getraut. Jedenfalls dort, wo sie in den letzten Jahren mit in der Regierungsverantwortung waren.

Spätestens im Mai findet man auch erste Gitterfallen vor den Ausgängen der Fuchsbaue. Platz ist darin für einen ganzen Wurf – fünf, sechs Füchse oder mehr. Stunden vergehen bis der „Waidmann“ kommt, sie in den Sack steckt und … ach lassen wir das.

Der Sommer ist die Zeit der Jagd auf die Jungtiere des Vorjahres, so genannte Schmaltiere: Reh, Hirsch und Damwild. Kleintierjäger begnügen sich mit Kaninchen und mit Füchsen ... und mit Katzen. Iltis, Hermelin, Mauswiesel rufen ab August den gemeinen Fallenjäger auf den Plan.

Wegen seines Gehörns wird der Rehbock bereits im Mai gejagt. Bild: Timo Litters

Großwildjäger

Zwischen September und Januar werden in Deutschland jeden Tag im Durchschnitt mehr als 6.000 (sechstausend) Rehe erschossen und etwa 3.000 Wildschweine – jeden Tag! Vielen schlägt die letzte Stunde, wenn Jäger in Mannschaftsstärke ausrücken. An so genannten Drückjagden, welche oft über mehrere Reviere stattfinden, nehmen manchmal mehrere Hundert Jäger und Treiber mit ihren Hunden teil. Sie versetzen ganze Landstriche in Aufruhr. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz schreibt in ihren Nachrichten, dass bei dieser Art zu jagen nur die wenigsten Tiere nach dem ersten Schuss tot sind.

Selbst im Winter, wenn die Natur den Organismus vieler Arten schon auf Sparflamme laufen lässt und die Tiere dringendst ihre Winterruhe bräuchten, kennt der gemeine Jäger kein Pardon.

Kleintierjäger

In landwirtschaftlich strukturierten Gegenden ist die Hoch-Zeit der Jagd zwischen Oktober und Dezember – die Zeit der Kleintierjäger. Ein Viertel bis ein Drittel der verbliebenen Hasenbestände wird jetzt ausgelöscht und Millionen von Wildvögeln werden in diesen vier Monaten Opfer der Lodenjacken – die wenigsten davon landen allerdings, wie häufig suggeriert, im Kochtopf.

Es sind Wildgänsearten, die tausende von Kilometern zurückgelegt haben, um bei uns ein wenig zu verschnaufen; Enten, darunter immer wieder auch geschützte Arten; Rabenvögel und Fasanen; die auf den Roten Listen geführten Rebhühner; Schwäne und der Kormoran, den eigentlich eine EU-Vogelschutzrichtlinie schützt. Seeadler fallen unter Kollateralschaden, die vergiften sich am Munitionsblei im Körper der Tiere, die liegen geblieben sind. Aber wer regt sich eigentlich darüber auf, in Ägypten, Italien oder auf Malta und Zypern kräht doch auch kein Hahn danach.

Was für ein Psychopat muss man sein, diese Tiere zu töten. Bild: Jo Kurz

Und immer lockt der Fuchs

Der größte Feind des Jägers ist wohl Reineke Fuchs. Deshalb wird ihm ganzjährig nachgestellt, ganz besonders jedoch im Dezember und im Januar, oft auch noch im Februar, wenn die Füchsin längst tragend ist. Jäger organisieren sich dann im Rahmen von sogenannten Fuchswochen und legen nicht selten Strecken um die einhundert Füchse. Schnell noch ein Foto für die Presse - wenn sie sich noch trauen ihr Hobby öffentlich zu machen - und dann gehen die meisten Tiere ab zur Tierkörperbeseitigung.

Wer im März dann immer noch nicht genug hat, schießt sich auf den Beginn des neuen Jagdjahres ein: Fuchs, Wildsau und Kaninchen gehen immer.

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