top of page
  • Gabi Joormann

Küssen verboten – auf der Suche nach König Laubfrosch

Hören - Auf dem Weg in die Dingdener Heide genießen Martin und ich die in Oktober noch spätsommerlichen Temperaturen und wollen unsere Energiereserven auftanken. Wir radeln ins ca. 9 km entfernte Naturschutzgebiet in der Hoffnung, dass wir den kleinen Sonnenkönig Laubfrosch ein letztes Mal begegnen, bevor sich dieser zur Winterruhe verabschiedet. Mit etwas Glück können wir ihn in den Gehölzen, vornehmlich Brombeerbüschen entdecken, so unsere Hoffnung. Er sieht schon etwas spacig aus, wie eine kleine glänzende Plastikfigur aus einer Spielzeugkiste. Selbst geübte Augen müssen oftmals lange schauen, bis sich dieses grüne Wunder der Natur zeigt.

Laubfrosch grün im Herbst
Mit etwas Glück kann man den Laubfrosch in den Gehölzen, vornehmlich Brombeerbüschen entdecken. Bild: Gabi Joormann

Dieser Frosch ist ein nur wenige Zentimeter großer Verwandlungskünstler, der je nach Umgebung und Struktur seine Farbe ändert. Nicht so krass wie das Chamäleon, doch sein Grünspektrum ist groß, von gelblich, bläulich, gräulich, grasgrün bis dunkelgrün. Die Umgebungstemperatur scheint bei der Ausfärbung ebenfalls eine Rolle zu spielen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Temperatur, desto heller der Frosch. Laubfrösche sind dank den Haftscheiben an den Enden der Zehen hervorragende Kletterkünstler, selbst an Glasscheiben heften sie sich mühelos an.


Nach der Winterruhe beginnt im Frühling die Partnersuche. Mit lautem Gequake versuchen die Männchen die Weibchen zu beeindrucken und ins Laichgewässer zu locken. Ein solches Froschkonzert ist für viele Menschen, so auch für uns, ein einzigartiger Hörgenuss. Jetzt im Frühherbst sind nur noch vereinzelt an sonnigen Tagen knarzende und krächzende Rufe zu hören.


Der Europäische Laubfrosch Hyla arborea ist nach der FFH-Richtlinie und dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Dank vieler umfangreicher Hilfsmaßnahmen geht es dem Laubfrosch etwas besser und seine Bestände entwickeln sich besonders in Naturschutzgebieten recht gut. Ein Schwerpunkt dieser Schutzbemühungen liegt dabei im Raum der Münsterländischen Parklandschaft, also direkt vor unserer Haustür. Die Lebensräume dieser Froschart sind Mitte der Neunzigerjahre stark zurückgegangen. Ursächlich war und ist die Intensivierung der Landwirtschaft und der massive Pestizideinsatz, der das Nahrungsangebot des Laubfrosches schmälert.


Bereits 1997 hat der NABU NRW das Modellprojekt „Ein König sucht sein Reich“ gestartet, wo verschiedene Naturschutzorganisationen, Biologische Stationen, Institute, Behörden, Kommunen und Grundstückseigentümer miteinander kooperieren. Ohne Schutzmaßnahmen können die bestehenden Laubfroschpopulationen nicht überleben. Deshalb wird der Frosch in der aktuellen Roten Liste für NRW auch als von Naturschutzmaßnahmen abhängige Art geführt. Seit dieser Zeit wurden unzählige Biotope saniert oder neu angelegt. Der kleine Sympathieträger kann dank der Hilfe vieler Freiwilliger wieder etwas aufatmen. Eine schöne Erfolgsgeschichte für den Laubfrosch. Ich wünsche mir, dass der NABU NRW auch gegenüber den Beutegreifern wie Fuchs, Dachs und Marder Respekt zeigt und sich für ihren Schutz einsetzt.

Laubfrosch in Brombeerbüschen im Naturschutzgebiet
Dank vieler umfangreicher Hilfsmaßnahmen geht es dem Laubfrosch etwas besser und seine Bestände entwickeln sich besonders in Naturschutzgebieten recht gut. Bild: Dr. Martin Steverding

Aber nun zurück zu unserer ganz persönlichen Laubfroschtour in die Dingdener Heide. Dort angekommen suchen Martin und ich vornehmlich die Brombeerbüsche an den Wegrändern ab, denn auf ihren Blättern fühlen sich die „Laubkleber“ besonders wohl. Es ist wie die sprichwörtliche Suche im Heuhaufen, irgendwie lassen sich die Sonnenanbeter nicht blicken. Liegt es am Wind, den mögen sie nämlich nicht und gerade weht ein ordentliches Lüftchen. Aber dann entdeckt Martin zu unserer Freude doch noch einen Frosch ganz nah am Boden festgeklebt an einem Ast. Martin schießt mehrere Fotos vom Schönling mit seiner Kamera, während ich anschließend mit meinem Handy ebenfalls noch schnell ein Bild machen möchte. Ich konzentriere mich ganz auf den Froschkönig, nähere mich vorsichtig, denn ich will ihn keinesfalls verscheuchen. Als ich mich vorbeuge, rutsche ich an der Graskante ab und falle in den Graben. Dort liege ich glücklicherweise unversehrt zu seinen Füßen und sehe den König vor Schreck im hohen Bogen wegspringen. Martin und ich sind uns einig, dass man ihm ganz anders auf die Sprünge helfen muss.

+++


Auch interessant:

Skorpion im Keller: Das rät die Reptilienstation


bottom of page