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  • Marianne Rautenberg

Schliefanlage Lemgo-Voßheide – Chronik eines Skandals



Hören - Die Schliefanlage Lemgo-Voßheide gilt als die älteste Schliefenanlage Deutschlands. Sie besteht seit ca. 60 Jahren. In den letzten sieben Jahren wurde sie durch skandalöse Missstände bekannt. Hier ein kurzer Überblick:


Oktober 2016

Der Tierschutzverein Lage wird auf die Schliefanlage aufmerksam und veranlasst eine Kontrolle durch das Veterinäramt. Diese führt zwar zu Auflagen für die Anlagenbetreiber, aber nicht zu einer Schließung.


April 2017

Erneute Kontrolle durch das Veterinäramt: Die neunjährige Füchsin ist nicht mehr in der Anlage. Nach Angaben des Schliefenwarts war sie bei Reinigungsarbeiten entwischt.


Bereits am folgenden Tag sind zwei Fuchswelpen in der Anlage, deren Herkunft nie geklärt wird. Der Schliefenwart gibt an, eine Fähe (Füchsin) „geliehen“ zu haben, die unerwartet Welpen geboren hatte. Der „Verleiher“ des Fuchses gibt an, es sei ein Rüde, die Geburt der Welpen damit nicht möglich. Der Sachverhalt wird nie geklärt, der Leihfuchs stirbt vorzeitig und es kommt zu keiner Untersuchung.


Der Kreis Lippe untersagt dem Schliefenwart per Ordnungsverfügung die weitere Ausübung und ordnet ein Bußgeld an, da er eine hochträchtige Fähe in der Schliefenanlage eingesetzt und großem Stress ausgesetzt hat. Der Schliefenwart wird seines Amtes enthoben, anschließend wird er erster Vorsitzender des Teckel-Clubs.


Tierfilmer Christian Ehrlich zu Schliefanlagen


Juni 2017

Ein Anwohner markiert den Eingang zur Anlage und stellt fest, dass die Füchse bei Hochsommertemperaturen drei Tage lang nicht versorgt wurden. PETA und der Tierschutzverein Lage erstatten Anzeige, der Tierschutzverein und der BUND starten eine Unterschriftenaktion.


September 2018

Der Schliefenwart wird aus Mangel an Beweisen vom Vorwurf der unzureichenden Versorgung der Füchse freigesprochen. Im letzten Moment war ein offensichtlich bis dahin komplett zugewachsenes und somit unzugängliches Eingangstor freigelegt worden, durch das die Füchse angeblich versorgt worden seien.


November 2018

Die Bürgerinitiative „Schliefanlagen schließen!“ wird gegründet und übergibt gemeinsam PETA und dem BUND dem Landrat 18.000 Unterschriften für eine sofortige Schließung. Der Landrat beauftragt einen Naturfilmer, die Amtsveterinärin in der Anlage zu begleiten und die Schliefenarbeit zu filmen.


Januar 2020

Die Tierschutzorganisation PETA erstattet Strafanzeige wegen Tierquälerei. Ein wichtiges Beweisstück dabei ist der im Jahr 2018 erstellte Film.


22.12.2022

Gerichtsverhandlung: Der angeklagte Anlagenbetreiber hat sechs Monate Zeit hat, Alternativen zum lebenden Fuchs für die Hundeausbildung zu finden.


22.06.2023

Die sechsmonatige Frist zum Finden von Alternativen zur Hundeausbildung am lebenden Fuchs endet.

Die beiden Füchse in der Anlage sind längst erwachsen. Sie haben noch nie Freiheit erlebt und fristen ihr Dasein als Objekte zum Training für die Tötung ihrer Artgenossen.


Eine (leider wahre) Geschichte von bewussten Täuschungen und Lügen, von geduldeter systematischer Tierquälerei, Verschleierungen und illegalen Machenschaften – ein Einzelfall? Mitnichten: In Deutschland gibt es mehr als 100 Schliefanlagen. Die meisten von ihnen werden selten bis nie kontrolliert. Es ist weitgehend unbekannt, was dort hinter hohen Hecken, Zäunen oder Mauern geschieht. Dort, wo einmal genauer hingeschaut wurde, kamen oftmals unerträgliche Missstände ans Licht. In der Schliefenanlage Kasendorf bei Kulmbach in Bayern entpuppte sich die neunjährige Füchsin „Nadja“ als ein- bis zweijähriger Rüde – was ist mit „Nadja“ geschehen? In der Schliefenanlage Klein-Auheim bei Hanau in Hessen vegetierten Schliefenfüchse im viel zu kleinen Zwinger auf Betonboden im eigenen Kot, während ein weiterer Fuchs neben der Anlage verweste.


Die Beteuerungen der Betreiber der Schliefanlagen sind nichts als Schall und Rauch. Die Schliefenfüchse sind Trainingsobjekte, ihr Daseinszweck ist das Training für die Tötung ihrer Artgenossen. Menschen, die Füchse für solche niederen Zwecke halten, haben keinen Respekt vor ihrem Leben. Wie ist es möglich, dass solche Verbrechen an unseren Mitgeschöpfen in der heutigen Zeit, in der Ethik und Tierschutz eine immer größere Rolle spielen, noch ausgeübt werden dürfen? Wie viele Jahre müssen noch vergehen und wie viele Füchse müssen noch gequält werden, bis die Schliefanlagen endgültig geschlossen werden?

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