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  • Lovis Kauertz

Von Nilgänsen, Jägern und Naturschützern

Beim Deutschen Jagdverband (DJV) stehen Nilgänse, Waschbären und Marderhunde schon lange als Bereicherung der jagdbaren Fauna auf der Abschussliste. Waschbären und Marderhunde auch deshalb, weil sie sich – da nachtaktiv – am besten mit der Falle jagen lassen. Das nutzen die Lobbyisten, um Politikern – egal ob grün oder schwarz – und einer kritischer werdenden Öffentlichkeit weiszumachen, die Fallenjagd unabdingbar für den Naturschutz zu benötigen.

Nilgans mit Küken

Nabu: "Aus Sicht des Naturschutzes wäre auch eine Freigabe der Nilgans zur Jagd in allen Bundesländern denkbar" Bild: josupewo / pixelio.de

Das Interesse des Hobbyjägers am Naturschutz beschränkt sich in aller Regel auf den Erhalt der jagdbaren Arten, sprich Fasane, Rebhühner, Feldhasen. Weil die immer weniger werden und der Deutsche Jagdverband seinen Einfluss auf die Politik in den letzten 30 Jahren eben nicht genutzt hat, Lebensräume und Nahrungsgrundlagen für Rebhuhn und Co. zu erhalten, macht er andere zum Sündenbock: Waschbären, Marderhunde, Füchse. Fakt ist, dass die Bestände dieser Tierarten trotz massiver Tierquälerei im Rahmen der Jagd steigen oder sich kaum verändern und Hasen und Rebhühner trotzdem in die Roten Listen gefährdeter Tierarten rutschen.

Pseudoargumente für die möglichst umfassende Bejagung ohne Schonzeiten fallen den Jagdorganisationen etliche ein:

  • die (wissenschaftlich nicht belegte) Verdrängung heimischer Arten;

  • die Unterstellung, diese Tierarten würden Menschen durch Krankheiten gefährden (ganz so wie man die ideologisch verblendeten Rundumschläge des Deutschen Jagdverbands schon vom Fuchs und von anderen Tierarten her kennt);

  • die Lüge, durch die Jagd könnten die Wildtierbestände nachhaltig reguliert werden.

Bis vor gar nicht langer Zeit wurde seitens der Jägerschaft allen Ernstes dazu aufgerufen, den Igel, diesen Eierdieb, im Fasanenrevier jagdlich zu bekämpfen!

Schützenhilfe hinsichtlich des bundesweiten Abschusses der Nilgans erhalten Jäger nun (mal wieder) von einer Organisation, der viele Tierfreunde das wohl nicht zugetraut hätten: Dem NABU – Naturschutzbund Deutschland.

Deren Vogelschutzexperte, Lars Lachmann, äußerte sich kürzlich zur Jagd auf die Nilgans so: „Aus Sicht des Naturschutzes wäre auch eine Freigabe der Nilgans zur Jagd in allen Bundesländern denkbar. „Die Art ist als invasiv eingestuft - vor allem, weil sie in der Umgebung ihres Nestes andere Wasservögel vertreibt“, erklärte er. Dass auch andere Vogelarten ihre Brut gegenüber potentiellen Gefährdern verteidigen, steht wohl auf einem anderen Blatt.

Nilgans brütet inmitten von Lachmöwen

Überhaupt nicht aggressiver als andere Vogelarten: brütende Nilgans unter Lachmöwen an der Isar. Bild: Dr. Silke Sorge

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