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Lovis Kauertz

Wolfsfreie Zonen sind keine Option

Da die Zahl der Wölfe in Europa stetig wächst, wandern Wölfe immer wieder in neue Regionen ein. Da sie problemlos große Entfernungen zurücklegen können, erfolgt die Expansion mit hoher Geschwindigkeit – in manchen Bereichen schneller, als sich die Menschen anpassen wollen. Die Rückkehr der Wölfe wird von den Menschen überwiegend akzeptiert und auch die wichtige Rolle, die Deutschlands größte Raubtiere in der Natur spielen, wird anerkannt.

Auf der anderen Seite gibt es eine kleinere Gruppe von Menschen, denen er tot lieber ist als lebendig oder die ihn zumindest nicht in der Region haben wollen, in der sie leben. Sie fordern sogenannte wolfsfreie Zonen.

Wolf im Schnee

Auf der Suche nach einem Ort für die Familiengründung legen Wölfe Hunderte, sogar Tausende von Kilometern zurück. Bild: Stefan Suittenpointner

Immer der Fährte nach

Der Wolf ist ein Reisender. Wölfe suchen schon in jungen Jahren nach einem Ort, an dem sie ihre eigene Familie gründen können. Einige Wölfe legen Hunderte, sogar Tausende von Kilometern zurück. Ihr Geruchssinn ist, genau wie der eines Hundes, viel empfindlicher als unsere eigene Nase. Wölfe können riechen, wo und in welche Richtung andere Tiere gegangen sind. Daher ist es nicht wirklich überraschend, dass Wölfe den gleichen Routen folgen wie andere Wölfe. Sobald ein Wolf ein Gebiet passiert hat, ist es wahrscheinlich, dass früher oder später auch ein anderer Wolf das Gebiet besuchen wird.

Werden wolfsfreie Zonen erst einmal definiert, bedeutet das, dass Menschen jeden Wolf töten, der die Zone auch nur durchqueren will. Und es wird nicht lange dauern, bis der nächste Wolf den Weg geht, um in dasselbe Gebiet zu gelangen. Eine Never-Ending-Story.

Klarer Standpunkt zu den Erhaltungsgrundsätzen

Die Wissenschaftlichen Dienste der Bundesregierung haben untersucht, ob die Deklaration von wolfsfreien Zonen mit der Rechtslage in Europa, Deutschland und den deutschen Bundesländern in Einklang zu bringen ist.

Die Ergebnisse der Analyse zeigen eindeutig, dass präventive wolfsfreie Zonen weder mit nationalem noch mit internationalem Recht vereinbar sind - selbst wenn die Gesetze Ausnahmen enthalten, die die Vertreibung und sogar die Jagd eines als problematisch angesehenen Wolfes ermöglichen. Diese Ausnahmen gelten für Einzelfälle, die auf zuvor dokumentierte unerwünschte Verhaltensweisen eines Wolfes folgten, und für Fälle, in denen andere Schutzmaßnahmen wie Zäune, Schutzhunde oder Schäfer nicht erfolgreich waren. Darüber hinaus fordert die FFH-Richtlinie die Sicherstellung eines günstigen Erhaltungszustands des Wolfes.

Dies ist auch ein Grund, warum Politiker versuchen, lokale Gesetze sowie die FFH-Richtlinie zu ändern. Die Situation ist jedoch relativ einfach, die Richtlinie wird sich nicht so schnell ändern. Dazu müssen sich alle Mitgliedstaaten einheitlich verpflichten, den Schutzstatus des Wolfes zu ändern.

Keine Rechtsgrundlage für wolfsfreie Zonen

Ein Gebiet wolfsfrei zu halten, würde konstante und gezielte Maßnahmen zur Vergrämung oder zur Tötung von einwandernden Tieren erfordern. Außerdem würden wolfsfreie Zonen unter Umständen der Gewährleistung eines günstigen Erhaltungszustands widersprechen. Wolfsfreie Gebiete stehen daher im Widerspruch sowohl zur FFH-Richtlinie wie auch zu den deutschen Naturschutzgesetzen.

Die Wolfsmanagementpläne der Bundesländer geben Richtlinien für den Umgang mit dem Wolf vor und basieren rechtlich auf internationalen und nationalen Gesetzen. Sie bieten jedoch keine Rechtsgrundlage für Klagen gegen den Wolf. Dies bedeutet, dass die Ausrufung von wolfsfreien Zonen, egal ob auf Länder- oder Gemeindeebene, aufgrund der aktuellen rechtlichen Situation in Deutschland nicht gerechtfertigt werden kann und somit unerlaubte Aktionen gegen Wölfe illegal sind, unabhängig davon, ob ein Gebiet zuvor als wolfsfreie Zone ausgerufen wurde.

Wolfscheiße

Auf der Spur des Wolfes: Wolfslosung. Bild: Stefan Suittenpointner

Die Lösung heißt Herdenschutz

Neben den rechtlichen Aspekten ist es auch wichtig zu wissen, was die Öffentlichkeit darüber denken wird. So promoten sich beispielsweise die Alpenregionen als wichtige Orte für Biodiversität und Naturerlebnis. Wenn man hier jedoch versuchen wird, einen sich nähernden Wolf zu töten, stimmt das nicht mit der Botschaft überein, die man Touristen zu vermitteln versucht. Da bei weitem die Mehrheit der Menschen den Wolf begrüßt, können die Auswirkungen auf den lokalen Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung zu einem Desaster werden. Zum Glück gibt es eine Lösung. Wie wir aus vielen Beispielen wissen, ist der wirksamste Schutz vor Wolfsangriffen die Umsetzung von Maßnahmen zum Herdenschutz. Maßnahmen wie elektrische Zäune, der Einsatz von Hunden und Schäfern hilft Tierhaltern, ihre Weidetiere zu schützen.

Quellartikel von Nick Huisman auf Wilderness-Society.org

Wissenschaftliche Dienste:

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