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  • Gabi Joormann

Wie sich das Schicksal eines zur Jagdhundeausbildung missbrauchten Fuchses in einer Wildtierstation änderte

Hören | Das ist Charly, ein ehemaliger Schliefenfuchs. Er war jahrelang der Willkür von Menschen ausgesetzt und wurde als lebender Köder für die Jagdhundeausbildung benutzt. Eingesperrt in einem viel zu kleinen Zwinger, teilte er das Schicksal vieler seiner Artgenossen in mehr als 100 Schliefenanlagen in Deutschland. Allein für den Jagdspaß einer Minderheit, musste er unzählige Male in den künstlichen Fuchsbau kriechen. Dieser war für ihn kein Rückzugsort, sondern eine Folterkammer, denn Hunde nahmen seine Spur auf und setzten ihn unter gehörigen Stress und in Todesangst. Angst, die ihn gegenüber Menschen aggressiv gemacht hat, Angst, die ihn zeitweise erstarren ließ, Leid und Schmerzen, die viel zu lange unbemerkt blieben.




Normalerweise gibt es kein Entrinnen, Schliefenfüchse fristen lebenslang ihr Dasein mit psychischen und körperlichen Schmerzen in Zwingern. Erfüllen sie nicht mehr ihren Zweck, werden sie erschossen und ausgetauscht, so sieht ihr Leben aus.

 

Doch Charly hatte Glück, wie durch ein Wunder wendete sich ein Schicksal. Aus der Anlage kam er in die Wildtierauffangstation in Überherrn im Saarland. Der Vorsitzende vom Verein Witas e. V., Hartmann Jenal, kümmert sich seit vielen Jahren mit viel Herzblut und Leidenschaft um verwaiste und verletzte Füchse. Als „Fuchsflüsterer“ bekannt, zieht er oftmals von Hand in vielen schlaflosen Nächten Welpen groß oder pflegt kranke Tiere gesund, immer mit dem Ziel, ihnen die Freiheit zu ermöglichen und sie wieder auszuwildern.

 

Charly kam vor einigen Jahren in seine Obhut. Hartmann Jenal schreibt aktuell dazu folgendes:

„Durch unsere Tierärztin und 2. Vorsitzende vom Verein Witas e.V., Elif Istemi aus Euskirchen, wurde Charly zu uns vermittelt. Nach anfänglichen sehr aggressiven Angriffen gegen mich legte sich die Situation nach einer derben Auseinandersetzung. Er war erschöpft und stand hechelnd mit aufgerollter Zunge vor mir. Ich musste mich setzen, so hart hatte er mich gefordert, fortan wurden wir die besten Freunde …

Man muss ihn einfach lieben, denn an ihm ist nichts Falsches. Nun ist er ins Alter gekommen und sehr anhänglich …. eben ein Fuchs der mir viel bedeutet und den ich immer bei mir im Herzen tragen werde!“

 

Charly kann leider nicht mehr ausgewildert werden. Heute erfüllt er als Altfuchs in der Fuchsstation eine zentrale Rolle bei der Aufzucht von Fuchswelpen. Er ist ihr Lehrmeister und zeigt ihnen, was es bedeutet, ein Fuchs zu sein und wie man sich als solcher zu verhalten hat.

 

Hartmann Jenal und Charly sind nicht nur ein eingespieltes Team, sondern auch ziemlich beste Freunde. Charly wurde vom Trainingsobjekt zum Teamkollegen, Familienmitglied und Freund. Hartmann Jenal betreibt eine Wildtierstation, in der Charly und die anderen Tiere große naturnahe Gehege bewohnen. Füchse sind keine Haustiere, sondern Wildtiere und der Umgang mit ihnen verlangt viel Erfahrung und Sachverstand.

 

Das Netzwerk Fuchs dankt Hartmann für seinen unermüdlichen Einsatz für die Füchse und wünscht beiden weiterhin eine glückliche gemeinsame Zeit.

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