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  • Gabi Joormann

Das Mauswiesel - Hermännchen ist der Kleinste der Marderartigen

Hören - Großartige Erlebnisse spielen sich manchmal direkt vorm Fenster ab, so auch an einem Vormittag im Juli, als ich aus den Augenwinkeln etwas am Geländer meiner Dachterrasse vorbeihuschen sah. Üblicherweise sind dies Eichhörnchen, die sich an den ausgelegten Nüssen bedienen, um diese in den Gärten der Nachbarn zu verstecken. Ein Eichhörnchen war es jedoch nicht, das braune Etwas hatte einen langgestreckten Körper und mit den enganliegenden Ohren und dem kurzen Schwanz erinnerte mich sein Anblick an eine Knackwurst auf kurzen Beinen, die über die Terrasse fegte. Ich brauchte einen Moment, um es zu identifizieren. Kurzum: Es war ein Hermännchen, ein Mauswiesel! Merkwürdig, was machte es auf meiner Terrasse?

Der Mauswiesel, auch Hermännchen genannt, ist ein Marderartiger
Dieser kleine Actionheld wohnt in Baumhöhlen, Mauerritzen, in Stein- und Holzhaufen, in Maulwurfsgängen, Hamster- und Rattenbauen. und wird nur 11 bis 26 cm lang. Bild: Gabi Joormann

Diesen besonderen Moment wollte ich mit der Kamera, die glücklicherweise ganz in der Nähe lag, festhalten. So schoss ich das einzige Bild vom flinken Wiesel, bevor es die Eibe hinunterkletterte und in Nachbars Garten verschwand. Die wenigen Sekunden reichten aus, um mich für dieses erstaunliche und hübsche Tier zu begeistern.


Das Mauswiesel Mustela nivalis ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder. Ich mag den Begriff „Raubtier“ nicht. Die Tiere handeln ihrer Art entsprechend, das hat so gar nichts mit dem Raub, der eine gesetzeswidrige Handlung ist, zu tun. Warum dieser Begriff noch immer verwendet wird erschließt sich mir nicht.


Neben dem größeren Hermelin ist es die zweite in Mitteleuropa heimische Wieselart. Sie fühlen sich in unterschiedlichen Lebensräumen wohl, zum Beispiel im Grünland, an Waldrändern, in Wiesen und Weiden, in landwirtschaftlichen Gebieten oder eben in einem Garten, der nicht ganz so aufgeräumt ist. Nur in tiefen Wäldern, Wüsten oder im Gebirge über 3.000 m Höhe findet man sie nicht.


Mauswiesel sind nahezu in der gesamten paläarktischen Region sowie in Nordamerika beheimatet. Im großen Verbreitungsgebiet gibt es erhebliche Schwankungen in Größe und Gewicht. Die Kopf-Rumpf-Länge liegt zwischen 11 und 26 cm, das Gewicht zwischen 25 und 250 g. Hierzulande sind Mauswiesel etwas größer als beispielsweise in Nordamerika. Die Weibchen sind im Durchschnitt leichter als die Männchen. Das Mauswiesel ist etwa halb so groß wie das Hermelin, sein Schwanz ist kurz und hat keine schwarze Spitze.


Dieser kleine Actionheld wohnt in Baumhöhlen, Mauerritzen, in Stein- und Holzhaufen, in Maulwurfsgängen, Hamster- und Rattenbauen. Im Winter kann man ihn auch in stillen Kellern und auf Dachböden entdecken.


Das quirlige Energiebündel verspeist problemlos fünf Mäuse am Tag, kommt aber auch mit ausgewachsenen Ratten und jungen Kaninchen klar, die es mit einem Genickbiss tötet. Seine Hauptnahrung sind allerdings Mäuse. Dort wo die Mäusevorkommen hoch sind, sind auch die flinken Jäger unterwegs. Dabei liefert es sich Verfolgungsjagden bis tief in die Mäusebaue hinein. Es verlässt sich ganz auf seine hervorragenden Sinne.


Seine Fortpflanzung ist vom Nahrungsangebot abhängig. Die Paarungszeit ist ganzjährig, aber vorwiegend im Frühjahr, im Februar/März. Nach fünf bis sechs Wochen kommen die nur 1,5 g schweren Winzlinge zur Welt, die etwa 10 Wochen gesäugt werden und im Alter von zwei bis drei Monaten den Familienverband verlassen. Geschlechtsreif sind sie nach fünf bis sechs Monaten. Sie gebären im Durchschnitt vier bis sieben Junge bis zu zweimal im Jahr.


Obwohl tag- und dämmerungsaktiv bekommt man den kleinen „Vielfraß“ nur selten zu Gesicht, weil dieser mit ständiger Nahrungssuche in unterirdischen Gängen beschäftigt ist. Hin und wieder taucht er für kurze Augenblicke an der Erdoberfläche auf, um dann wieder ins nächste Gangsystem abzutauchen. Ich habe also großes Glück gehabt, dass ich ihn einmal so nah erleben durfte.


Das Mauswiesel ist nach Meinung vieler Menschen ein echter Sympathieträger, schon deshalb, weil es bereits durch seine Anwesenheit die Mäuse- und Rattenpopulation beeinflusst.


Ebenso wie Fuchs, Hermelin und weitere Marderartige erbringen Mauswiesel wertvolle Ökosystemleistungen. Dennoch stehen sie in den meisten Bundesländern immer noch auf der Abschussliste. In wenigen Bundesländern (z.B. Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg) darf das Mauswiesel seit geraumer Zeit nicht mehr bejagt werden.

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