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  • Lovis Kauertz

Fuchsjagd-Wettbewerb: Deutscher Jagdverband ohne Meinung

Hören - Anfang Dezember hat die Deutsche Jagdzeitung einen Wettbewerb „Fuchsjagdwoche“ ausgerufen. Es geht darum, innerhalb einer Woche so viele Füchse wie irgend möglich zu töten. Die Sieger werden mit Medaillen ausgezeichnet.


Empört haben wir uns u.a. an den vermeintlichen Hüter der Weidgerechtigkeit, den Deutschen Jagdverband (DJV), mit der Bitte um eine Stellungnahme und ein Einschreiten gegen die Jagdzeitung gewandt. Wir haben erläutert, dass aus unserer Sicht dieser Tötungswettbewerb jeglicher Ethik und Weidgerechtigkeit widerspricht. Denn sowohl die Einstellung des Jägers zum Tier als Mitgeschöpf als auch die mitmenschliche Komponente der Weidgerechtigkeit werden durch einen Wettbewerb, bei dem es um nichts als das Töten von möglichst vielen Füchsen innerhalb einer Woche geht, ad absurdum geführt.


Am Mittwoch haben wir dann auch eine Antwort des Geschäftsführers des DJV Olaf Niestroj erhalten. Allerdings nicht zum Sachverhalt, sondern zur „grundsätzlichen Bedeutung der Fuchsjagd“ aus Sicht wohl der Presseabteilung des Jagdverbands.


Rotfuchs Reineke im Wald - Artikel zur Waidgerechtigkeit
Während der Wintermonate werden Füchse massenhaft durch Jäger getötet. Bild: Timo Litters

Keine Meinung ist auch eine Meinung! Wer als Verband auf dem Papier Weidgerechtigkeit und Jagdethik hochhält, aber zu einem solch‘ gravierenden Verstoß gegen ebendiese Werte lediglich meint antworten zu müssen, man sei nicht der Urheber des monierten Artikels und wir mögen unsere Kritik direkt an die zuständige Redaktion richten, hat seine eigene Mission nicht verstanden. Oder vielleicht pfeift die neue Generation im Verband auch darauf, denn mit Ethik und Weidgerechtigkeit lassen sich die Revolverhelden von heute kaum gewinnen.


Dass der Deutsche Jagdverband und im Übrigen wohl auch seine Landesverbände nicht allzu viel (mehr) auf die Weidgerechtigkeit geben, lässt sich auch daran ausmachen, wie man dort die immer neuen Streckenrekorde der Jägerschaft bejubelt. Dass gerade bei den „Wachstumsträgern“ Wildschwein und Waschbär in vielen Fällen nicht von Weidgerechtigkeit, geschweige denn von Tierschutz gesprochen werden kann, lässt die Jägervertretungen kalt. Stattdessen forcieren oder tolerieren sie jagdliche Maßnahmen, die zwangsläufig zu Verstößen gegen gängige Tierschutznormen führen: Aufhebung von Schonzeiten, Verharmlosung oder Aufhebung des Muttertierschutzes, Einsatz von Saufängen, Einsatz von ungeeigneten Hunden und nicht steuerbaren Hundemeuten, Verlängerung von Jagdzeiten, Intensivierung der Jagd während der Nachtzeit, technische Aufrüstung mit Wärmebildtechnik, Nachtsichttechnik, Drohnen.


Dass Niestroj und seine Mannen wohl nicht den geringsten Schimmer davon haben, was Tierschutz bedeutet, verdeutlicht auch ihre Stellungnahme zur Fuchsjagd. Niestroj betont zwar, dass der Elterntierschutz eine „bedeutende Rolle“ spiele, setzt sich aber nicht für angemessene bundesweite Schonzeiten für diese Tiere vor und während der Aufzuchtzeit ein. Stattdessen wenden sich die Jagdverbände nicht einmal gegen die bundesweite Massenvernichtung von Füchsen in den Wintermonaten, die in manchen Revieren bis in den März hinein andauert. Spätestens ab Januar sind die meisten der getöteten Fuchsrüden bereits werdende Väter von drei bis neun Fuchswelpen, die ohne ihn als Versorger der Fuchsfamilie nur eine viel geringere Überlebenschance haben als in intakter Familienstruktur. Erste Fuchswelpen kommen bereits im Januar zu Welt.

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