Nachfolgend die Auszüge aus dem Brief eines Jägers, in welchem dieser seine Beweggründe die Flinte an den Nagel zu hängen erläutert. Nach 12 Jahren habe ich endlich den Mut aufgebracht, aus der Jägerschaft auszutreten. In dieser Zeit konnte ich die Mentalität des heutigen Jägers voll erkennen. Ich hatte auch die Gelegenheit, mit mehreren Jagdverbänden zusammenzuarbeiten, so dass die unten angeführten Bemerkungen nicht für einen kleinen Kreis der Jägerschaft gelten – in dem ich Mitglied war -, sondern ich wage zu behaupten, dass die Jäger-Mentalität mehr oder weniger überall die gleiche ist.
"Ich behaupte, dass keine Tat, bei der Erfolg mit Blut verbunden ist, ehrenhaft sein kann – am allerwenigsten bei der Jagd, wo das Tier als Opfer dem Jäger hilflos und schutzlos ausgeliefert ist." Bild: Heiko Anders
Warum soll man kein Jäger werden?
1.Die Behauptung, dass Jäger Umweltschützer oder Ökologen seien, ist lächerlich, genauso wie die Behauptung, dass die Jäger viele freiwillige Stunden im Jagdbezirk verbringen zum Wohle des Wildes, der Tiere und der Umwelt. Alles, was der Jäger im Jagdbezirk tut, ist mittelbar oder unmittelbar mit der Jagd = „Ernte“, dem Abschuss oder mit dem geselligen Zusammensein verbunden. Übrigens: Die so genannten Umweltschutzarbeiten bestehen größtenteils aus dem Aufbau oder Erhalt der Jägerobjekte – die ja dort, wo sie sich befinden, ohnehin ein naturstörendes Element sind - oder aber zur Futtervorbereitung, die in den meisten Fällen nur ein Lockmittel für das Wild darstellt; die Futterstellen und Futterfelder sind ja von Hochsitzen umstellt. Die verschiedenen Reinigungsaktionen in Wald und Flur sind nur Sand in den Augen der breiten Öffentlichkeit – und natürlich pure Jägerpropaganda. Die Jäger mit ihren Hochsitzen, Fahrzeugen und ihrer Anwesenheit sind die größten Naturschädlinge unter allen Erdbewohnern! 2. Noch lächerlicher ist die Behauptung, dass die Jagd in erster Linie Sorge für das Wild trägt und der Abschuss nur eine ihrer Aktivitäten sei. Das Ziel der Jagd ist die Exekution bzw. Tötung, womöglich der schönsten Tiere als persönliche Trophäe – und nichts anderes. 3. Glauben Sie nicht, Jäger sein ist ein Samariterdienst an kranken, angefahrenen oder in Not geratenen Tieren. Für die Situationen, in denen die Jäger als Samariter auftreten könnten, braucht man nicht Jäger (in Deutschland: ca. 360 000) mit der Flinte, sondern nur ein paar professionell ausgebildete Menschen, die eine richtige Einstellung zu den Tieren haben. Ich behaupte, dass keine Tat, bei der Erfolg mit Blut verbunden ist, ehrenhaft sein kann – am allerwenigsten bei der Jagd, wo das Tier als Opfer dem Jäger hilflos und schutzlos ausgeliefert ist. 4. Die Jägerwelt ist viel schlimmer, als man es sich vorstellen kann. Ein wahrer Jäger wirst du nicht mit der Absolvierung des Lehrgangs und der Prüfung, sondern:
- Wenn du das Tier nur noch als ein Ding siehst und es dann, wenn du es getötet hast, Ansehen bei anderen Menschen bringt, Dein Selbstbewusstsein anhebt und Neid bei Kollegen verursacht.
- Wenn du bereit bist, wegen der Jagd die Familie, die Arbeitspflichten und dich selbst zu vernachlässigen.
- Wenn Verleumdungen, Heuchelei, und Alkohol zu deiner Stärke werden oder zumindest dir nicht fremd sind.
- Wenn dich die Schmerzen und die Qual der Tiere nicht mehr berühren.
Man möchte gar nicht wissen, wie viele Wildscheinbabys bei der derzeitigen Schweinepesthysterie ihr Leben lassen, weil das Muttertier getötet wurde. Bild: Detlef Hinrichs
Der Austritt aus der lodengrünen Gesellschaft war für mich eine große Erleichterung, und ich glaube, dass es viele Jäger gibt, die in diese „Organisation“ hineingeschlittert sind: auf Empfehlung von Freunden – Jägern, wie ich zum Beispiel – oder durch Familientradition.
Bist du noch Jäger, dann überlege es dir: Wenn du Tier- und Naturliebhaber werden willst, wie es die meisten Jäger für sich gerne in Anspruch nehmen, dann kannst du es sein – aber bitte ohne Gewehr! Meine Absicht ist nicht, die hartgesottenen Jäger von ihrem Irrtum zu überzeugen. Aus Erfahrung weiß ich, dass dies kaum möglich ist, denn in ihrem Leben ist die Jagd an erster Stelle – und oft hatte ich Gelegenheit zu sehen, wozu diese Menschen in der grünen Uniform bereit sind. Ich appelliere an jene, die mit der lodengrünen Bruderschaft liebäugeln. Ich versichere Ihnen aus meiner Erfahrung: Wenn Sie noch ein wenig zweifeln, ob die Jagd für Sie wirklich das Richtige ist, dann haben Sie in der Jägerschaft nichts zu suchen. Denn Sie sind dann – Gott sei Dank – nicht brutal genug für die seelenlosen Jäger!“ +++
Weitere Informationen zum Thema: Abschaffung der Hobby-Jagd
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