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Drückjagd mit schwer verletzten Wildschweinen


Schon lange stehen Drück- und Treibjagden aus Sicht des Tierschutzes in großer Kritik. Erst am 1. Advent-Sonntag gerieten bei Ginsheim-Gustavsburg Jagdhunde außer Kontrolle und rissen ein Reh vor den Augen meiner Kollegin für die Sektion Hessen und etlicher Passanten, die alle von der gegenüberliegenden Rheinuferseite das Ganze miterleben mussten (Wildtierschutz Deutschland hat Anzeige erstattet!) Hier ein Pressebericht.


„Waidwundschuss“

Eine angekündigte Jagd rund um den Kapellenberg/Taunus am Freitag, 04.12.2020 lief zwar nicht offensichtlich aus dem Ruder, dennoch zeigt die Verletzung des dort getöteten Wildschweines sehr deutlich, dass ein sauberer Schuss auf hochflüchtige Tiere, die von Jagdhunden gehetzt werden, kaum möglich ist. Auf unsere Nachfrage, wie viele Tiere getötet wurden, gab es noch keine offiziellen Angaben, da noch nicht aus allen Gebieten Informationen vorlagen und die Nachsuchen nach verletzten Tieren noch nicht abgeschlossen waren.


Wildschwein mit Bauchschuss
Wildschwein mit Bauchschuss Bild: privat

In einem Online-Jagdforum berichtet ein Jäger über sein Erlebnis von diesem Wochenende:

„4 sauen waren im Treiben, zwei vielen in meiner anstellergruppe . Eine dritte wurde beschossen und morgen früh mit dem Profi nachgesucht . Vermutlich Laufschuss , die Hunde haben kurz gestellt , für den Hundeführer aber kein Rankommen . Danach nichts mehr . Ich konnte einen kranken frischling erlegen . Hoffentlich bekommt das Gespann morgen noch die dritte sau.

Nachtrag zu #215:

Die kranke Sau wurde heute morgen nach 5 km Riemenarbeit gestellt und erlöst . Schuss war sehr hoch durch beide Hinterläufe noch unterhalb der Keulen .“


Afrikanische Schweinepest (ASP) und Risikogruppe Jäger

Hintergrund der ganzen Gesellschaftsjagden, die trotz der akuten Pandemielage überhaupt stattfinden dürfen, sei die Prävention der Afrikanische Schweinepest, die für uns Menschen und andere Haustiere gesundheitlich nicht gefährlich ist!


Der Tierschutzverein TierfreundLich e.V. hat dazu einen offenen Brief an die hessische Umweltministerin geschrieben und die Frage gestellt "Was ist wichtiger? Die Bekämpfung einer Seuche, die weltweit Leben und Gesundheit von Menschen bedroht - oder die angebliche Prävention einer (in Hessen nicht vorkommenden) Tierseuche mit endemischen Charakter?"


Hinzu kommt, dass auch Jäger zu einer Verbreitung der ASP beitragen können:

Prof. Thomas Mettenleiter (Leiter des Friedrich-Löfflers-Institutes): "Viele Landwirte sind auch Jäger, deshalb ist bei der Mitnahme von Fleisch und Trophäen besondere Sorgfalt geboten." Nicht jedes geschossene Schwein werde auf eine ASP-Infektion untersucht, da die Tiere bereits kurz nach der Ansteckung deutliche sichtbar erkranken und dann schnell sterben. Dennoch besteht natürlich auch bei einem scheinbar gesunden Tier ein Restrisiko."


Appell an das Hessische Umweltministerium

Wir appellieren daher an das hessische Umweltministerium, die Ausnahmegenehmigungen zur Durchführung von Gesellschaftsjagen während der Coronapandemie wieder aufzuheben, denn der Tierschutz bleibt mittlerweile komplett auf der Strecke und gerade im Hinblick auf die aktuelle Pandemiesituation sollten solche Jagden nicht noch als weiterer Risikofaktor ausgeführt werden.


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