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  • Gabi Joormann / Dr. Martin Steverding

Ende der Schonzeit für Füchse. Das erste Mal, Teil 2

Hören - Die Beobachtung unserer Fuchsfamilie am helllichten Tag gehört für Martin und mich zu den Sternstunden unserer Erlebnisse in der Natur. Wir waren zu stillen Zeugen einer Szenerie geworden, die uns Einblicke ins füchsische Familienleben gegeben hat. Tief berührt und sehr dankbar schauten wir uns die Kameraaufnahmen vom Spiel der Racker unzählige Male an. Wie unbeschwert sie in diesem Alter noch sind und wie schön wäre es doch, wenn sie sich diese Leichtigkeit bis ins hohe Alter bewahren könnten. Jungfüchse bleiben häufig auch dann noch im Familienrevier, wenn sie selbständig und damit auf eigenen Beinen stehen können. Die Beziehungen untereinander und auch zu den Eltern bleiben lange Zeit erhalten. Gemeinsames Spiel oder gegenseitige Fellpflege fördern bzw. stärken den Kontakt. Erst wenn das Revier keine ausreichenden Ressourcen in Form von Platz und Nahrung bietet, wandern die Jungfüchse ab.


Unsere Füchse waren noch zu jung, um abzuwandern. Wir versuchten in den darauffolgenden Tagen immer wieder unser Glück in der Hoffnung, wir könnten die Familienbande noch einmal im Sonnenschein erleben.

Fuchswelpen, junge spielende Füchse
Wie unbeschwert sie in diesem Alter noch sind ...

Leider Fehlanzeige, es sollte bei diesem einmaligen Ereignis bleiben. Wir sind nicht traurig, wissen wir doch, dass dieser Glücksmoment Einzug in unsere Herzen genommen hat. Wir hofften einfach, dass es Familie Fuchs gut ging und der Jäger sein Wort, die Füchse nicht zu jagen, hält.


Wir bemerkten zu unserem Entsetzen, dass auf der Wiese nahe dem Fuchsbau und auf einer weiteren Wiese im selben Revier Luderplätze errichtet und frisch bestückt waren. Die Tierteile, das sogenannte Luder, waren etwas eingegraben. Der Fuchs sollte sich lange damit beschäftigen, damit der Jäger ihn möglichst vom Hochsitz aus sicher ansprechen und erlegen konnte. In den Wiesen hatte er Schussschneisen gemäht. Die Fichten vor dem Hochsitz, die die freie Sicht versperrten, waren großzügig geköpft.


Der Ärger stieg in uns hoch, wussten wir doch, was das bedeutete. Die Schonzeit auf Altfüchse in NRW war beinahe vorüber, der Spaß der Fuchsjagd sollte also doch beginnen. Auf das Wort eines Jägers kann man offenbar nicht zählen. Wir waren stinksauer, sind wir doch wohl an der Nase herumgeführt worden. Unsere Fuchsfamilie war im Visier des Jägers und damit in akuter Lebensgefahr. Unsere Kameraaufnahmen zeigten, was bis zum 08.08. geschah. Bis zum 16.07. konnte wir beinahe täglich einen Fuchs zum Teil mit Beute sehen, danach hatten wir kein einziges Fuchsfoto mehr.


Was geschehen war, war offensichtlich. In unserem Ärger kontaktierten wir den Waldbesitzer, der zögerlich und etwas ungehalten auf unsere Vermutung reagierte. Klar, die fehlenden Füchse auf der Kamera sind kein Beweis, dass sie getötet wurden. Leider sprechen aber viele Indizien dafür: Die Schonzeit auf Altfüchse endet am 15.07., viele Jäger beginnen dann mit der „Sommerfuchsjagd“ – in der Nacht zum 16.07. hatten wir die letzte Fuchsaufnahme auf der Kamera. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt…


Bis heute haben wir die Füchse nicht wiedergesehen. Das macht uns traurig, dennoch bestärkt es unseren Willen, dieses sinnlose und grausame Töten aus Freude endlich zu beenden. In unserem Netzwerk Fuchs gibt es viele Menschen, die ähnlich traurige Erfahrungen machen. Vielleicht kennt ihr diese Erlebnisse auch, die alle Bemühungen ins Bodenlose stürzen und daran zweifeln lassen, dass sich etwas zugunsten der Tiere bewegt. Wir geben die Hoffnung nicht auf. Wir können nicht anders, als Stimme für Tiere zu sein, die völlig zu Unrecht gehasst und verfolgt werden.

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